Mit der Jazztrompete in der Hand inmitten seiner geliebten Trollingerreben, so behalten die Heslacher Traugott Armbrüstle in Erinnerung. Foto: Heike Armbruster

Traugott Armbrüstle ist auch noch Jahre nach seinem Tod eine Inspiration für die Heslacher.

S-Süd - Epische Liebesgeschichten, Kampfgeist und natürlich die Erfindung des Jazz – was dem Heslacher Traugott Armbrüstle nachgesagt wird, ist so beeindruckend und schillernd, dass sich mancher Neu-Heslacher fragt, warum man einem solchen Manne keine Statue gebaut hat. Ob er womöglich gar nicht gelebt hat? Tatsächlich ist kein Ehrengrab auf dem Heslacher Friedhof zu finden, einzig der kleine Parkplatz bei der Metzgerei Aicheler an der Böblinger Straße ist dem Sohn eines Wengerters gewidmet.

Nun muss man wissen, dass die Erforschung des Lebens von Traugott Armbrüstle noch lange nicht abgeschlossen ist. Seitdem an seinem 100. Todestag, am 1. April 1976, dem Wirken des Heslacher Universalgenies erstmals öffentlich gedacht worden ist, gelangen Jahr für Jahr neue Details über ihn ans Licht. Die Traugott-Armbrüstle-Gesellschaft hat sich der Erforschung der Legende gewidmet – allerdings eher im Hintergrund. Die Treffen der Gesellschaft zogen in vergangenen Jahren so viele Menschen an, dass die engagiertesten Streiter beschlossen, ihre Zusammenkünfte nicht mehr öffentlich zu bewerben.

Für seine Spottverse wurde der junge Armbrüstle früh berühmt

Was an die Öffentlichkeit gelangt, sind Bruchstücke aus dem Leben Traugott Armbrüstles, der am 4. Mai 1805 das Licht der Welt erblickte. Für seine Spottverse wurde der junge Armbrüstle früh berühmt. Unbeliebt machte er sich bei der Obrigkeit am 18. September 1841, als er anlässlich der Feierlichkeiten zum Regierungsjubiläum von König Wilhelm I. ein Pappschild mit folgender Aufschrift hochhielt: „25 Johr ond so a Gschrei, dazu muaß mr schon König sei. Lebenslang isch mei Ähne gschpronga, koi Sau hot dem Hosianna gsonga.“

Keiner kennt diese Spottverse besser als Georg Bahmann, der anerkannte Biograf des Heslacher Urgesteins. Er hat ein Buch über das Universalgenie verfasst. Bahmann, Mitglied der Traugott-Armbrüstle-Gesellschaft, war bereits bei der Feier zum 100. Todestag dabei und erlebte mit Freude und Erstaunen, wie danach immer mehr Geschichten die Forschungsarbeiten der Gesellschaft beflügelten. Eigentlich hatten die Mitglieder der Trauerfeier an jenem Ersten April nicht damit gerechnet, dass noch andere Heslacher Wissenswertes aus dem Leben des Wengertersohnes beisteuern könnten. „Doch plötzlich hieß es in jeder Kneipe in Heslach: ‚Den kenne ich auch, meine Großmutter hat immer von dem Traugott erzählt’“, sagt Bahmann.

Erfinder, Maler und Philosoph

Wie Traugott die Auswanderung nach Amerika nahegelegt wurde und er dann in New Orleans den Jazz erfand, ist eine dieser Legenden. Jazzfreunden ist die Abkürzung „Trad.“ für „Traugott Armbrüstle, Deutschland“ ein Begriff, auch wenn andere meinen, dass es „Traditional“ heißen müsste. Nach Heslach zurück kam der Philosoph und verkannte Erfinder erst nach einer leidenschaftlichen Affäre mit der Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara. Diese Liebe ging zu Ende, weil Armbrüstle aufgrund des Entzugs von Spätzle und Trollinger an Verdauungsstörungen litt. Das ist auch die wahre, unromantische Begründung für den Titel des Buches „Vom Winde verweht“. So trennte sich der Heslacher von der Geliebten und kehrte zurück nach Heslach, um sein Erbe anzutreten.

Nach dem Tod der Eltern war das den Oberen mit einem Mal sogar ganz recht, zu viele Heslacher hatten sich über den verwahrlosten Weinberg der Armbrüstles beschwert. Neben seiner Arbeit als Nachtwächter gelangte Armbrüstle als Erfinder, Maler und Philosoph zu Berühmtheit. Zwar gingen seine Erfindungen wie der Sicherheitshammer mit angeschweißtem Nagel nie in Serie, doch in Heslach werden diese Relikte Traugotts von vielen liebevoll aufbewahrt. Böse Zungen behaupten zwar immer noch, Traugott Armbrüstle sei nie geboren worden, andere wiederum sagen, Traugott Armbrüstle sei niemals gestorben. „Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte“, sagt sein Biograf Georg Bahmann.