Der VfB Stuttgart zehrt von den Erfolgen der Vergangenheit, will aber auch in Gegenwart und Zukunft punkten. In der Ausgliederung sehen Präsident Wolfgang Dietrich und Meistertrainer Christoph Daum „eine große Chance“. Daniel Ginczek verfolgt erst einmal ein anderes Ziel: den sportlichen Aufstieg.
Stuttgart - Die beiden kennen sich schon lange, und unter Freunden gibt man ja auch gerne mal den einen oder anderen Tipp. Also blickte Christoph Daum hinüber zu Wolfgang Dietrich, lächelte milde und sagte: „Ein bisschen relaxed kannst du schon sein.“ Denn: „Die Spiele in Bielefeld und Nürnberg haben mir gezeigt, dass es in der Mannschaft stimmt.“
Doch Wolfgang Dietrich, der Präsident des VfB Stuttgart, wollte auch am Mittwochabend, also drei Tage vor dem möglichen Aufstiegsspiel bei Hannover 96 (Sonntag, 15.30 Uhr), lieber noch ein wenig vorsichtig sein. Also sagte er als Gast beim „Treffpunkt Foyer“ unserer Zeitung: „Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht.“ Oder besser: unsere Ziele.
Der Präsident fährt zweigleisig
Das eine, klar, ist die Rückkehr in die Bundesliga. Der VfB steht zwei Spieltage vor Saisonende an der Tabellenspitze der zweiten Liga, drei Punkte vor den Konkurrenten aus Braunschweig und Hannover. Eine Situation, die sich die Mannschaft nicht mehr nehmen lassen möchte. Daniel Ginczek, der erst noch das Training am Nachmittag absolvieren musste und danach zu Dietrich und Meistertrainer Daum stieß, versicherte, dass sich das Team nicht mehr abbringen lassen möchte vom Weg zurück nach oben: „Wir wollen den Aufstieg mit einem Sieg am Sonntag in Hannover perfekt machen.“
Die Jungs von Trainer Hannes Wolf hätten dann ihren Job erledigt, für Wolfgang Dietrich geht die Arbeit so oder so weiter. Der Präsident fährt derzeit zweigleisig. Der sportliche Aufstieg ist das eine, zudem will der Clubchef den Verein wettbewerbsfähig machen. Oder anders gesagt: Die Voraussetzungen schaffen, dass der VfB auf Dauer wieder im oberen Drittel der Bundesliga mitmischen kann. Durch die Umwandlung der Profiabteilung (ab der U 16) in eine Aktiengesellschaft soll frisches Kapital fließen, die Daimler AG steht als Investor bereit, würde sofort 41,5 Millionen Euro zuschießen. „Das“, fand Christoph Daum, „ist wie Weihnachten und Ostern zusammen.“
Daum punktet mit Anekdoten
Der VfB-Meistertrainer von 1992 saß mit Ginczek, Dietrich und Moderator Gunter Barner auf der Bühne im Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle, war extra aus Bukarest angereist, von wo aus er die Geschicke der rumänischen Nationalmannschaft steuert. Und er machte vor rund 700 Zuschauern das, was er schon immer besonders gut konnte: Daum zog die Menschen in seinen Bann, strahlte in Bezug auf den aktuellen VfB viel Zuversicht aus und warb wie Dietrich für die Vorzüge einer Ausgliederung. „Dabei wird die Seele des Vereins doch nicht verkauft“, sagte er, punktete beim Publikum aber vor allem mit Anekdoten aus seiner Zeit als Trainer in der Bundesliga.