Vom Winde verweht: Papst Franziskus muss wegen eines Tropensturms seinen Besuch auf den Philippinen verkürzen. Foto: ANSA

Papst Franziskus muss seinen Besuch auf den Philippinen verkürzen. Dem Tropensturm „Mekkhala“ kann auch das sonst so unerschrockene Kirchenoberhaupt nicht trotzen.

Tacloban - Mit zerzaustem Haar steht der Papst vor den Gläubigen, die Brille nass und der Saum seiner Kutte vom Pfützenwasser schmutzig. Er trägt einen dünnen Plastik-Regenmantel, genau wie Hunderttausende, die bei Wind und Wetter in Tacloban in den Zentralphilippinen zum Flughafen gekommen sind, um das katholische Kirchenoberhaupt zu erleben. Der Besuch bei den Überlebenden von Taifun „Haiyan“, das war das Herzstück seiner Reise, wie Franziskus verrät. „Als ich diese Katastrophe damals im Fernsehen sah, habe ich auf der Stelle beschlossen: da muss ich hin“, sagte er. Hier ist der Papst in seinem Element. Sein Pontifikat steht ganz im Zeichen der Bescheidenheit, das Leben der einfachen Menschen zu teilen ist seine Absicht. Als erster der 266 Päpste hat er sich den Patron der Armen, Franz von Assisi, zum Paten genommen.

Mit dem Plastik-Regenmantel demonstriert er in Tacloban: „Ich bin einer von euch“, und die Botschaft kommt an. „Wir sind durch harte Zeiten gegangen“, sagt Perla Quiteros am Flughafen. „Aber ich habe ihn gesehen. Alles wird gut, jetzt, da er hier war.“

Der 78-jährige Argentinier hat Talent für solche Gesten und tröstende Worte. Er legt auch die vorbereitete Predigt zur Seite und spricht lieber frei: „Ihr sagt vielleicht: Wir sind im Stich gelassen worden, wir haben unsere Häuser und unsere Lebensgrundlage verloren, und viele von Euch haben Angehörige verloren. Aber ich sage euch: Jesus lässt euch nie im Stich.“ Und dann muss auch Franziskus viele der Wartenden enttäuschen. Den ersten Ausläufern von Taifun „Mekkhala“ hat er noch getrotzt, aber der Wind frischt auf, der Regen peitscht immer stärker und die Sicherheitsleute haben Angst, dass der Papst im Unwetter stecken bleiben könnte. Sie ordnen die vorzeitige Abreise an. „Ich bin echt traurig“, sagt Franziskus Wartenden. Die Kirche spielt auf den Philippinen eine tragende Rolle. 2021 feiert sie den 500. Jahrestag der Christianisierung. Damals schlug ein Eroberer im Namen der spanischen Krone das erste Kreuz auf der Insel Cebu in den Boden. Vier von fünf der 100 Millionen Einwohner sind Katholiken. Anders als in Europa sind die meisten aktive Christen. Die Kirche ist einer der wichtigsten Pfeiler der Gesellschaft.

Nach Taifun Messe in Kirche ohne Dach

Taifun „Haiyan“ traf an einem Freitag auf die Küste. Die ersten Tage herrschte Chaos. Die Menschen suchten verzweifelt nach Angehörigen, kümmerten sich um Verletzte und mussten ihr Überleben sichern. Am folgenden Sonntag, dem 17. November, waren die Kirchen im Katastrophengebiet aber prall gefüllt. In der Kathedrale von Palo, die Franziskus besuchen wollte, las damals ein Priester unter eingestürztem Dach die Messe. Auf den Bänken, die teils als Krankenlager dienten, rückten Verletzte und Verzweifelte zusammen. Die einen dankten Gott fürs Überleben, die anderen flehten um ein Wunder, dass ihre vermissten Verwandten überlebt hatten. Die Kirche ist längst wieder aufgebaut. Hier wollte Franziskus eigentlich Ordensleute treffen.

Die katholische Kirche schenkt Asien unter Franziskus besonderes Augenmerk. Er war in seinem kurzen Pontifikat bereits in Südkorea und in Sri Lanka. „Asien ist - was die katholische Kirche angeht - der dynamischste Kontinent“, sagte Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan vor der Reise. „Die katholische Kirche wächst und ist sehr lebendig.“