Sehr gefragt im Land: Lehrer Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Nach jahrelangem Rückgang ist in Baden-Württemberg mit deutlich mehr Schülern zu rechnen. In den Grundschulen zeigt sich dieser Trend bereits deutlich. Doch schon jetzt herrscht Lehrermangel im Land.

Stuttgart - An den Schulen in Baden-Württemberg ist auf absehbare Zeit wohl keine Entspannung bei der Unterrichtsversorgung in Sicht, befürchtet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Kultusverwaltung hat jetzt schon Mühe, nicht allzu viele Schulstunden ausfallen zu lassen. In Zukunft werden wohl noch mehr Lehrer benötigt. Das Statistische Landesamt geht davon aus, dass die Gesamtschülerzahl in Baden-Württemberg vom kommenden Schuljahr an deutlich steigen wird.

Im vergangenen Schuljahr wurden an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen im Land 1,518 Millionen Schüler unterrichtet. Nach der Vorausberechnung der Datenexperten sind im Schuljahr 2030/31 etwa 1,638 Millionen Schüler zu erwarten. Für die Entwicklung sei „in erster Linie der Wiederanstieg der Geburtenzahlen maßgeblich“, erklären die Statistiker.

Die Trendwende wird für das kommende Schuljahr an den allgemeinbildenden Schulen erwartet. Die aktuellen Schülerzahlen dürften nach Einschätzung der Statistiker noch leicht unter dem Vorjahreswert liegen. Die Gesamtschülerzahlen sind seit dem Schuljahr 2005/06 stetig gesunken, um elf Prozent oder gut 195 000 Schüler.

An den allgemeinbildenden Schulen gab es im vergangenen Schuljahr 1,101 Millionen Schüler. In elf Jahren sollen es 1,238 Millionen sein – ein Anstieg von zwölf Prozent.

Grundschulen sind Vorreiter

An den Grundschulen werden schon seit fünf Jahren stetig mehr Kinder eingeschult. Dieser steigende Trend werde sich bis zum Schuljahr 2028/29 fortsetzen. Dann rechnen die Experten mit 433 500 Grundschülern, das wären 14 Prozent mehr als im vergangenen Schuljahr. Danach prognostizieren die Statistiker wieder leichte Rückgänge, weil dann die Elternjahrgänge schwächer würden. Demnach könnte die Zahl der Grundschüler bis zum Jahr 2030 auf 431 600 sinken. An den Grundschulen ist der Lehrermangel besonders groß. Angesichts der Entwicklung warnte Doro Moritz, die GEW-Landesvorsitzende, vor weiteren Unterrichtsausfällen. „Die Zahlen zeigen, dass die derzeitigen Studienkapazitäten für Grundschullehrer in keiner Weise ausreichen, um die Unterrichtssituation zu verbessern“, sagte sie unserer Zeitung. Seit 2017 hat die Landesregierung 400 neue Studienplätze für Grundschullehrer geschaffen.

Die Gymnasien können sich bis in zehn Jahren auf 333 200 oder zwölf Prozent mehr Schüler einstellen als 2018. An den Realschulen sollen die Zahlen bis 2022 zunächst sinken und danach steigen. 2030 soll es 23 500 Realschüler mehr geben als 2018/19.

Berufliche Schulen wachsen später

An den beruflichen Schulen sei erst ab dem Schuljahr 2027/28 mit einem Wiederanstieg der Schülerzahlen zu rechnen, sagen die Statistiker. Zunächst ist ein Rückgang von 417 100 im vergangenen Jahr auf 390 100 im Jahr 2026 zu erwarten. Danach könnte ein Anstieg auf 399 400 folgen.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) verweist darauf, dass in ihrer Amtszeit die Studienkapazitäten im Lehramt Grundschule deutlich erhöht worden seien. Sie betont auch, dass die Landesregierung als Erste eine Prognose zum Lehrkräftebedarf erarbeitet haben. Diese werde laufend aktualisiert. „Wir werden die aktuelle Schülerzahlprognose des statistischen Landesamts auswerten und daraus Schlüsse für unsere Bedarfsplanung ziehen“, sagte Eisenmann unserer Zeitung.