Vermehrt begegnen uns bei Videos und Texten sogenannte Triggerwarnungen. Aber wo liegt ihr Ursprung und warum sieht man sie jetzt so häufig? Dem gehen wir im Artikel nach.
Was ist eine Triggerwarnung?
Trigger ist das englische Wort für Auslöser. Eine Triggerwarnung ist eine Ankündigung, die am Beginn eines Textes, Filmes oder Ähnlichem steht, um vor verstörenden oder erschütternden Inhalten zu warnen – sozusagen eine Auslöserwarnung. Der Hinweis soll Menschen schützen, die etwas Vergleichbares erfahren haben und somit ein traumatisches Wiedererleben durchmachen könnten. Ursprünglich stammt die Idee der Trigger aus der Psychotherapie. Dort trägt ihre Identifizierung zur Behandlung von Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei. Mittlerweile werden Triggerwarnungen aber viel weitläufiger in den Medien verwendet, um zum Beispiel vor potenziell anstößigen, ekelerregenden oder brutalen Materialien zu warnen.
Warum sieht man die Warnungen jetzt so häufig?
Dienten die Reizwarnungen einst als Schutz für Opfer von physischer und psychischer Gewalt oder anderer traumatischer Erlebnisse, begegnen sie uns heutzutage immer öfters. Die fast schon inflationäre Verwendung könnte ein Grund dafür sein, weshalb der Begriff und die Ideen dahinter insbesondere in der Internetkultur gerne ins Lächerliche gezogen werden.
Man zieht andere damit auf, dass sie schnell getriggert sind oder versucht gar, sie zu triggern, indem man absichtlich ignorante oder anstößige Dinge sagt. Der ernste Hintergrund wird dabei jedoch außer Acht gelassen. Schließlich sind Trigger im eigentlichen Sinn zufällige Auslöser für traumatische Flashbacks, die für Betroffene eine schlimme Erfahrung darstellen. Ekel, Zorn oder ein verletztes Ehrgefühl reichen nicht an die Tragweite solcher unbewusst vorhandenen oder verdrängten Emotionen heran. Insofern ist die teils nachlässige Verwendung indirekt auch ein Herunterspielen echter, psychologischer Krankheitsbilder.
Diese Bedeutungsverschiebung begann vermutlich irgendwann Ende der 90er-, Anfang der 2000er-Jahre in den USA, wo der Begriff in Internetforen, Blogs und später auf Social Media Verwendung fand. Mit dem Boom der sozialen Netzwerke in den 2010er-Jahren rückten die Triggerwarnungen dann ins Licht einer breiten Öffentlichkeit. Eins führte zum anderen, bis die Warnhinweise auch Einzug in die Universitäten der USA hielten. Eine Umfrage des National Public Radios im Jahre 2016 ergab, dass knapp die Hälfte der 841 befragten Professoren bereits solche Warnhinweise benutzt hatten, um schwieriges Unterrichtsmaterial anzukündigen. Hierbei ging es aber nicht mehr nur darum, Studenten mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu schützen, sondern auch Minderheiten, die sich zum Beispiel durch rassistische oder sexistische Sprache einem Reiz ausgesetzt fühlen könnten.
Aus diesem Kontext heraus fanden die Triggerwarnungen dann wahrscheinlich ihren Weg in den Mainstream, auch außerhalb der USA. Diese Verwendungsweise findet jedoch nicht nur Befürworter. Während auf der einen Seite diejenigen stehen, die mit solchen Reizwarnungen eine sichere Umgebung schaffen wollen, gibt es auf der anderen Seite die Kritiker, die durch eben jene Verwendung Konfrontationsscheu mit unangenehmen Themen fürchten und dadurch in gewisser Weise auch Zensur.
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Wie sinnvoll sind die Triggerwarnungen?
Wie bereits angesprochen, sind die Triggerwarnungen nicht ganz unumstritten. Während sie für Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung sinnvoll und wichtig sind, kann die übermäßige Verwendung auch negative Folgen haben. Dies sieht man unter anderem daran, dass die Warnungen im Internet zu einem Meme geworden sind.
