Pro Person im Haushalt werden circa drei Kubikmeter Wasser pro Monat verbraucht. Foto: dpa-Zentralbild

Bei vielen Menschen ist in den vergangenen Wochen die Jahresrechnung für Trink- und Abwasser eingegangen – und die wirft häufig Fragen auf. Die wichtigsten Antworten.

Waiblingen - Bei vielen Menschen ist in den vergangenen Wochen die Jahresrechnung für Trink- und Abwasser eingegangen. Wir beantworten dazu ein paar Fragen und erklären unter anderem, wie die Preise zustande kommen.

Wie werden die Preise kalkuliert?

Die Preise für Trink- und Abwasser entstehen durch eine komplexe Gebührenkalkulation, die jede Gemeinde für sich aufstellt. Basis dafür ist beispielsweise in Fellbach ein gemeinsamer Kalkulationsleitfaden der Verbände BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) und VKU (Verband kommunaler Unternehmen). Berücksichtigt werden dabei die Kosten für die Wasserversorgung wie etwa der Aufwand für Personal, Material, Unterhalt, Abschreibung, Zinsen und Wasserbezugskosten. 100 Prozent Kostendeckung ist nicht in jedem Fall erforderlich.

Warum gibt es getrennte Gebühren?

Seit einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim aus dem Jahr 2010 ist die Einheitsgebühr für das Abwasser nicht mehr zulässig. Nun müssen Kommunen in Baden-Württemberg die Abwassergebühren splitten. So ist auch in allen Städten und Gemeinden im Rems-Murr-Kreis die Trennung zwischen Schmutzwasser- und Niederschlagswasser entstanden. Abgerechnet werden so viele Kubikmeter Schmutzwasser wie Trinkwasser verbraucht wurde. Das Niederschlagswasser ist eine Gebühr für die Entsorgung von Regenwasser und bemisst sich nach der versiegelten Fläche auf einem Grundstück.

Wie haben sich die Preise entwickelt?

Das ist von Gemeinde zu Gemeinde recht unterschiedlich – manche senken sogar ihre Gebühren (siehe Beispiel Großerlach). Die Trinkwassergebühr hat sich von 2017 auf 2018 in Baden-Württemberg um 1,4 Prozent erhöht. Damit lag sie im Schnitt bei 2,15 Euro pro Kubikmeter. Die Abwassergebühr blieb hingegen im Landesdurchschnitt konstant. Deutlich haben hingegen die Grundgebühren für die Bereitstellung von Trinkwasser angezogen. Die Erhöhung betrug laut Statistischem Landesamt zwischen 2017 und 2018 durchschnittlich rund fünf Prozent.

Wie lesen die Gemeinden ab?

Im Kreis gibt es verschiedene Wege, den Stand der Wasserzähler zu übermitteln. Backnang setzt auf die Selbstablesung und die Ehrlichkeit der Bürger. Schorndorf ist seit ein paar Jahren dazu übergegangen, Mitarbeiter zu Fuß durch die Straßen zu schicken. Die Ableser sind im Auftrag der Stadtwerke unterwegs, machen ein Foto vom Wasserzähler und können auch gleich feststellen, ob mit dem Zähler alles in Ordnung ist oder ob er falsch eingebaut oder gar manipuliert wurde.

Murrhardt geht den modernsten Weg: Seit vier Jahren setzt die Kommune auf Ultraschallwasserzähler. Bis dato sind laut Rainer Braulik, dem Geschäftsführer des Eigenbetriebs Stadtwerke Murrhardt, rund 70 Prozent der Zähler ausgetauscht worden. Bis 2021 soll der Rest folgen. Gemessen wird der Wasserverbrauch mit Ultraschall – und das ohne Verschleiß. Die Werte können mit einem speziellen Gerät im Vorbeifahren aus einem Fahrzeug heraus abgelesen werden. Gespeichert sind nicht nur die aktuellen Werte, sondern die des gesamten abgelaufenen Jahres. So können auch kleinste Wasserverluste laut Braulik leicht aufgespürt werden. „Wir haben deutlich mehr Transparenz – und die Akzeptanz in der Bevölkerung ist gut“, sagt er. Die Zähler seien zwar etwas teurer, das System könne er jedoch jeder Kommune empfehlen.

Wie viel Wasserverbrauch ist normal?

Pro Person im Haushalt werden laut Andreas Seufer, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Schorndorf, circa drei Kubikmeter pro Monat verbraucht. Somit rechnet er bei einem Single mit etwa 36 Kubikmetern pro Jahr, bei einer vierköpfigen Familie mit 144 Kubikmetern Wasserverbrauch pro Jahr.