Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Christoph Reisinger, Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten beim Treffpunkt Foyer in der Liederhalle Stuttgart. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Nach dem EU-Gipfel mit der Türkei hat sich Kanzlerin Merkel zuversichtlich gezeigt, dass Europa den Flüchtlingszustrom in den Griff kriegt. Die Schließung deutscher Grenzen lehnt sie weiter ab.

Stuttgart - Deutschland wird auch in Zukunft seine Grenzen in der Flüchtlingskrise offen halten. Bei der verstärkten Sicherung der EU-Außengrenzen sehe sie so viele Fortschritte, „dass es sich absolut lohnt, diesen Weg weiter zu gehen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstagabend beim Treffpunkt Foyer unserer Zeitung.

Vor rund 1800 Gästen in der Stuttgarter Liederhalle verteidigte sie auf Fragen von Chefredakteur Christoph Reisinger das geplante Flüchtlingsabkommen mit der Türkei. Auf dem Gipfel in der Nacht zum Dienstag in Brüssel hatte die Türkei der EU vorgeschlagen, künftig alle Flüchtlinge zurückzunehmen, die über die griechischen Inseln illegal nach Europa einreisen. Im Gegenzug müsste sich die EU verpflichten, in gleichem Umfang syrische Flüchtlinge aufzunehmen, die derzeit in türkischen Auffanglagern leben. Darüber hinaus soll die EU ihre Flüchtlingshilfe an die Türkei von bislang drei auf sechs Milliarden Euro verdoppeln.

Merkel zeigt sich in Flüchtlingskrise zuversichtlich

Merkel nannte die Höhe der Hilfe angesichts der Dimension des Problems „vertretbar“. Die Türkei beherberge derzeit rund 2,7 Millionen Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien und habe bislang „fast noch gar keine internationale Hilfe bekommen“, sagte sie. Über den Pakt mit der Türkei soll am 17. und 18. März auf dem nächsten EU-Gipfel abgestimmt werden.

Merkel zeigte sich zuversichtlich, dass Europa trotz großer Differenzen die Flüchtlingskrise in den Griff bekommt. „Europa wird zum Schluss auch diese Herausforderung bewältigen“, sagte sie. Sie kritisierte die Haltung von Staaten wie Ungarn und der Slowakei, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen. Eine solche Haltung würde der EU „historisch nicht bekommen“, sagte sie.

Im Februar haben rund 67 800 Menschen in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Dies sei ein Anstieg um etwa 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit.