Baden-Württemberg vertrocknet, vor allem in den vergangenen fünf Jahren hat es viel zu wenig geregnet. Wie ist die Lage in diesem Sommer? Ein Überblick in Karten.
Vertrocknete Böden, gelbes Gras, absterbende Bäume und Pflanzen, Staubwolken über Feldern – dass es in den vergangenen Jahren zu wenig geregnet hat, konnte man auch in Baden-Württemberg immer wieder beobachten. Zuletzt war auch der Frühsommer sehr trocken.
Daten aus dem bundesweiten Dürremonitor zeigen, dass die Zahl der deutlich zu trockenen Monate in allen Landkreisen in Baden-Württemberg zugenommen hat. In den vergangenen fünf Jahren waren die Trockenperioden besonders lang. Das Ergebnis der Recherche unserer Redaktion mit Correctiv, NDR, BR und WDR: Klimawandel bringt zunehmend Hitze und Trockenheit mit sich – und es ist nötig, die Folgen vor Ort abzumildern.
Geradezu dramatisch ist die Lage in Stuttgart und Freiburg. Seit 2018 hat es in den beiden Städten fast durchgehend zu wenig geregnet. Die Statistik weist im Schnitt 11,4 Dürremonate für Stuttgart aus, 11 für Freiburg – der Landesschnitt liegt bei 6,8. In einem Dürremonat sind die Böden bis 1,8 Meter Tiefe mindestens auf der halben Fläche des Stadt- oder Landkreises zu trocken. Das bedeutet, dass die Bodenfeuchte geringer ist als in 80 Prozent der Jahre seit 1951.
Fünf Jahre Dürre
Die Werte bestätigen ein Bauchgefühl, das viele Stuttgarter haben, wenn sie an schon im Juni verdorrten Wiesen vorbeikommen: ja, es ist viel zu trocken, und das seit Jahren. In einer Umfrage des BUND gaben zuletzt knapp 60 Prozent der befragten Baden-Württemberger an, wegen der aktuellen Trockenheit besorgt zu sein.
In der folgenden Karte können Sie die Dürremonate von 2018 bis 2022 in allen Kreisen in Baden-Württemberg vergleichen. Die Schaltflächen erlauben den Wechsel zwischen dem Gesamtboden und dem Oberboden bis 25 Zentimeter. Letzterer erholt sich bei Regen schneller und ist für die Landwirtschaft wichtiger, während sich Dürre in tieferen Bodenschichten hartnäckiger hält und vor allem Wäldern schadet.
Die Zahl der Dürremonate pro Jahr hat sich gegenüber den Jahrzehnten von 1961 bis 1990 fast verdoppelt – im Durchschnitt der baden-württembergischen Kreise von 1,6 Monaten auf rund 3 Monate in den Jahren 1993 bis 2022. In Mannheim haben sich die Dürremonate auf 4,2 mehr als verdreifacht. Aber auch Flächenlandkreise wie Calw oder Emmendingen zählen mehr als doppelt so lange Trockenperioden wie früher.
In der folgenden Karte können Sie mit einem Klick auf die Schaltflächen die Zahl der Dürremonate 1961 bis 1990 und 1993 bis 2022 vergleichen:
Wie trocken ist es aktuell?
Fast im gesamten Land herrscht mindestens moderate (orange), in Teilen sogar extreme Dürre (dunkelrot), zum Beispiel im Schwarzwald und in Oberschwaben. Die Karten des Helmholtz-Dürremonitors zeigen den Stand von Dienstag (11. Juli).
Mit den Unwettern in der Nacht auf Mittwoch ist in Teilen des Landes wieder viel Regen gefallen, die Auswirkungen auf die Dürrewerte werden sich in den kommenden Tagen zeigen. Oft reicht ein einzelner starker Regenguss nicht, um gerade in tieferen Bodenschichten wieder genug Wasser ankommen zu lassen. Nach einem relativ regenreichen Start ins Jahr 2023 ist es in Baden-Württemberg seit Mai wieder zu trocken.
Zwischenzeitlich fiel innerhalb von 30 Tagen in manchen Teilen der Region Stuttgart fast überhaupt kein Regen. Auch in Stuttgart sind die Niederschläge weiterhin deutlich zu niedrig für die Jahreszeit, wie Daten unserer „Klimazentrale Stuttgart“ zeigen. Insbesondere die Oberböden leiden laut einer Karte des Deutschen Wetterdiensts derzeit flächendeckend unter „Trockenstress“, sind also nicht ausreichend durchfeuchtet.
Klima-Recherche
Verbund
Diese Recherche ist Teil einer Kooperation unserer Redaktion mit Correctiv, NDR, BR und WDR. Das Netzwerk Correctiv.Lokal recherchiert zu verschiedenen Themen, darunter in einem Schwerpunkt langfristig über die Klimakrise. Weitere Infos unter correctiv.org/klima
Datenprojekt
In unserer „Klimazentrale Stuttgart“ können Sie tagesaktuell für Ihren Ort in der Region Stuttgart verfolgen, wie viel es zuletzt geregnet hat und ob die Temperaturen derzeit normal sind. Zur Klimazentrale