Wasser satt: Die Stadt Stuttgart kauft Jahr für Jahr viel Wasser ein für den Badespaß. Foto: dpa/Guido Kirchner

Die Besucher stürmen die Freibäder. Damit sie dort schwimmen und planschen können, kauft die Stadt jede Menge Wasser ein. Wir erläutern, wofür es sich nach dem Badespaß noch eignet und wofür nicht.

Die Stuttgarter Freibäder sind gefragt wie schon lange nicht mehr: An diesem Wochenende wurde die 800 000er-Marke geknackt. Zum Vergleich: 2019, im letzten Sommer ohne Corona, waren es bis zum Ende der Freibadsaison Mitte September insgesamt 760 000 Besucher. Die Investition ins Wasser lohnt sich also für die Bäderbetriebe. Wie viel das in diesem Jahr sein wird, kann jetzt freilich noch nicht festgestellt werden.

Die Erfahrung zeigt aber: Über die EnBW beziehen die Bäderbetriebe laut ihrem Sprecher Jens Böhm jährlich etwa 238 Millionen Liter, hinzu kommt noch Quellwasser. Pro Freibad wird von einem durchschnittlichen Tagesverbrauch von 120 000 Liter ausgegangen, bei Hallenbädern sind es etwa 40 000 Liter. Letztere schlagen derzeit aber nicht zu Buche, da sie ja geschlossen haben.

Wasser aus dem Kläranlagenbetrieb

Beim Wasserverbrauch schreibt die Stadtverwaltung allen Behörden und Eigenbetrieben eine möglichst hohe Effizienz vor. Deshalb versieht das Gartenamt inzwischen etwa 800 Bäume in der Stadt mit wiederbefüllbaren Wassersäcken. Welche Wassermengen da insgesamt erforderlich sind, darüber macht das Gartenamt jetzt noch keine Angaben.

Aber es wird festgestellt: „Im vergangenen Jahr konnte erstmals über 50 Prozent Grau- und Betriebswasser als Gießwasser verwendet werden. Das ist vollständig gereinigtes Kläranlagen-Wasser, das im normalen Kläranlagenbetrieb dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt wird. Wie der Anteil für dieses Jahr ausfallen wird, kann erst zum Ende der Gießsaison im November diesen Jahres kalkuliert werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Kastanien sind empfindlich

Großen Bäumen wie ausgewachsenen Kastanien hilft das nicht. Und die reagieren empfindlich auf so lang anhaltende Trockenheit wie jetzt. Das zeigt sich daran, dass die Blätter von außen nach innen vertrocknen. Und sie werden anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Vor allem durch die Kastanienminiermotte, deren Larven Gänge in das Blattinnere fressen und das Laub weiter schädigen. Hierbei entstehen längliche, weißgrüne Blasen auf den Blättern, welche anschließend abtrocknen und sich braun verfärben.

Dennoch ist es keine Lösung, die Kastanien mit dem nahe gelegenen Freibadwasser zu bewässern, wie beispielsweise im Freibad Rosental in Stuttgart-Vaihingen. Da wäre nichts gewonnen, denn dieses Wasser fehlt ja dann dem Wasserkreislauf der Bäder, zu dem auch die Duschen zählen. Deshalb werden die Liegewiesen der Freibäder eher nicht bewässert. Eine Ausnahme gibt es bei den Thermalbädern. Dort herrscht das Durchflussprinzip: Das Wasser fließt aus den Quellen in die Becken und von dort in den Neckar. Die Wiesen im Leuze können so täglich durch die Mombach-Quelle bewässert werden.