Gilt hier bald Tempo 40? Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

So mancher Autofahrer ärgert sich erfahrungsgemäß über Tempo-40-Schilder an wichtigen Straßen in der Stadt. Trotzdem will die Verwaltung 15 weitere Steigungsstrecken damit ausstatten. Nicht einmal der Automobilclub ADAC hat im Prinzip etwas dagegen.

Stuttgart - Tempo runter, um den Schadstoffausstoß zu senken, die Sicherheit zu erhöhen und den Lärm zu verringern: Um sich diesen Zielen weiter anzunähern, will die Stuttgarter Stadtverwaltung bis Ende 2017 auf 15 weiteren Steigungsstrecken Tempo-40-Gebote einführen.

Die betreffenden Straßen oder Straßenabschnitte sollen eine Gesamtlänge von 15,6 Kilometern haben, auf insgesamt 8,2 Kilometer langen Steigungsstrecken in Stuttgart gibt es die Regelung schon.

Bei den Maßnahmen geht es immer um die Aufwärtsspuren. Für die Abwärtsspuren hatten man vor Jahren zunächst zwar auch Tempo 40 angepeilt, dann aber umgedacht, weil die Motoren da nicht so gefordert sind und der Schadstoffausstoß bei Tempo 50 anders ist als am Berg.

Bei Susanne Scherz, Abteilungsleiterin im städtischen Ordnungsamt, liegt auf dem Schreibtisch die Liste der Straßenabschnitte, auf denen man die zulässige Geschwindigkeit reduzieren will. Sie und ihre Mitarbeiter haben sich auf Strecken in der Innenstadt konzentriert, wo Feinstaub- und Stickoxide-Werte besonders hoch sind und der Schadstoffausstoß der Autos durch positiv beeinflusst werden soll. Aus der Vielzahl der Möglichkeiten fischte die Verwaltung außerdem jene Strecken heraus, wo die Tempo-40-Regelung zügig und ohne teure Veränderungen an Ampelanlagen umsetzbar ist, wo viele Autos fahren und vergleichsweise viele Menschen wohnen.

Konzept ist noch nicht beschlossen

Zuletzt sind, im Vergleich zu der Liste aus dem Jahr 2015, noch drei oder vier hinzugekommen. Es handelt sich um die Schwab-straße im Stuttgarter Westen zwischen Forst- und Lerchenstraße, um Hegel- und Hölderlinstraße – auch im Stuttgarter Westen – zwischen der Seidenstraße und der Dillmannstraße, um die Schickhardtstraße und die Schwabstraße im Stuttgarter Süden und Westen zwischen Böblinger Straße und Rotebühlstraße. Zu guter Letzt kam die Karl-Kloß-Straße in Stuttgart-Süd zwischen der Böblinger Straße und der Liebigstraße hinzu.

Im Umfeld tauchen auf der Liste bereits länger vorgemerkte Kandidaten auf, etwa Steigungsabschnitte von Birkenwaldstraße und Herdweg sowie Lenzhalde im Stuttgarter Norden, der Bereich Dobelstraße/Sonnenbergstraße/Richard-Wagner-Straße, der grenzüberschreitend in den Bezirken Mitte, Süd und Ost verläuft, oder auch Landhaus- und Haußmannstraße im Stuttgarter Osten und die Werfmershalde im Bezirk Mitte zwischen der Werastraße und der Urachstraße.

Die Stadträte im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik haben das Konzept inzwischen auch schon zur Kenntnis genommen, aber noch nicht beschlossen. Die Entscheidung darüber ist am 26. Juli vorgesehen. Sollte es an diesem Tag in der Sitzung zeitlich nicht mehr reichen, würde der Beschluss bis nach den Sommerferien vertagt werden.

ADAC-Experte hält Maßnahme für sinnvoll

Die eine oder andere Änderung könnte es noch geben. So erwägen beispielsweise die Sozialdemokraten, zunächst nicht die Werfmershalde ins Programm aufzunehmen, sondern lieber Abschnitte von Hackstraße und Rotenbergstraße sowie Talstraße und Wagenburgstraße im Stuttgarter Osten. Davon hält man im Ordnungsamt allerdings wenig, denn mit einer Steigung von 10,7 Prozent sei die Werfmershalde zwischen Werastraße und Urachstraße ganz vorn. Daher erwartet die Verwaltung sich hier besonders große Effekte bei dem Versuch, Stickoxide und Feinstaub aus den Autoauspuffen zu verringern. Außerdem ergebe sich mit dem geplanten Tempo-40-Abschnitt in der Haußmannstraße eine sinnvolle Kombination. Demgegenüber sei die Steigung in der Hackstraße eher gering. Straßen mit weniger als fünf Prozent Steigung will die Verwaltung für das Steigungsstreckenprogramm nicht heranziehen. Die Tempo-40-Strecken waren nicht immer unumstritten. Sebastian Scheinhardt von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) berichtete dann im Rathaus, dass bei Tempo 40nicht zwingend weniger Schadstoffe ausgepustet würden als bei Tempo 50. Bei Steigungen von etwa sechs Prozent oder mehr wirke es aber positiv.

Ähnlich sieht es der ADAC Württemberg. In Kombination mit anderen Maßnahmen – grüne Welle an Ampeln, Beseitigung von Hindernissen wie geparkten Autos am Straßenrand und verstetigter Verkehrsfluss – sei Tempo 40 an Steigungen sinnvoll und wirksam, sagt Volker Zahn, der Experte des Automobilclubs in Stuttgart. Unter diesen Voraussetzungen sei Tempo 40 an Steigungsstrecken „ein kleiner Beitrag“ zur Schadstoffreduzierung.