Der Lauf über die Wand ist für die Jugendlichen lediglich eine Aufwärmübung. Foto: Caroline Holowiecki

Seit diesem Schuljahr hat der TSV Heumaden die angesagte Trendsportart Parkour im Programm. Höher, weiter, wilder lautet dabei das Motto – und es boomt. Ein Besuch bei den furchtlosen Vereinsflummis.

Heumaden - Weg ist er! Vom kleinen auf den großen Kasten, ein beherzter Griff an die hölzerne Wandverkleidung, kraxel, kraxel und dann mit Schwung über die Brüstung. Schon ist der Bub auf der Tribüne in der Sporthalle der Grundschule Heumaden verschwunden und seine Kumpels gleich hinterher. Und der Lehrer? Der schaut in aller Seelenruhe zu. Das gehört so. Beim Parkour-Training geht es darum, sich nur mit den Kräften des eigenen Körpers möglichst effizient von A nach B zu bewegen. Und trifft man dabei auf Hindernisse, dann springt oder klettert man eben drüber.

Man braucht eine gewisse Grundfitness

Parkour ist eine neue Sparte beim TSV Heumaden. Das Angebot richtet sich an Teenager ab elf, zwölf Jahren – Mädchen wie Jungs. Voraussetzungen gibt es keine, eine gewisse Grundfitness ist allerdings von Vorteil. Obwohl die neue Sportart erst nach den Sommerferien gestartet ist, wird sie gut angenommen. „Wir haben klein angefangen, mit fünf Jungs. Jetzt haben wir zwölf bis 14 Teilnehmer. Es kommen ständig neue dazu“, sagt der Trainer Markus Brenner. Der staatlich geprüfte Sportler und Leiter der neuen TSV-Kindersportschule spricht von einem Boom. Tatsächlich gehört Parkour zu den angesagten urbanen Trendsportarten – spätestens, seitdem spektakuläre Sprung-, Hangel- und Abrollszenen in Filmen und Musikclips gezeigt werden.

Die Heumadener Kids haben genauso viel Spaß wie Energie. Schon vor dem Start der außergewöhnlichen Sportstunde balancieren sie im Foyer auf Heizkörpern und rennen umher, und kaum öffnet sich die große Tür zur Sporthalle, gibt es kein Halten mehr. Seile, Ringe, Sprossenwand und Pferd – die ollen Sporthallen-Klassiker werden zur lässigen Abenteuerlandschaft. Da baumelt einer, hier fliegt einer durch die Luft, und drüben springt einer mit Karacho von einer Bank zur nächsten. Mit Anlauf geht’s auf Kästen zu und dann, eine Hand auf die Oberfläche gestützt, an der Wand entlang. Jonathan (12) findet Saltos „cool. Ich finde gut, dass ich meine Kräfte rauslassen kann“. Paul (11) hat ebenfalls Spaß am Springen. „Je mehr das Herz klopft, desto besser. Das ist ein schönes Gefühl“, sagt er und grinst.

Bitte keine allzu aufsehenerregenden Saltos

Furcht scheint den Flummis fremd. „Ich finde gut, dass ich hier viele verschiedene Sachen ausprobieren kann, die ich mich auf der Straße nicht trauen würde“, sagt Jan (11). Nicht selten muss der Dompteur Brenner die allzu kreativen Teenager aber einbremsen. „Die Jugendlichen sind hoch motiviert und haben große Ideen“, sagt er und lacht. Da bleibe es nicht aus, dass er sie ab und an zurück auf den Boden der Tatsachen holen müsse, wenn sie über allzu aufsehenerregende Saltos sinnierten. Der 34-Jährige mahnt: Zwar gebe er Hilfestellung, ein Verletzungsrisiko ausschließen könne man aber nie ganz.

So wild das Ganze aussieht: Die Übungen stehen noch am Anfang. Vornehmlich geht es um die richtigen Abrollbewegungen, um Balance und Präzisionssprünge, etwa von der Tribüne auf die dicke Matte. Trainiert wird freitags von 19 bis 20.15 Uhr in der Halle der Heumadener Grundschule am Langen Morgen. Noch. Im Sommer wird es auch mal rausgehen, verspricht Markus Brenner.