Pfarrerin Cornelia Pfefferle begrüßt, nachdem das Stück „Air“ des Streichquartetts verklungen ist, die Trauergemeinde in der Schmidener Festhalle. Foto: Patricia Sigerist

Mehr als 450 Menschen geben in der Schmidener Festhalle dem früheren Fellbacher Sozialbürgermeister Raimund Ulrich das letzte Geleit. Seine beiden Töchter erinnern in sehr persönlichen Beiträgen an viele private Momente mit ihrem Vater.

Schmiden - Die Fotopräsentation, die zu Beginn der Zeremonie auf der Leinwand der Festhalle zu sehen ist, zeigt Szenen aus seinem ganzen Leben: Raimund Ulrich – mal als Kind mit Bruder und seinen Eltern, mal mit Ehefrau Helga, mit der er 54 Jahre verheiratet war, mit den Töchtern, Schwiegersöhnen und Enkeln während der Rast beim Bergwandern, mal mit Starfußballern, mal im Dienstzimmer mit seinem langjährigen Chef, Ex-Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel. Und auf fast allen Bildern ist sein stets freundliches, wissend ironisches, gelegentlich leicht spöttisches Lächeln zu erkennen.

Viele Schmidener sind zur öffentlichen Trauerfeier gekommen

Mehr als 450 Menschen – neben der Familie noch Freunde, Wegbegleiter, ehemalige Kollegen und natürlich viele Schmidener – sind am Mittwochvormittag gekommen, um bei der öffentlichen Trauerfeier dem langjährigen Sozialbürgermeister, dessen Sarg vor der Bühne steht, die letzte Ehre zu erweisen. Der plötzliche und tragische Tod des 81-Jährigen, der in der Nacht zu Dienstag vergangener Woche an den Folgen eines Unfalls in der Dunkelheit nahe des Schmidener Stadions verstarb, ist so plötzlich in das Leben der Angehörigen getreten, dass sie „keine Zeit zum Abschiednehmen hatten“, sagt Pfarrerin Cornelia Pfefferle in ihrer Predigt. Es sei „kein Danke“ für die gemeinsame Zeit, kein „Ich liebe Dich“ mehr möglich gewesen.

Das Thema Dunkelheit ist denn auch ein Motiv in der Predigt. Die Pfarrerin nimmt Bezug auf Raimund Ulrichs Konfirmationsspruch aus dem Johannes-Evangelium, als Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Sie erinnert auch an seine teilweise düstere Kindheit, als sein Vater bei einem Motorradunfall verstarb und der 16-Jährige dann die Verantwortung der vaterlosen Familie spürte und nicht das Jurastudium begann, sondern Verwaltungsbeamter wurde, um möglichst schnell Geld zu verdienen. Der Tod, so spendet die Pfarrerin Trost, sei „nicht das Ende, sondern eine Durchgangsstation“ auf dem Weg zu Gott, eine Art „Wartesaal vor dem eigentlichen Leben“.

Raimund Ulrichs Tochter Anja Wenninger wendet sich in dem Nachruf für die Familie direkt an ihren „lieben Paps“

OB Gabriele Zull betont, Fellbach habe Raimund Ulrich viel zu verdanken „und sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke bei allen, die ihm nahestanden oder viel mit ihm zu tun hatten. Wir fühlen mit den Angehörigen, seiner Ehefrau, seinen Töchtern und Enkelkindern, die einen lieben und verständnisvollen Ehepartner, Vater und Großvater verloren haben, und können wie sie noch gar nicht begreifen, was geschehen ist.“ Für die Vereine erinnert TSV-Präsident Ulrich Lenk an Raimund Ulrichs Eintritt in die TSV-Skiabteilung wie in die 1973 neu gegründete Tennisabteilung. Lenk: „Wir verneigen uns vor einem warmherzigen Menschenfreund, der viel für seine Stadt getan hat.“ Raimund Ulrichs Tochter Anja Wenninger wendet sich in dem Nachruf für die Familie direkt an ihren „lieben Paps“: „Wir vermissen dich ganz schrecklich“, weil ein paar Sekunden entschieden hätten, dass er nun nicht mehr da sei. Und sie würdigt, dass er nach zwei Amtsperioden als Sozialbürgermeister der Familie den Vorzug gegeben habe, um mit seiner Frau Reisen zu unternehmen, sich für Kunst und Kultur zu interessieren und vor allem für die Enkel da zu sein. Doch nun trage niemand mehr am Schreibtisch alle Termine sorgfältig in den Kalender ein oder schaue vom Sessel aus die Sportschau. „Du warst immer einfach für uns da.“