Mehr heiße Tage und nur selten mal ein heftiger Regenschauer: Wegen der zunehmenden Trockenheit appellieren Kommunen, Landkreise und Wasserverbände an die Menschen, weniger Wasser zu verbrauchen. Wie kommt es zur Wasserknappheit und was kann man tun? Ein Überblick.
Es ist trocken in Deutschland, der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung zeigt für weite Teile des Landes Dunkelrot: Bis in 1,8 Meter Bodentiefe herrscht „außergewöhnliche Dürre“, bedeutet das. Daran haben auch kurze Regenschauer mancherorts kaum etwas geändert. Der Städte- und Gemeindebund warnt angesichts der Trockenheit vor Wasserknappheit in einigen Regionen. Antworten auf Fragen zum Wasserverbrauch.
Was hat die Klimakrise mit dem Grundwasserspiegel zu tun?
Die globale Erderhitzung beeinflusst die klimatischen Verhältnisse auch in Deutschland. Zwar nimmt die Niederschlagsmenge in Mitteleuropa Fachleuten zufolge nicht ab, aber die Muster verschieben sich – und auch ohne Veränderungen bei den mittleren Niederschlagsmengen kommt es auch hierzulande öfter zu trockenen Böden. „Die Klimaerwärmung erhöht die Verdunstung, während gleichzeitig mehr Feuchte in der Luft gehalten werden kann“, sagt Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Uni Leipzig. Das hängt damit zusammen, dass eine um ein Grad wärmere Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Dadurch trocknen die Böden stärker aus, können aber kaum durch gelegentliche intensive Niederschläge ausgeglichen werden. „Sicher werden auch wieder feuchtere Jahre kommen, aber die Dürrephasen werden häufiger, wodurch langfristig der Grundwasserspiegel sinken kann“, sagt Haustein.
Wie ist die aktuelle Situation?
Fachleute zeigen sich besorgt über eine Abnahme der Grundwasserspiegel in den vergangenen Jahren. Obwohl es vielerorts im Juni ausreichend regnete, kam laut dem Naturschutzbund (Nabu) beim Grundwasser wenig davon an: Der Regen floß demnach meist oberirdisch ab, verdunstete oder die Pflanzen nahmen es in ihrer Wachstumsphase auf. In einigen Regionen waren die Grundwasserstände und Quellschüttungen laut Nabu bereits Ende Juni auf „unterdurchschnittlichem Niveau“. Setzt sich die Entwicklung fort, hat das auch Auswirkungen auf das Trinkwasser – denn das kommt zu zwei Dritteln aus dem Grundwasser.
Wie kann man selbst Wasser sparen?
Leitungswasser ist hierzulande Trinkwasser – es wird aber für viele Dinge genutzt, etwa zum Wäschewaschen, Klospülen oder Rasensprengen. Pro Tag verbraucht jeder Mensch in Deutschland im Schnitt 128 Liter Wasser, heißt es vom Nabu. Schon für eine Minute Duschen sind es 15 Liter Wasser. Und der durchschnittliche Verbrauch ist in den vergangenen Jahren angestiegen.
Mit einigen einfachen Tipps kann der individuelle Verbrauch von Trinkwasser schon deutlich reduziert werden. Der Naturschutzbund empfiehlt: Kürzer duschen und beim Einseifen das Wasser abstellen, Sparduschköpfe oder sogenannte Durchflussbegrenzer einsetzen, Kleidung auch mal nur lüften, statt sie häufig zu waschen, lieber ins Freibad gehen, statt einen Pool oder ein Planschbecken im Garten zu befüllen.
Wer die Möglichkeit hat, kann Regenwasser auffangen – mit großen Sammelbehältern oder Zisternen – und etwa zum Gießen nutzen. Auch Wasser, das zum Kochen oder zum Waschen von Gemüse verwendet wurde, kann gesammelt und zum Bewässern genutzt werden. Ohnehin ist es sinnvoller, den Rasen und andere Pflanzen seltener und dann ausreichend zu bewässern. Sonst wird nur die Oberfläche feucht, die Pflanzen wurzeln weniger tief und werden noch empfindlicher für Trockenheit.
Welche Faktoren spielen noch eine Rolle?
Auch durch den bewussten Konsum von Lebensmitteln oder von Produkten wie Kleidung kann man zum Wassersparen beitragen: Regionale, saisonale und ökologisch erzeugte Lebensmittel haben in der Regel einen geringeren Wasser-Fußabdruck. Kaffee, Schokolade, Rindfleisch, Soja oder Reis schneiden beim sogenannten virtuellen Wasserverbrauch laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft besonders schlecht ab. Auch für die Produktion einer Jeans oder eines Laptops wird – oft anderswo auf der Welt – enorm viel Wasser verbraucht.
Was kann dazu beitragen, dass sich die Grundwasserbestände wieder auffüllen?
Hier sind laut dem Naturschutzbund nicht nur Privatpersonen, sondern auch Kommunen und Unternehmen gefragt. Zum einen werde der Gesamtwasserverbrauch auch gesenkt, wenn Energie gespart wird: Denn viel Wasser aus Flüssen wird demnach etwa zum Kühlen von Wärmekraftwerken eingesetzt. Zum anderen müsse es den Umweltschützern zufolge darum gehen, Wasser in der Landschaft zu belassen.
„Es müssen zügig Maßnahmen ergriffen werden, damit wertvolles Süßwasser in der Fläche gehalten wird, statt es über Drainagen, Kanäle und Flüsse schnell Richtung Meer zu schicken“, sagt Johannes Enssle vom Naturschutzbund. Andere Maßnahmen sind demnach, Gräben zu verschließen, Moore wieder zu vernässen und Bach- und Flussläufe so zu gestalten, dass sie ausufern und mäandrieren können. Auch die Tatsache, dass viele Flächen versiegelt sind durch Bebauung, ist laut Nabu ein Problem: „Versiegelte Flächen verhindern die Grundwasserneubildung und verstärken durch Starkregen bedingte Überschwemmungen.“
Wertvolles Grundwasser
Speicher
Mehr als die Hälfte der großen Grundwasservorkommen der Erde sind neuen Satellitendaten der NASA zufolge unter Stress: Sie werden deutlich schneller leergepumpt, als sie sich auf natürlichem Wege wieder auffüllen können.
Verluste
Auch hierzulande sinken einer Datenanalyse des Global Institute for Water Security zufolge die Grundwasserstände. Seit dem Jahr 2000 hat Deutschland demnach zufolge so viel Wasser verloren, wie der Bodensee fasst. Besonders betroffen sind den Forschenden zufolge Bayern, Baden-Württemberg und Lüneburg.