Diana Burkot von der russischen Aktivistinnengruppe Pussy Riot (links) traf vor ihrem Konzert im Studio Gaga in Stuttgart die Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Foto: engelhard-photography-

Deutschland dürfe „nicht den Rechtsradikalen“ überlassen werden, appelliert Diana Burkot von Pussy Riot. Bei einem Treffen im Studio Gaga mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras sind sich die beiden einig, wie wichtig die Demos gegen die AfD seien.

Nach Moskau kann die Punksängerin Diana Burkot vorerst nicht zurück. Mit ihrer feministischen Band Pussy Riot, die 2012 mit Kapuzen in einer russisch-orthodoxen Kirche lautstark gegen das Kreml-Regime protestierte und damit weltbekannt wurde, ist sie heute ein Symbol des Widerstands gegen Präsident Putin. Die Sängerin lebt mittlerweile in Island, um von dort den Kampf für Demokratie und Freiheit in ihrer Heimat zu organisieren.

 

Nach Deutschland kam sie nun, weil sie mit Pussy Riot den Dachau-Preis für Zivilcourage erhalten hat. Bei der Verleihung in der Stadt Dachau verurteilte das Performance-Kollektiv den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine - und appellierte an die Deutschen, ihr Land vor Rechtsextremismus zu verteidigen.

Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) freut sich über diese Botschaft. Vor dem Auftritt von Diana Burkot im Studio Gaga, der neuen queeren Bar in Stuttgart, traf sie am Freitagabend die russische Aktivistin, um ihr zu danken. „Pussy Riot setzt ein bewundernswertes Signal für alle Menschen, die gegen autoritäre Systeme ankämpfen“, lobte Aras. Dieser „unermüdliche Appell“, politisch Haltung zu zeigen, sei ein „starkes Zeichen für unsere Zivilgesellschaft und für eine wehrhafte Demokratie“.

Aras spricht am Samstag bei der Demo auf dem Schlossplatz

Das Jahr habe in Deutschland mit den zahlreichen Großdemonstrationen gegen die Gefahr von rechts „gut begonnen“, findet Landtagspräsidentin Aras. An diesem Samstag spricht die Grüne bei der Kundgebung, zu dem Pulse of Europe für 14 Uhr auf den Schlossplatz in Stuttgart aufgerufen hat.

Unter dem Motto „In Vielfalt vereint gegen rechte Hetze: #NieWiederIstJetzt“ rufen die Organisatoren am Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust dazu auf, sich für die Demokratie, für die europäische Idee und für „eine gute Zukunft aller Menschen ohne Hass und Wahn“ einzusetzen und ein „kraftvolles Zeichen gegen Rechtsextremismus“ zu senden.

Zum Konzert der Pussy-Riot-Sängerin Diana Burkot im Studio Gaga im ehemaligen Café am Schlossgarten kam am Freitagabend auch der in Hongkong geborene und in den USA lebende Dissident Samuel M. Chu, der mit der Russin befreundet ist. Der Gründer und Präsident der Kampagne für Hongkong spricht nächste Woche auf Einladung der Bundesregierung im Deutschen Bundestag über den Kampf für Demokratie in seiner Heimat. Aus diesem Anlass ist der international bekannte Aktivist nach Deutschland gereist und nutzte dies, um nach Stuttgart zu fahren – er wollte Diana Burkot treffen und ihr Konzert besuchen. Demokratische Staaten, fordert Chu mit Blick auf die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong, dürften sich nicht in eine politisch-wirtschaftliche Abhängigkeit zu autoritären Staaten begeben.

Unter anderem setzt sich Samuel M. Chu für die Rechte der LBGTQ-Community in seiner Heimat ein. Das Studio Gaga hat sich seit der Eröffnung vor vier Wochen zu einem brummenden Treff der queeren Szene von Stuttgart entwickelt. Es befindet sich direkt unter dem Studio Amore und verfügt über einen separaten Eingang. Das 1962 erbaute Hotel am Schlossgarten, von dem noch immer keiner weiß, wann der Umbau beginnen kann, beherbergt nun also gleich zwei temporäre Bars – und beide sind Magneten der Nacht.

Das bunte Stuttgart feiert in der nach Lady Gaga benannten Location immer freitags und samstags (geöffnet ist stets bis 5 Uhr in der Frühe) die Lebensfreude. Als „Ort der Liebe, Freiheit und Akzeptanz“ sehen die Macher ihr Studio – ein passender Ort also für Diana Burkot und Samuel M. Chu, für zwei international bekannte Köpfe, die als Dissidenten für Demokratie kämpfen.