Der Sprung über die Kante zählt zu den leichteren Übungen für Colten Brownell. Foto: Max Kovalenko

Der Skate-Park in Stuttgart könnte wieder zu einem überregionalen Anziehungspunkt für Rollbrettkünstler werden. Die Stadt plant eine Art Halle als Lärmschutz. Anwohner fühlten von den Sportlern gestört und hatten erwirkt, dass die Anlage nur noch wenige Stunden am Tag geöffnet ist.

Der Skate-Park in Stuttgart könnte wieder zu einem überregionalen Anziehungspunkt für Rollbrettkünstler werden. Die Stadt plant eine Art Halle als Lärmschutz. Anwohner fühlten von den Sportlern gestört und hatten erwirkt, dass die Anlage nur noch wenige Stunden am Tag geöffnet ist.

Stuttgart - Beim Pragfriedhof macht es täglich tausendfach Klack, wenn dort Bretter mit Rollen auf Beton schlagen. Klack, Klack, Klack – so klingt die Begleitmusik zum Leben in der Friedhofstraße. Doch nicht allen gefällt die Melodie. Während die dortige, von der Stadt 2009 gebaute Skateboard-Anlage in der Szene als beispielhaft gilt, stellt sie für die Anwohnern ein kaum auszuhaltendes Übel dar.

Nachdem der Streit im vorigen Sommer mit einer massiven zeitlichen Nutzungsbeschränkung eskaliert ist, steuert die Stadt jetzt gegen. In einem Jahr sollen die Sportler auf der Anlage wieder ganztägig, auch feiertags, Skateboard fahren können. Beim Hochbauamt werde zurzeit an einer „hallenmäßigen Einhausung“ der Skateboard-Bahn geplant, sagt dessen stellvertretender Leiter Steffen Walz. Eine Machbarkeitsstudie solle aufzeigen, „wie der Schall durch eine Überdachung eingefangen werden kann“. Der Gemeinderat soll im Mai entscheiden.

Sogar aus dem Ausland kamen Skater

Ausgangspunkt des Konflikts war, dass sich die 1,7 Millionen Euro teure Anlage rasch zu einem beliebten Treffpunkt nicht nur für Jugendliche entwickelt hatte. Es kamen auch ältere Skater, teils von außerhalb Stuttgarts. Sogar im Ausland hat sich herumgesprochen, dass in Stuttgart eine Bahn mit Wettkampfniveau existiert.

„Es gibt Firmen für Skateboard-Ausrüstung, die extra hierherkommen, um Produkte zu präsentieren“, weiß Kevin Spina. Der 22-jährige Skater kann den gut 30 Gleichgesinnten nur neidisch zuschauen. Er ist zurzeit verletzt, „aber das gehört bei diesem Sport dazu“. Colten Brownell (18) schrabbt derweil mit seinem Brett über eine Kante, die im Skaterjargon Curb heißt. Der US-Boy im Schlabberlook stammt aus Virginia, studiert in Stuttgart und kommt mehrmals in der Woche hierher. „Wenn länger geöffnet wäre, würde ich öfter herkommen.“

Seit August 2013 wird die Bahn an Werktagen um 15 Uhr auf- und um 19 Uhr wieder abgeschlossen. Zu allen anderen Zeiten ist die Benutzung der Anlage untersagt. Die Stadt war dazu gezwungen, nachdem eine Initiative von Anwohnern auf Einhaltung der Lärmschutzvorschriften gepocht hatte. Nach jahrelangen, aus Sicht der Anwohner fruchtlosen Debatten hatte man mit rechtlichen Schritten gedroht.

Nebenan sind 500 Wohnungen geplant

Um den gesetzlichen sogenannten Immissionsrichtwert für Wohngebiete von 50 Dezibel einzuhalten, müsste der Abstand zwischen einer Skateranlage und der Wohnbebauung rund 100 Meter betragen. Diese Bedingung ist in der Friedhofstraße nicht erfüllt, erst recht nicht, wenn auf dem unmittelbar angrenzenden Grundstück eines Autohauses die dort geplanten 500 Wohnungen gebaut werden. Schon deshalb „hat einfach Handlungsbedarf bestanden“, so Volker Schirner, Leiter des für Spielflächen zuständigen Garten-, Friedhofs- und Forstamts. Ein zunächst vorgesehener Lärmschutz wurde 2009 aus Kostengründen nicht gebaut.

Wenn die Stadt den Skate-Park tatsächlich den gesetzlichen Vorgaben entsprechend umrüstet, „kann man eigentlich nichts mehr dagegenhaben“, gibt sich der Sprecher der Anwohnerinitiative, Thomas Kronberg, versöhnlich. Gleichwohl hält er eine Skaterbahn in der Friedhofstraße für „eine richtige Anlage am falschen Ort“. Seiner Ansicht nach koste es zu viel Steuergeld, eine Skateranlage wohngebietsgerecht auszustatten.

Besser am Pragfriedhof als im "Nuttenpark"

Einen Neubau etwa am Stadtstrand in Bad Cannstatt hält er für kostengünstiger, als der Anlage beim Pragfriedhof eine Halle überzustülpen. Beim Hochbauamt rechnet man jetzt mit Kosten von „deutlich unter zwei Millionen Euro“. Für die Planung hatte der Gemeinderat zuletzt bereits 180 000 Euro bereitgestellt. Anders als Kronberg empfinden viele Skater den jetzigen Standort als ideal. „Hier geht es familiär zu, und die Umgebung ist für die Kids sicherer als im Park an der Pfarrstraße“, sagt Kevin Spina. Auf die wegen ihrer Nähe zum Rotlichtviertel „Nuttenpark“ genannte Anlage würde er seine Kinder nicht schicken.