Michael Panzer alias Frl. Wonder steht seit 40 Jahren auf der Bühne. Foto: Avanti/Ralf Poller

Mit einem Wortwitz-Feuerwerk punktet Wommy Wonder bei ihrer Travestie-Show in Steinheim (Kreis Ludwigsburg) und bringt ein voll besetztes Haus ins Schwingen.

Wommy Wonder ist ins Schwabenalter gekommen. Seit 40 Jahren steht Michael Panzer, der einst Theologie und Germanistik studiert hat, als ebenso vollbusiges wie eloquentes Fräulein-Wunder auf der Bühne und kokettiert immer noch gern mit dem Alter. Dabei ist der spaßbetonten Dame gerade das gar nicht wirklich anzusehen. Wie bei ihrem letzten Gastspiel in Steinheim im Jahr 2018 wirkt die Humor-Diva alterslos, überzeugt nach wie vor durch knackig-feste Beine in hochhackigen Pumps und kesse, kurze Kostüme.

 

Die aufragende Frisur sitzt – dank Kunststoffperücke - wie immer perfekt und das Mundwerk läuft wie geschmiert. Der Griff zum Sektglas ist zwar ein wenig zwanghaft, aber die Gags und Pointen kommen sicher und das Publikum gluckst, quietscht und johlt vor Vergnügen. Denn die beliebte Transe praktiziert eine Kunst, die schussfreudig in vielerlei Richtungen ist und die Humorsalven traumwandlerisch gut abzuschießen versteht.

Frl. Wommy Wonder ist eine Marke, die sich im Kulturleben etabliert hat. Sie ist beglückend schlagfertig und ihr Humor hat einen charmant-frechen Biss. Am Sonntagabend hat sie in Steinheim ihre Fähigkeiten einmal mehr zur vollen Entfaltung gebracht und die zahlreichen „Kult X“-Gäste, die jeden Stuhl in der Erich-Kästner-Realschule belegt hatten, komplett entzückt. Eine Anerkennung auch für das Engagement des dortigen Kulturvereins, der immer wieder eine glückliche Hand bei der Künstlerauswahl beweist.

„Tut so, als wäre Helene Fischer auf der Bühne“

Zufrieden wirkt der über vier Jahrzehnte lang so erfolgreich agierende Entertainer, der schon zu Lebzeiten als Legende durchgehen dürfte. All das bringt er selbstbewusst und deutlich rüber: „Zufrieden steh ich hier, von mir aus kann’s so bleiben“, teilt er dem Publikum singend mit. Den Applaus nimmt er dankbar wie ketzerisch an: „Tut so, als wäre Helene Fischer auf der Bühne“, rät er den Zuhörenden mit kokettem Grinsen, während der Saal sich vor Lachen ausschüttet.

Amüsierte Gesichter auch, wenn Wommy etwa Steinheim als Stadt am Meer bezeichnet: „Das Häusermeer, das Lichtermeer und ab zehn Uhr geht gar nix mehr.“ Dass sie seit acht Jahren Vegetarierin sei, behauptet Panzer im selben Atemzug, wie er hinzufügt: „Fleisch nur, wenn noch ein Kerle dranhängt.“ Und dann verfällt der Künstler in eine Art Dauerlauf, der im Sekundentakt das Zwerchfell massiert. Als Frau müsse sie was tun, betont Wommy, „denn die Konkurrenz schläft nicht – jedenfalls nicht mir mit mir“. Die stets von einem Hauch Erotik umgebene Diva liebt es zu brüskieren.

Ein Herr in der ersten Reihe etwa muss immer wieder als Opfer herhalten. „Aber bitte nach der Pause wiederkommen“, fleht Wommy ihn an und plaudert weiter stichelnd über die vermeintlichen Gedanken des Zuhörers: „Wie kommt bloß die tiefe Stimme in diesen elfenhaften Körper?“

Michael Panzer alias Wommy Wonder streift bei seinem Jubiläumsauftritt viele Themen. So auch seine Auftritte bei den norddeutschen Fans. „Wer die kennen lernt, hat das Gefühl, die Süddeutschen hätten Temperament“, konstatiert er frech und wechselt lästernd in die eigene Heimat, die schwäbische Alb. „Wozu brauch ich Sixpacks?“, fragt Panzer provokativ und gibt kurzerhand die Antwort: „Dass der Nachbar denkt, ich könnt ihm beim Umzug helfen?“ Experten definiert Wommy ganz uncharmant als Männer, die 99 Stellungen kennen, aber kein einziges Mädel“.

„Gib mir mein Deutsch bitte wieder“

Auch die Badener bekommen ihr Fett weg, ebenso wie die Schwaben oder „die Generation, die nachkommt“. Wie solle man denen erklären, dass man neben einer alleinstehenden Frau auch liegen könne? Überhaupt bekommt das schillernde Kunstgeschöpf Wommy beim Thema Jugend nahezu philosophische Züge. Mit ihrem Song „Gib mir mein Deutsch bitte wieder“ schimpft sie kunstvoll gegen Anglizismen.

Wommy Wonder zeigt ein mitreißendes Unterhaltungsniveau: auch im zweiten Teil des Abends, wo sie verbal ihre Putzfrau Elfriede Schäufele über die Bühne fegen und singen lässt. Natürlich kann sich diese nicht verkneifen, mit ihrem Putzgerät arglose Besucher zu ärgern. Das Publikum bedankt sich für einen Abend voller Lachen mit eifrigem Applaus.