Mancher Radler ist gerne schnell unterwegs. Und einige sind dabei leider rücksichtslos und gefährden andere. Foto: dpa/Marijan Mura

Weil sich in der Sache bisher nichts getan hat: Mit einer Unterschriftenliste bekräftigen Anwohner aus Stuttgart-Degerloch ihre Klage über riskantes Radfahren auf der Josefstaffel.

Stuttgart - Etwa 100 Unterschriften hat sich Ulrich Nanz erhofft, 120 sind es dann sogar geworden, sie stammen von Leuten, die auf dem Degerlocher Haigst wohnen sowie rund um die Josefstaffel. Sie alle beklagen sich über Radler, die diese Staffel runterbrezeln. Klar: Das ist verboten. Aber hier kommt verschärfend hinzu: Wer da runter fährt, sieht das als Herausforderung, als Mutprobe, geht deshalb voll ins Risiko.

Der Bezirksbeirat hat sich schon damit beschäftigt, einige Lösungsmöglichkeiten wurden debattiert, wurden teils wieder verworfen, teils für interessant befunden. Geändert hat sich aber seither nichts.

Deshalb hat Nanz, selbst Anwohner der Staffel und leidenschaftlicher Radfahrer, mit der Unterschriftenliste einen neuen Anlauf genommen und sie dem seit Januar amtierenden Degerlocher Bezirksvorsteher Marco-Oliver Luz übergeben. Dem ist diese Problematik natürlich bekannt, eine Lösung auf die Schnelle hat er aber nicht parat.

Eines wird aber klar in dem Gespräch nun im Bezirksrathaus: Von Verbotsschildern, Schranken oder anderen Beschränkungen, wie sie in der Vergangenheit in der Sache diskutiert wurden, hält Luz nicht allzu viel. Luz: „In meiner bisherigen Arbeit mit Flüchtlingen beim Sozialamt habe ich gute Erfahrungen mit gemeinsamen Gesprächen gemacht, an denen sich alle beteiligen.“ In diesem Fall wären das ein Amtsvertreter, also etwa aus dem Ordnungs- oder Sportamt, das wären natürlich die Anwohner, dazu gehören aber auch jene, die auf dieser Strecke verbotenerweise ihren Mut erproben.

Verbote und Beschränkungen allein sind nicht sinnvoll

Vor allem mit Letzteren ins Gespräch zu kommen, sei nicht einfach, erzählt Nanz aus seiner Erfahrung: „Natürlich suchen wir das Gespräch mit denen, da sind auch einige dabei, die vernünftig und einsichtig sind.“ Doch, sagt er: Die meisten suchten doch eher den Nervenkitzel und nicht das Gespräch. Zumal hier nicht nur Stuttgarter zugange seien, manche würden auch mit ihren Autos aus der Umgebung von Stuttgart anreisen, so die Beobachtung von Nanz.

Dass diese Ecke in Degerloch für diese Art des Radfahrens an Attraktivität gewonnen hat, ist nachvollziehbar. Zuerst wurde von städtischer Seite eine Downhill-Strecke von Degerloch durch den Wald runter nach Stuttgart-Süd gebaut, dann war diese coronabedingt gesperrt. Außerdem will Nanz wissen: „Unter den Downhill-Fahrern gilt die Staffelstrecke als schwieriger wie jene durch den Wald, das ist für die eine größere Herausforderung.“

Bei allen Schwierigkeiten – bis zum Frühjahr, wenn die Saison der Freizeitradler und Downhill-Fahrer wieder beginnt, will Marco-Oliver Luz die Gespräche geführt haben: „Es geht ja vor allem um das Miteinander, nicht nur um Verbote und um das Ausleben von Extremen.“