Maskottchen Trixi spielt eine Hauptrolle im diesjährigen Trickfilm-Festival-Trailer in Stuttgart Foto: Festival

Die Weltenschöpfer kommen: Vom 5. Mai an zeigen das Stuttgarter Trickfilm-Festival und die Fachkonferenz FMX Animations- und Effektkunst in all ihren Facetten.

Stuttgart - Wenn verspielte Astronauten sich ins All träumen, wenn Jockeys in einem rasenden Zeichnungsstrom ihre Rennpferde treiben, wenn Autofahrer-Karikaturen im Stau ausrasten, dann ahnen nicht nur Eingeweihte: Es ist Trickfilm-Festival in Stuttgart. Sechs Tage lang, vom 5. bis zum 10. Mai, bespielen die Animationskünstler die Innenstadt.

In Kurz-, Spiel-, Kinder- und Werbefilmen erwecken sie Knetmasse zum Leben, bringen Gemälde zum Tanzen oder erschaffen im Computer die eigenwilligsten Kreaturen. Neun Wettbewerbe hat das Festival zu bieten, es verleiht Preise an Drehbuchautoren und TV-Serien-Macher, feiert Weltpremiere und Jubiläen.

Das Festival ist international längt angekommen, Pixar zeigt zum 20-Jahr-Jubiläum „Toy Story“ noch einmal unter freiem Himmel in Stuttgart, der Gewinner des Kurzfilmwettbewerbs qualifiziert sich automatisch für den Oscar.

Mit Filmen aus Ägypten und Syrien

In den Wettbewerben steht das Künstlerische im Vordergrund, auch Filme aus Ägypten und Syrien sind im Programm: „Die zeigen wir nicht etwa deshalb, weil sie von dort kommen, sondern weil sie wirklich gelungen sind trotz der schwierigen Situation in diesen Ländern – das macht Hoffnung“, sagt Ulrich Wegenast, künstlerischer Direktor des Festivals.

Gastland ist in diesem Jahr Spanien, ein Schwerpunkt ist die Verbindung von Comics und Animation. „Frankreich, die Benelux-Staaten und Japan sind da wesentlich stärker als Deutschland“, sagt Wegenast, der sich darüber freut, dass die Leibinger-Stiftung den Deutschen Comicpreis ins Leben gerufen hat.

Überhaupt spielen private Geldgeber eine immer größere Rolle: „Das Festivals wäre ohne Partner nicht möglich, wir unterhalten rund 80 Kooperationen, was auch unserem Vernetzungsansatz entspricht“, sagt Dittmar Lumpp, kaufmännischer Geschäftsführer.

Das reicht vom Mercedes-Museum, das die Gala zum Wirtschaftsfilmpreis Animated Com ausrichtet, bis zur Oper Stuttgart, deren Sänger die Verleihung des Deutschen Animationsdrehbuchpreises mit Arien aus „Così fan tutte“ begleiten.

Künstlerische, technische und wirtschaftliche Entwicklungen

Rund 80 000 Zuschauer wie im Vorjahr peilt Lumpp an, Live-Streams von Veranstaltungen und Kooperationen mit Medien wie dem Radiosender Antennne 1 sollen zusätzliche Aufmerksamkeit bringen.

Parallel zum Festival zeigen bei der Fachkonferenz FMX im Haus der Wirtschaft Meistertrickser aus aller Welt die jüngsten Möglichkeiten der Bewegtbild-Illusion. Es ist ein Jubiläum, bei der ersten Ausgabe vor 20 Jahren war der Stuttgarter Animationskünstler Andreas Hykade als Absolvent zu Gast. Nun leitet er ganz frisch das Ludwigsburger Animationsinstitut und zugleich die FMX.

„Schon damals hat es uns einen Informationsvorsprung gebracht, dass wir uns über künstlerische, technische und wirtschaftliche Entwicklungen informieren konnten“, sagt er. „Die FMX war ein Grundstein dafür, dass die Region Stuttgart sich zum wichtigsten deutschen Animationsstandort entwickeln konnte.“

Im Zentrum der FMX steht diesmal der nächste Umbruch: Die „Immersion“, die Zuschauer völlig umhüllenden virtuellen Bildwelten. „Das Holodeck wird nicht mehr lange Fantasie bleiben“, prophezeit Hykade, „und eine wichtige Frage ist: Wird diese Vermischung von realer und virtueller Welt unsere Wahrnehmung verändern?“ Einige kompetente Referenten werden Blicke in eine Zukunft gewähren, die mit dem Heute nicht mehr viel zu tun haben könnte.