Der Aufstieg mag beschwerlich sein – für die Abfahrt im Tiefschnee lohnen sich die Mühe allemal Foto: StN

Splitboarder etablieren sich allmählich abseits der überfüllten Skipisten – für die Fahrer sind eine gute Technik, viel Kondition und Alpinkenntnisse allerdings unabdingbar.

Stuttgart - Peter Keller genießt diesen Zustand immer wieder aufs Neue, wenn er sich mit dem Splitboard in einen Anstieg wagt. Der Bereichsleiter Breitensport des Schwäbischen Skiverbands (SSV) ist häufig mit dem Board in den Bergen fernab von Liften und Pisten unterwegs. Oben angekommen entledigt er sich der Ski-Felle. Mit wenigen Handgriffen baut er das zweigeteilte Snowboard zusammen, dabei rasten die beiden Stücke an mehreren Verbindungspunkten ein. Ohne viel Mühe montiert er die Bindung – ab geht es in den Pulverschnee.

Bei allem Vergnügen denkt er stets an die Sicherheit und ist nie ohne Airbag-Rucksack samt Piepser, Lawinenschaufel und Sonde unterwegs. „In der Öffentlichkeit ist diese Form des Tourengehens längst angekommen“, sagt Keller. Für ihn ist das Splitboarden kein neuer Trend, sondern die Weiterentwicklung der Snowboardszene. Deshalb ist es beim SSV seit Jahren im Ausbildungsprogramm integriert. „Die Nachfrage nach Weiterbildung ist konstant“, sagt Peter Keller. Ihm fällt jedoch auf, dass sich Splitboarder als Tourenführer leichter auf Skifahrer einstellen können als tourenführende Skifahrer auf Splitboarder. „Snowboarder haben andere Haltepunkte in der Abfahrt“, sagt Keller. Derzeit tut sich die Tourenszene wegen des Schneemangels jedoch ein bisschen schwer – doch der Winter ist noch lang.

Als Zielgruppe sieht Peter Keller die über 25-Jährigen, die schon gut verdienen und diese Mischung aus Fitness und Action in den Bergen suchen. Denn fürs Splitboarden braucht man neben einer gehobenen Fahrtechnik im Pulverschnee jede Menge Kondition für den Anstieg und natürlich die entsprechenden Kenntnisse hinsichtlich der Risiken und Lawinengefahren. Einsteiger können eine leichtere Variante wählen. Am Söllereck bei Oberstdorf gibt es mittwochs und donnerstags im Januar und Februar sogenannte Tourengeher-Abende. Nach dem Aufstieg über die Skipiste oder den Winterwanderweg treffen sich Skitourenfahrer und Splitboarder zum Stammtisch im Berghaus Schönblick auf 1400 Meter Höhe. „Das ist eine tolle Gelegenheit, sich nach einem anstrengenden Arbeitstag noch so richtig auszupowern und einen freien Kopf zu bekommen“, sagt Peter Keller. Bis 22 Uhr kann man abfahren, erst dann beginnen die Pistenraupen mit dem Präparieren der Hauptabfahrt.

Michael Link, Produktmanager der Sparte Snowboard bei Völkl, nutzt gerne solche Angebote. Die Branche verzeichnet seit 2010 Zuwachsraten von 20 Prozent, bei Völkl sollen es gar 30 Prozent sein. Mit US-Snowboardhersteller Burton und Freeboardspezialist Jones zählt Völkl zu den Marktführern. Anbieter K2 hat bei seinem „Kwicker“ an der Bindung gearbeitet. Sie ist 1,4 Kilogramm leichter als bei einem üblichen Splitboard. An der Gewichtsminderung und einer noch besseren Bindungsmontage tüftelt Völkl. „Ziel ist, dass man die Bindung noch schneller montieren kann“, sagt Link. Darin sieht auch Peter Keller Handlungsbedarf. An den Boards lässt sich kaum noch etwas einsparen, da dies auf Kosten der Qualität gehen würde. Ob das Splitboarden eine Massenbewegung wie das Snowboarden wird? Wohl kaum, denn die Mehrheit der Freizeitfahrer schätzt den Aufstieg per Lift mehr als den mit den eigenen Beinen.