Jupp Klegraf vom Infoladen, Projektsprecher Wolfgang Dietrich, Rainer Bücker und Ekkehard Lay (v. l.) von der Bahn beim ersten S 21-Stammtisch des Infoladens. Foto: Rebecca Anna Fritzsche

Der Infoladen auf der Prag, das Kommunikationsbüro zum Bahnprojekt und die Bahn möchten einen regelmäßigen Stammtisch etablieren,bei dem Betroffene Fragen stellen können.

S-Nord - Der Stammtisch ist eine Reaktion auf die öffentliche Informationsveranstaltung zu Stuttgart 21 im April“, sagte Jupp Klegraf, der Vorsitzende des Infoladens. Damals sei es aufgrund der heftigen Diskussionen zu keinem ausführlichen Informationsaustausch gekommen. Um genau den soll es aber bei den Stammtischtreffen gehen: Alle zwei Monate ist ein Treffen geplant, bei dem betroffene Anwohner sowie Vereine, Schulen und andere Einrichtungen im Viertel den Ansprechpartnern der Deutschen Bahn und des Kommunikationsbüros Bahnprojekt Stuttgart-Ulm Fragen stellen können. Dabei war es Klegraf wichtig zu betonen, dass der Infoladen weder pro noch kontra Stuttgart 21 sei: „Wir sind neutral und informieren über das, was den Bezirk Nord betrifft.“

Zum ersten Treffen waren außer Alice Kaiser, der Bürgerbeauftragten der Stadt zu Stuttgart 21, auch Wolfgang Dietrich, Projektsprecher und Leiter des Kommunikationsbüros, Michael Schmidt, stellvertretender Leiter, sowie Rainer Bücker und Ekkehard Lay von der Deutschen Bahn AG gekommen. „Das ist eine neue Form des Zusammenkommens, die wir so noch nicht hatten“, sagte Dietrich. „Wir wollen zuhören und die Anliegen der Anwohner erfahren.“ Dies sei auch mit dem Wunsch verbunden, dass die Veranstaltung „so vernünftig“ ablaufe, dass man sie fortsetzen könne. Alice Kaiser betonte, dass der Stammtisch für die Bürger eine Möglichkeit sei, den Projektpartnern auf Augenhöhe zu begegnen. „Außerdem gibt es bei Baustellen immer noch Flexibilitäten.“ Als Beispiel nannte sie die Wegeverbindungen in den Rosensteinpark. Dort gebe es durchaus Möglichkeiten, die Bürgerwünsche einzubinden. Zudem sei die Bahn ja darauf angewiesen, dass die Bürger mitteilten, was nicht rund läuft.

„Sie wollen mich 15 Jahre ärgern, dafür erwarte ich auch etwas“

Vertreter des Sportvereins SV Prag, der Steinbeisschule, der Wagenhallen, des Vereins Stuttgart 21-22-23 und der Anwohnergruppierung Nordlichter, sowie einzelne Bürger waren der ersten Einladung gefolgt – viele von ihnen mit teils hohen Erwartungen. „Sie wollen mich 15 Jahre ärgern, dafür erwarte ich auch etwas“, sagte Martin Himmelsbach vom Verein Stuttgart 21-22-23. „Wir wollen niemanden ärgern“, antwortete Wolfgang Dietrich und sagte, dass die Bahn beispielsweise bei der Zusammenarbeit mit den Behindertenverbänden mehr tue als gesetzlich vorgegeben. Alice Kaiser merkte an, dass es oft keine perfekte Lösung für alle gebe: „Aber man nähert sich an und findet Kompromisse, und das ist es wert.“ Bei einer schnellen Ideensammlung stellte sich heraus, dass die Belastung der öffentlichen Straßen im Nordbahnhofviertel durch den Bauverkehr den Anwohnern am meisten Sorgen bereitet, sowie auch die zusätzliche Lärm- und Feinstaubbelastung. Beim nächsten Stammtisch im September soll darüber gesprochen werden; Vertreter der Bahn werden die gesamte Planung der Baulogistik vorstellen.

Dass das Thema Verkehr auch bei der Bahn Priorität hat, stellte Ekkehard Lay klar: „Der Verkehr muss laufen, sonst klappt die Baulogistik nicht.“ Gäbe es also zu viele Staus, blieben die Baufahrzeuge genauso in ihnen stecken wie die Anwohner. Genaue Informationen wünschten sich die Teilnehmer außerdem zu den beiden Entrauchungswerken, die an der Heilbronner Straße und am Pragtunnel gebaut werden sollen, zum S-Bahnhof Mittnachtstraße, zur Verkehrssituation an der Wolframstraße bei der neuen Stadtbahnbrücke, zum Betriebsablauf des zentralen Logistikfelds, und zu den Standorten der Wohncontainer für die Arbeiter. Ganz konkret wurde nachgefragt, wie die Kindertagesstätte Rosenstein vor Baulärm geschützt werden soll, und wie es mit dem Ersatz für den seit Mai geschlossenen Bolzplatz an der Rosensteinstraße aussieht.