Architekt Albrecht Scheible (links), Bürgermeister Torsten Bartzsch und Leiterin Cordula Kraft sind froh, dass das Jugendhaus nun eingeweiht werden konnte. Foto: /vanti

Das Gebäude in Murr ist eingeweiht worden. Dabei konnten sich die Kids bei einem Projekt einbringen, bei dem ihre Wünsche gefragt sind.

Murr - Es war eine schwere Geburt, bis der neue Treffpunkt für die Heranwachsenden in Murr offiziell eingeweiht werden konnte. Sowohl im Frühjahr als auch im Herbst 2020 funkte Corona dazwischen und vereitelte die Pläne für eine angemessene Zeremonie. Am Samstag war es dann aber so weit. Bei herrlichem Wetter wurde das Jugendhaus bei einem Tag der offenen Tür der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Zum Auftakt spielte die gemeinsame Jugendkapelle der Musikvereine aus Murr und Erdmannhausen im großen Saal auf, ehe ein Tanzmariechen vom örtlichen TSV ihr Können präsentierte, während draußen weitere Vereine Popcorn und Rote Wurst feilboten.

Mehr Platz rund ums Gebäude

Ein Programm, das so am früheren Standort gar nicht möglich gewesen wäre. Zum einen hätten im alten Schulhaus die beengten Verhältnisse den Auftritt einer Kapelle nicht gestattet. Zum anderen würde dort im Ortskern auch ums Gebäude herum nicht die Fläche zur Verfügung stehen, um wie am Samstag vor dem neuen Jugendhaus beim Hermannsplatz Tischtennisplatten oder Stände zum Bewirten aufzubauen. Ganz zu schweigen davon, dass derlei Aktivitäten womöglich Stress mit den Nachbarn heraufbeschworen hätten. „Es gab immer wieder Konflikte und Probleme“, erinnerte Bürgermeister Torsten Bartzsch in seiner Ansprache nicht grundlos an so manchen Ärger, wenn es früher rund ums Magnet zu turbulent zuging.

Mehr Ruhe am neuen Standort

Zwar herrscht auch am neuen Standort am Ortsrand nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Speziell im heißen Sommer 2020 sei auf der Skater-Anlage gegenüber wahnsinnig viel los gewesen, was Beschwerden aus der Bevölkerung provoziert habe, sagt Jugendhausleiterin Cordula Kraft. Aber unterm Strich sei es nun ruhiger, und sie greife auch ein, wenn jemand mal übers Ziel hinausschießt. „Ich versuche dann, erzieherisch einzuwirken“, erklärt die Sozialpädagogin, die seit etwas mehr als einem Jahr mit ihrem Team im neuen Jugendhaus wirkt.

Andere Besucher

„Wir haben jetzt auch eine ganz andere Zielgruppe. Das hat sich durch den Skaterplatz und den Spielplatz hier total verändert“, konstatiert Kraft. Im alten Schulhaus waren noch ältere Jugendliche und junge Erwachsene die dominierende Klientel, nun ist das Publikum deutlich jünger geworden. Dieser Wandel lasse sich wohl auch durch das Gebäude selbst erklären, das offen und einsehbar ist, vermutet Kraft – was es unter Umständen für den einen oder anderen älteren Gast weniger attraktiv macht.

Das Team wurde verstärkt

Fakt ist jedenfalls, dass die Leiterin und ihre Mannschaft mehr Möglichkeiten für ihre pädagogische Arbeit im neuen Treffpunkt haben, der unter anderem über eine Werkstatt, einen flexibel nutzbaren großen Saal, ein Computerzimmer und eine Theke verfügt. Dazu kommt, dass auch das Personal um eine Stelle aufgestockt wurde. „Jetzt kann einer mit einem Kind ein Fahrrad in der Werkstatt flicken, einer ist an der Theke und einer führt ein Gespräch. Das geht wegen der räumlichen und personellen Erweiterung und ist wunderbar“, fasst Kraft zusammen.

Jugendliche dürfen mitreden

Derjenige, der seit einem Jahr zusätzlich an Bord ist, heißt Andreas Vogel und kümmert sich gleich um ein besonderes Projekt: die Jugendbeteiligung im Ort. Briefe mit fünf Fragen wurden deshalb an alle Zwölf- bis 17-Jährigen verschickt. Die Teenager können sich beispielsweise dazu äußern, was sich durch Corona geändert hat und was sie sich in Murr wünschen. Antworten dazu konnte man auch am Samstag abgeben. Bei weiteren Veranstaltungen will man in den Dialog mit den Heranwachsenden kommen und sich am Ende auf ein bis zwei machbare Projekte konzentrieren und diese unter Einbindung der Jugendlichen umsetzen, erklärt Vogel.