Die Großleinwand auf dem Schlossplatz macht das Trickfilmfest zum Stadterlebnis Foto: Stuttgart Tourist

An diesem Sonntag endet in Stuttgart das Internationale Trickfilmfestival. Man kann das Festival als großes Fest der künstlichen Bildwelten genießen. Zugleich aber ist es Teil des Ringens um die Plätze auf der Rangliste künftiger Weltmarktführer, schreibt unser Autor Nikolai B. Forstbauer.

Stuttgart - Weltmarktführer – ein verführerisches Wort. Man benützt es gerne in Baden-Württemberg und besonders in der Region Stuttgart. Soll heißen: Technologisch macht uns keiner etwas vor. Auch nicht in Sachen Digitalisierung. Und es stimmt ja: Geht es darum, das Internet der Dinge mit (Waren-)Leben zu füllen, sind Branchengrößen wie Bosch und Mittelständler wie Festo weit vorne. Die Industrie 4.0 ist keine Idee, keine Vision, sie wird vor unseren Augen im Eiltempo Realität.

Rasante Entwicklung künstlicher Bildwelten

Wesentlich mit ermöglicht wird dieser Wandel durch die rasante Entwicklung künstlicher Bildwelten. Folgerichtig findet im Zentrum der Metropolregion Stuttgart alljährlich ein Treffen statt, das als „Internationales Trickfilmfestival Stuttgart“ kaum mehr die wirkliche Bedeutung dieser Veranstaltung spiegelt. Von der vorauslaufenden internationalen Fachkonferenz FMX bis zur Verwandlung des Kunstgebäudes am Schlossplatz in eine Bühne für die künstlichen Spielwelten von morgen ist das über seine Großbildleinwand auf dem Schlossplatz auch im Stadtbild fest verankerte Festival Spiegel und Taktgeber weltweiter bildnerischer Forschung. Und so richtig es ist, das Trickfilmfestival, das nach einer rauschenden Woche an diesem Sonntag endet, an seinem künstlerischen Markenkern zu messen, so wichtig ist es doch, das Treffen der Branchenbesten als internationales Digitalforum zu verstehen.

Animation ist Gold wert – das ist die eigentliche Botschaft eines Festivals, dessen Protagonisten mit künstlichen Realitäten und künstlicher Intelligenz so selbstverständlich jonglieren, als sei Vieles schon erreicht. Tatsächlich aber läuft die Diskussion über das individualisierte optische 3-D-Alltagserleben (mit der Möglichkeit altersbedingten Einschränkungen entgegenzuwirken), den automatisierten Straßenverkehr oder auch die Alltagsanwendung des am Karlsruher Institut für Technologie jüngst präsentierten 3-D-Glasdrucks erst an.

Spezialeffekte-Macher fahren vielgleisig

Hinter den künstlichen Bildwelten des Animationsfilmes wie des Boom-Bereiches Fernsehserie und des für den Gesamterfolg unverzichtbaren Spektakelkinos stehen Firmen, die ebenso Straßenzüge, Städte und Welten am Rechner entstehen lassen wie sie jede Oberfläche zur Informationsübermittlung nutzbar machen. Und nicht nur bei einem Unternehmen wie Mackevision in Stuttgart bedingen sich technologische Sprünge im Bereich filmischer Spezialeffekte und in der Zuarbeit für die automobile Zukunft.

Spätestens hier sollte man in Baden-Württemberg und in der Metropolregion Stuttgart aufmerksam verfolgen, wie sich aktuelle Weltmarktführer im digitalen Wettlauf entwickeln und welche Unternehmen als neue Spieler auf dieser Bühne gehandelt werden. Die Qualität, immer schneller in immer größeren Einheiten immer realistischere künstliche Bilder entstehen zu lassen, wird ein Maßstab sein. Es ist eine Qualität, die enorme Investitionen verlangt. Ohne unbedingten politischen Willen, als Land und Region eigene Akzente zu setzen beziehungsweise entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, sind diese kaum denkbar.

Künftige Weltmarktführer gesucht

Mit der Preisverleihung an diesem Sonntag um 19 Uhr im Innenstadtkino Gloria endet das diesjährige Internationale Trickfilmfestival Stuttgart. An diesem Wochenenende ziehen die Festivalmacher um Ulrich Wegenast noch einmal alle Register filmischer Fantasie. Man kann das Festival als großes Fest der künstlichen Bildwelten genießen. Und doch ist es Teil des Ringens um die Plätze auf der Rangliste künftiger Weltmarktführer. Die Besten der künstlichen Welten mischen hier kräftig mit.

nikolai.forstbauer@stuttgarter-nachrichten.de