Außerdem gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass Menschen mit einer PTBS durch solche Triggerwarnungen ihr Trauma als zentralen Bestandteil ihrer Identität wahrnehmen und sich dadurch insgesamt verletzlicher fühlen könnten.(1) Des Weiteren könnten solche Hinweise sogar bei nicht vorbelasteten Menschen zu mehr Unwohlsein beim Lesen potenziell verstörender Texte führen, wenn diese glaubten, Worte können emotionalen Schaden anrichten.(2) Dies würde bedeuten, dass die Triggerwarnungen wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wirken könnten. Hinzu kommt die Befürchtung von Kritikern, dass sich sensible Personen nicht mehr an herausfordernde Inhalte heranwagen und durch die Erschaffung einer vermeintlich heilen Welt (Blasenbildung) die Realität verkennen. Insbesondere in Universitäten könnte darunter auch die freie Diskussionskultur leiden.
Dem steht jedoch die berechtigte Sorge um tatsächlich vorbelastete Menschen entgegen, die von solchen Warnhinweisen profitieren können. Selbstverständlich ist es nicht möglich, alle potenziellen Auslöser mit einem Hinweis abzudecken, da diese zu vielschichtig und verschieden sind. So könnte nicht nur ein vergleichbares Ereignis selbst als Auslöser fungieren, sondern auch Erinnerungen, die unmittelbar damit verbunden sind: Gerüche, Lichtempfindungen oder Geräusche. Aber Themen wie Gewalt oder sexueller Missbrauch, die bekanntermaßen oftmals Trigger für Opfer sind, mit einem Hinweis zu versehen, ist als reine Vorsichtsmaßnahme durchaus berechtigt; selbst dann, wenn PTBS in der Allgemeinbevölkerung nicht sehr weit verbreitet sind. Dessen ungeachtet steht es jedem frei, eine solche Warnung einfach zu ignorieren. Von Zensur kann hier also nicht die Rede sein.
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Fazit
Insgesamt lässt die aktuelle Studienlage keine eindeutigen Aussagen für oder wider Triggerwarnungen zu. Es gibt jedoch Stimmen, die eine Abgrenzung von einer echten Auslöserwarnung zu einer reinen Inhaltswarnung vorschlagen. So würde man zum einen verhindern, dass der Begriff überinflationär verwendet wird, zum anderen müsste man bei anstößigen Themen nicht auf einen Hinweis verzichten. Gleichzeitig funktionieren Trailer, Inhaltszusammenfassungen oder Beschreibungstexte in gewisser Weise ebenfalls als Reizwarnungen. Eine explizite Triggerwarnung ist in solchen Fällen meist hinfällig.
Ganz gleich, wie man zu den Warnhinweisen steht, am Ende des Tages sollte man nicht vergessen, wo ihre Ursprünge liegen. Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, denen schlimme Dinge widerfahren sind, die sich jederzeit und ohne Vorankündigung zurück in ihr Bewusstsein drängen könnten. Sowohl die Lächerlichmachung im Internet als auch der selbstgerechte Anspruch auf Triggerwarnungen aufgrund irgendwelcher Befindlichkeiten ist den echten Opfern gegenüber nicht fair.
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Warum sieht man die Warnungen jetzt so häufig?
Dienten die Reizwarnungen einst als Schutz für Opfer von physischer und psychischer Gewalt oder anderer traumatischer Erlebnisse, begegnen sie uns heutzutage immer öfters. Die fast schon inflationäre Verwendung könnte ein Grund dafür sein, weshalb der Begriff und die Ideen dahinter insbesondere in der Internetkultur gerne ins Lächerliche gezogen werden.
Man zieht andere damit auf, dass sie schnell getriggert sind oder versucht gar, sie zu triggern, indem man absichtlich ignorante oder anstößige Dinge sagt. Der ernste Hintergrund wird dabei jedoch außer Acht gelassen. Schließlich sind Trigger im eigentlichen Sinn zufällige Auslöser für traumatische Flashbacks, die für Betroffene eine schlimme Erfahrung darstellen. Ekel, Zorn oder ein verletztes Ehrgefühl reichen nicht an die Tragweite solcher unbewusst vorhandenen oder verdrängten Emotionen heran. Insofern ist die teils nachlässige Verwendung indirekt auch ein Herunterspielen echter, psychologischer Krankheitsbilder.
Diese Bedeutungsverschiebung begann vermutlich irgendwann Ende der 90er-, Anfang der 2000er-Jahre in den USA, wo der Begriff in Internetforen, Blogs und später auf Social Media Verwendung fand. Mit dem Boom der sozialen Netzwerke in den 2010er-Jahren rückten die Triggerwarnungen dann ins Licht einer breiten Öffentlichkeit. Eins führte zum anderen, bis die Warnhinweise auch Einzug in die Universitäten der USA hielten. Eine Umfrage des National Public Radios im Jahre 2016 ergab, dass knapp die Hälfte der 841 befragten Professoren bereits solche Warnhinweise benutzt hatten, um schwieriges Unterrichtsmaterial anzukündigen. Hierbei ging es aber nicht mehr nur darum, Studenten mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu schützen, sondern auch Minderheiten, die sich zum Beispiel durch rassistische oder sexistische Sprache einem Reiz ausgesetzt fühlen könnten.
