Die kleinen Wölfe lassen in „Ein Spaziergang im Wald“ nicht locker, bis Papa mit ihnen spielt. Foto: ITFS

Wölfe, Igel und ein Pfau: Tiere und französische Produktionen prägen in diesem Jahr die Kinderkurzfilmreihe Tricks for Kids“.

Stuttgart - Der Wolf ist zurück. Nicht nur in der Realität sorgt er für Freude unter Naturschützern und Besorgnis bei Schäfern, auch in fiktiven Geschichten taucht er vermehrt auf. Gleich drei Kurzfilme der „Tricks for Kids“ widmen sich ihm beim Stuttgarter Trickfilm-Festival – klar auf der Seite der Tierfreunde.

Im charmanten „Spaziergang im Wald“ etwa necken ein paar Wolfskinder ihren schlafenden Papa so lange, bis er endlich mit ihnen spielt, und ein gemeinsam gesungenes Lied bringt zum Ausdruck, dass der Wolf, egal wie groß und wild er erscheint, das Recht hat, durch den Wald zu streifen. In der ziemlich witzig modernisierten „Rotkäppchen“-Interpretation „Der große Wolf ist zurück“ sagt das Mädchen: „Die Dinge ändern sich, weißt du?“ Sie will eine Gegenleistung, als der vermeintliche Unhold sehnsüchtig auf die Törtchen für die Großmutter starrt. Am Kaffeetisch ergattert er dann eines und staunt über den Wildhüter, der ihm klarmacht, dass er ihn schützen müsse – nicht alle seien begeistert über seine Rückkehr.

Künstlerische Qualität und Vielfalt der Stile

In den vier Programmblöcken der „Tricks for Kids Shorts“ mit insgesamt 27 Filmen gibt es auffällig viele französische Produktionen zu sehen, darunter auch die Wolfsfilme. Iris Loos, Leiterin des Treffpunkts Kinder der Volkshochschule und schon lange Mitglied der Auswahlkommission in dieser Festivalsektion, hat sich mit drei Kollegen aus anderen Städten im Vorfeld durch rund 300 Filme geguckt. Es hätten überdurchschnittlich viele Regisseure aus Frankreich Filme eingereicht, sagt sie und führt das auf die guten Produktionsbedingungen im Nachbarland mit vielen staatlichen Förderungen und zahlreichen Filmschulen zurück.. Selbst wenn sich das nun im Programm widerspiegele, ginge es der Jury in erster Linie um künstlerische Qualität und eine Vielfalt der Stile und Herkunftsländer: „Generell ist ein hohes handwerkliches Niveau in den letzten Jahren Standard geworden“, sagt Iris Loos, „und jetzt gibt es wieder mehr Geschichten zu entdecken.“

Das merkt man dem Programm an. Auch wenn die Stories der Animationsfilme nicht eins zu eins dem Kinderalltag entsprechen, docken sie doch oft an Themen an, die kleine Filmgucker beschäftigen dürften. Ein Junge im gleichnamigen französischen Film spricht ständig über „Igel“ und nervt damit seine Mitschüler. Im Unterschied zu ihnen erfahren die Zuschauer, dass im verwahrlosten Garten seines Zuhauses tatsächlich eine Igelfamilie lebt. Sie zu umsorgen gibt ihm Trost, wenn seine Eltern lautstark miteinander streiten.

Der Elefant ist einfach zu groß für den Porzellanladen

Im lustigen, schrägen Beitrag „Bauchklatscher“ aus Südafrika geht es um Selbstbewusstsein und Mut. Ein fröhliches, pummeliges Mädchen versucht vergeblich, so elegant vom Sprungturm ins Wasser zu gleiten wie eine blonde schlanke Beauty. Doch durch seine Unerschrockenheit gelingt ihm etwas ganz anderes. Von Gerechtigkeit und Teamgeist erzählt die Episode „Pfau“ aus der Grimme-Preis gekrönten Serie „Animanimals“ des Stuttgarter Studios Filmbilder. In der 2D-Computeranimation kriegt der Pfau dank seiner schönen Schwanzfedern jede Menge Anerkennung. Die Federn aber rebellieren, möchten am Ruhm teilhaben, schließlich beruht das Lob auf ihrem perfekten Zusammenspiel. Hier gibt es auch den norwegischen Film „Papa“ zu sehen. Darin stellt sich ein Bub seinen ihm offensichtlich unbekannten Vater als vollkommen vor, aber eigentlich sehnt er sich nur nach väterlicher Geborgenheit.

Als Augenschmaus mit viel Humor erweist sich „Wie ein Elefant im Porzellanladen“ aus Frankreich. In einem solchen taucht das Tier nämlich auf, panisch beobachtet vom Ladeninhaber. Sehr geschickt weiß sich der Elefant zu bewegen, aber er ist halt einfach ein bisschen groß.

Was liegt der Programmmacherin Iris Loos besonders am Herzen? „Die Geschmacksschulung“, sagt sie spontan. „Ob ein Kind mit Fast Food oder mit frischem Gemüse konfrontiert wird, prägt sein künftiges Bild.“ Und die häufig erfahrene Reaktion: „Wow – das kann Trickfilm also auch!“ bestärke sie in ihrem Wunsch, das Kinder-Publikum samt erwachsenen Begleitern „mit Qualität und Gesprächsbereitschaft zu verwöhnen“. Das würde vermutlich selbst den Wolf erfreuen, wenn er es denn wüsste.

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