Mit großem Zeremoniell und militärischen Ehren hat Großbritannien seiner früheren Premierministerin die letzte Ehre erwiesen. Unter den Trauergästen waren auch die Queen und Prinz Philip. Foto: dpa

Mit großem Zeremoniell und militärischen Ehren hat Großbritannien seiner früheren Premierministerin die letzte Ehre erwiesen. Auch die Queen und Prinz Philip waren unter den Trauergästen.

London - Es war fast ein bisschen, als hätte sie den Lärm und die Aufregung der Welt nun endlich hinter sich gelassen: Als der Sarg von

Margaret Thatcher

in die St. Paul's Kathedrale getragen wurde, wurde es still unter den mehr als 2000 Gästen. Von draußen waren noch einige Rufe zu hören, doch drinnen senkten Staatsoberhäupter und Premierminister die Köpfe, politische Freunde saßen neben Gegnern, und die Familie der „Eisernen Lady“ nahm ihre Plätze in der ersten Reihe ein. „Nach dem Sturm eines Lebens, gelebt in der Hitze der politischen Kontroverse, herrscht jetzt große Stille“, sagte der Bischof von London, Richard Chartres. Statt der Debatte um das politisches Vermächtnis der früheren Premierministerin stand bei der Trauerfeier der Mensch im Mittelpunkt.

„Dies ist ein Ort für simples menschliches Mitgefühl“, erklärte Chartres weiter. Politik und politisches Erbe zu diskutieren sei wichtig. „Aber hier und heute ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür.“ Thatcher sei zu einer Symbolfigur geworden. „Heute aber sind die Überreste der realen Margaret Hilda Thatcher hier bei ihrer Trauerfeier. Sie liegt hier und ist eine von uns, dem gleichen Schicksal ausgeliefert wie alle Menschen.“

Anekdoten und Erinnerungen

Trotz allen Prunks, der beinahe militärischen Präzision beim Zeremoniell, trotz der hohen Gäste und der Anwesenheit von Queen Elizabeth II., schien es manchmal fast, als finde hier eine Trauerfeier mit Familie und Freunden statt. Etwa, als der Bischof in seiner Ansprache mit kleinen Anekdoten aus dem Leben Thatchers die Trauergemeinde zum Lachen brachte. So berichtete er, wie er einst bei einem offiziellen Essen neben Thatcher saß und sie über Politik sprachen. Mitten im Satz ergriff sie sein Handgelenk und rief: „Fassen Sie die Entenpastete nicht an, Bischof - sie macht sehr dick.“

Auch vom Brief eines kleinen Jungen erzählte der Anglikaner, den Thatcher persönlich beantwortet habe. Der Junge habe gefragt, ob ein Premierminister genauso fehlerfrei sei wie Jesus. Thatchers Antwort an den Kleinen: „Es wird immer Momente geben, in denen wir etwas sagen oder tun, das wir später bereuen. Dann soll uns das leidtun und wir sollten versuchen, es nicht noch einmal zu machen.“ Auch an Thatchers 2003 gestorbenen Mann Denis erinnerte der Bischof, sein Verlust sei für sie ein „schwerer Schlag“ gewesen.

Thatcher hat Trauerfeier selbst geplant

Die Planung des Trauergottesdienstes hatte Thatcher zu Lebzeiten selber begleitet, und so waren viele ihrer Lieblings-Hymnen und -Komponisten zu hören. Johannes Brahms, Edward Elgar und Johann Sebastian Bach waren darunter. Die Lesung hielten ihre Enkelin Amanda Thatcher und Premierminister David Cameron. Mit Ausnahme Camerons spielten Thatchers politische Begleiter und Nachkommen eine Nebenrolle. Sie zeigten sich zwar alle und waren vor Beginn der Messe demonstrativ in freundliche Gespräche vertieft. Doch dann verschwanden sie in der Masse der Trauergäste. Auch Prominente wie Sängerin Shirley Bassey oder Musical-König Andrew Lloyd Webber blieben im Hintergrund.

„Lady Thatcher hat einen großen Teil der Messe selber geschrieben und wer weiß - vielleicht hat sie sie selber von irgendwo genossen, während wir der Musik und den Reden zugehört haben“, sagte Sir Malcolm Rifkind, der unter Thatcher Kabinettsmitglied gewesen war.

Die meisten Menschen jedoch werden sich an Thatcher wohl als Politikerin erinnern, und dabei nicht nur im Guten. So demonstrierten zeitgleich zur Trauerfeier ehemalige Bergarbeiter in Nordengland. „Ich bin hier, um ihre Geburt zu betrauern, weil sie für das System steht, unter dem wir alle noch immer leiden“, sagte Dave Douglass, ein ehemaliger Kohle-Kumpel aus Durham. Er hatte 35 Jahre lang in einer Zeche gearbeitet, die Thatcher in den 1980er Jahren hatte schließen lassen.