Aus diesem Kontext heraus fanden die Triggerwarnungen dann wahrscheinlich ihren Weg in den Mainstream, auch außerhalb der USA. Diese Verwendungsweise findet jedoch nicht nur Befürworter. Während auf der einen Seite diejenigen stehen, die mit solchen Reizwarnungen eine sichere Umgebung schaffen wollen, gibt es auf der anderen Seite die Kritiker, die durch eben jene Verwendung Konfrontationsscheu mit unangenehmen Themen fürchten und dadurch in gewisser Weise auch Zensur.
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Wie sinnvoll sind die Triggerwarnungen?
Wie bereits angesprochen, sind die Triggerwarnungen nicht ganz unumstritten. Während sie für Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung sinnvoll und wichtig sind, kann die übermäßige Verwendung auch negative Folgen haben. Dies sieht man unter anderem daran, dass die Warnungen im Internet zu einem Meme geworden sind.
Außerdem gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass Menschen mit einer PTBS durch solche Triggerwarnungen ihr Trauma als zentralen Bestandteil ihrer Identität wahrnehmen und sich dadurch insgesamt verletzlicher fühlen könnten.(1) Des Weiteren könnten solche Hinweise sogar bei nicht vorbelasteten Menschen zu mehr Unwohlsein beim Lesen potenziell verstörender Texte führen, wenn diese glaubten, Worte können emotionalen Schaden anrichten.(2) Dies würde bedeuten, dass die Triggerwarnungen wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wirken könnten. Hinzu kommt die Befürchtung von Kritikern, dass sich sensible Personen nicht mehr an herausfordernde Inhalte heranwagen und durch die Erschaffung einer vermeintlich heilen Welt (Blasenbildung) die Realität verkennen. Insbesondere in Universitäten könnte darunter auch die freie Diskussionskultur leiden.
Dem steht jedoch die berechtigte Sorge um tatsächlich vorbelastete Menschen entgegen, die von solchen Warnhinweisen profitieren können. Selbstverständlich ist es nicht möglich, alle potenziellen Auslöser mit einem Hinweis abzudecken, da diese zu vielschichtig und verschieden sind. So könnte nicht nur ein vergleichbares Ereignis selbst als Auslöser fungieren, sondern auch Erinnerungen, die unmittelbar damit verbunden sind: Gerüche, Lichtempfindungen oder Geräusche. Aber Themen wie Gewalt oder sexueller Missbrauch, die bekanntermaßen oftmals Trigger für Opfer sind, mit einem Hinweis zu versehen, ist als reine Vorsichtsmaßnahme durchaus berechtigt; selbst dann, wenn PTBS in der Allgemeinbevölkerung nicht sehr weit verbreitet sind. Dessen ungeachtet steht es jedem frei, eine solche Warnung einfach zu ignorieren. Von Zensur kann hier also nicht die Rede sein.
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Fazit
Insgesamt lässt die aktuelle Studienlage keine eindeutigen Aussagen für oder wider Triggerwarnungen zu. Es gibt jedoch Stimmen, die eine Abgrenzung von einer echten Auslöserwarnung zu einer reinen Inhaltswarnung vorschlagen. So würde man zum einen verhindern, dass der Begriff überinflationär verwendet wird, zum anderen müsste man bei anstößigen Themen nicht auf einen Hinweis verzichten. Gleichzeitig funktionieren Trailer, Inhaltszusammenfassungen oder Beschreibungstexte in gewisser Weise ebenfalls als Reizwarnungen. Eine explizite Triggerwarnung ist in solchen Fällen meist hinfällig.
Ganz gleich, wie man zu den Warnhinweisen steht, am Ende des Tages sollte man nicht vergessen, wo ihre Ursprünge liegen. Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, denen schlimme Dinge widerfahren sind, die sich jederzeit und ohne Vorankündigung zurück in ihr Bewusstsein drängen könnten. Sowohl die Lächerlichmachung im Internet als auch der selbstgerechte Anspruch auf Triggerwarnungen aufgrund irgendwelcher Befindlichkeiten ist den echten Opfern gegenüber nicht fair.
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