Ohne Mörtel – der Trockenmauerbau ist ein altes Handwerk. Foto: Landratsamt /Christian Seybold

Trockenmauern im Kreis Ludwigsburg prägen das Landschaftsbild, sichern die Hänge und machen, dass der Wein schmeckt. Bald könnten sie zum immateriellen Unesco-Kulturerbe werden.

Trockenmauern. Klingt nach einem trockenen Thema – ist es aber nicht. Man könnte sagen, dass es durchaus etwas mit „feuchtfröhlich“ zu tun hat. Trockenmauern sind nämlich mit dafür verantwortlich, dass der Wein am Ende richtig gut wird. Das ist aber nur eine von vielen positiven Eigenschaften der Trockenmauern, die das Bild der Steillagen entlang des Neckars entscheidend prägen. Nur: Wer bewirtschaftet schon diese anstrengenden Lagen und stapelt heute noch mühsam Steine aufeinander?

 

Trockenmauern an Neckar und Enz

Eine bundesweite Initiative setzt sich deshalb nun dafür ein, dass das Handwerk des Trockenmauerbaus immaterielles Kulturerbe der Unesco werden soll. Der Weinbauverband Württemberg und der Landkreis Ludwigsburg beteiligen sich daran. Das kommt nicht von ungefähr: Auch wenn genaue Zahlen fehlen, wird der Landkreis Ludwigsburg als der Kreis in Deutschland mit den meisten Trockenmauern genannt. Das Handwerk des Trockenmauerbaus ist besonders in Württemberg mit dem Weinbau an Neckar und Enz verbunden.

Natürlich gibt es nicht nur im Landkreis Ludwigsburg Trockenmauern. Der Trockenmauerbau ist eine jahrhundertealte Handwerkskunst, die in ganz Deutschland eine bedeutende Rolle spielt. Von den Steillagen im Weinbau über historische Friedhofsmauern und Burgruinen bis hin zu Böschungsmauern und Umfriedungen – überall in Deutschland sind Trockenmauern wichtige Elemente des kulturellen Erbes.

Die Trockenmauer ist eine Mauer aus Natursteinen, die ohne Mörtel, also „trocken“, aufeinander geschichtet wird. Sich mit diesem alten Handwerk für die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco zu bewerben, läuft unter der Federführung der Regionalinitiative „Faszination Mosel“. Auch dort prägen Trockenmauern die Weinberge.

Der Landkreis Ludwigsburg springt da gerne auf: „Die Trockenmauern sind das Rückgrat der Kulturlandschaft unseres Landkreises und bieten einen Mehrwert für die ganze Gesellschaft“, sagt Landrat Dietmar Allgaier. „Die Weinbergsteillagen dienen sowohl als Erholungs- und Tourismusraum, als auch als Hangsicherung und wichtiger Bereich der Biodiversität. Es ist mir wichtig, dem Handwerk des Mauerbaus und damit den Menschen, die diese Kunst mit Schweiß und Geschick ausüben, Anerkennung zukommen zu lassen. Deshalb unterstützen wir gerne die Initiative zur Anerkennung als Immaterielles Unesco-Kulturerbe.“

Die Trockenmauern halten die steilen Hänge – wie hier in den Weinbergen von Benningen. Foto: Sandra Lesacher

Was auch daran liegt, dass der Weinbau – nicht nur, aber auch – im Landkreis aktuell unter großem wirtschaftlichem Druck steht. In den vergangenen vier Jahren sind rund zehn Prozent der Steillagenflächen aus der Bewirtschaftung genommen worden. Grund ist der hohe Arbeitsaufwand – dieser ist um das Vierfache höher als in fahrbaren Lagen. In den Steillagen ist Handarbeit angesagt.

Werden die Flächen aufgegeben, verlieren die Trockenmauern den eigentlichen Sinn ihrer Entstehung. Dietrich Rembold, Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, unterstützt deshalb die Initiative: „Der Erhalt der Mauern und damit die Bewahrung des Handwerks kann uns nur gelingen, wenn die Flächen weiterhin bewirtschaftet werden.“ Dafür brauche es aber einen auskömmlichen Preis für Weine aus den Steillagen. „Mit der Anerkennung des Handwerks des Mauerbaus als Kulturerbe besteht die Möglichkeit, die Bevölkerung und Konsumenten auf die Einzigartigkeit dieser Kulturlandschaft aufmerksam zu machen“, so Rembolds Hoffnung.

Wertschätzung und Impulse

Für den Dietmar Allgaier wäre eine Eintragung Trockenmauerbau-Handwerks als immaterielles Kulturerbe „eine wertvolle Anerkennung und könnte neue Impulse für Schutzmaßnahmen, Weiterbildungen und die Wertschätzung dieses traditionsreichen Handwerks bringen“, so der Landrat.

Nicht zuletzt würde der Wein profitieren. Denn Trockenmauern dienen nicht nur zur Hangfestigung und zur Bewirtschaftung der Steillagen. Sie bieten auch ein spezielles Mikroklima, das unter anderem die Qualität der dort angebauten Tropfen verbessern kann.

Mitmachen

Online-Umfrage
Menschen, die mit Trockenmauern zu tun haben, können sich an der Bewerbung beteiligen. Damit die Bewerbung möglichst viele Facetten des Trockenmauerbaus abbildet, wurde ein bundesweiter Beteiligungsprozess ins Leben gerufen.

Regionalinitiative
Alle relevanten Akteure – Menschen aus Handwerk, aus Wissenschaft, Fachleute aus dem Natur- und Denkmalschutz sowie regionale Initiativen sind eingeladen, sich bei einer Online-Umfrage der Regionalinitiative „Faszination Mosel“ zu beteiligen.