So könnte es ausschauen, wenn eine Stadtbahn unterhalb der Burg Hohenbeilstein durchs Bottwartal rollt. Foto: Knupfer

Im Kreis Heilbronn wäre eine Abweichung von der alten Linienführung möglich. Große Konzerne wie Bosch und Magna könnten über Abstatt/Untergruppenbach an die Bahn angebunden werden. Wie sind die Aussichten dafür?

Mit Details hält sich das Landratsamt Ludwigsburg noch bedeckt. Aber die wichtigste Erkenntnis aus der Machbarkeitsstudie zur Bottwartalbahn gab die Kreisbehörde auf mehrmalige Nachfrage doch preis: die Untersuchung prognostiziere, dass die Standardisierte Bewertung für eine Schienenstrecke zwischen Marbach und Heilbronn einen Faktor über eins ergeben wird. Das Projekt wäre damit förderfähig. Das ist zwar ein Meilenstein auf dem Weg zu einem Neubau der vor Jahrzehnten stillgelegten Verbindung. Aber schon richtet sich der Fokus bei den Beteiligten auf eine nächste große Hürde: Die Kommunen müssen sich auf eine Streckenführung einigen.

Bürgermeister sieht „einmalige Chance“

Das betrifft weniger die Städte und Gemeinden im Landkreis Ludwigsburg. Hier ist im Grunde Konsens, dass die Route wie in der Vergangenheit über Murr, Steinheim, Großbottwar und Oberstenfeld gen Beilstein führt. Ab dann wird es aber interessant, standen schließlich zuletzt vier Optionen zur Auswahl. An diesen Umstand erinnert auch der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. „Es ist nun die einmalige Chance, mit der Bottwartalbahn ein ökologisches Zukunftsprojekt anzugehen, die danach nicht mehr wiederkommen wird“, erklärt er. Wichtig sei jedoch zunächst, „dass es im Landkreis Heilbronn eine Einigung über die dortige Trassenführung gibt. Ohne diese Einigung wird es nicht weitergehen können.“

Alte oder neue Trasse, das wird hier die Frage sein

Im Kern wird die Gretchenfrage sein, ob man sich eher an der alten Strecke orientiert und Haltestellen in Ilsfeld und Talheim einplant oder neu denkt und sich für einen Schlenker ab Ilsfeld-Auenstein Richtung Abstatt und Untergruppenbach entscheidet, dabei eventuell auch den großen Arbeitgeber Bosch in Abstatt sowie Flein anbindet.

Die Verantwortlichen in den betroffenen Kommunen wollen sich bei dem Thema derzeit offenbar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. „Ich halte es für sehr wichtig, dass die vorliegende Studie öffentlich vorgestellt wird und für die Bevölkerung die Möglichkeit besteht, hierüber zu diskutieren und sich an einer Entscheidungsfindung zu beteiligen“, erklärt etwa Rainer Gräßle, der Talheimer Rathauschef. Warum ein Bahnhof in Talheim sinnvoll sein könnte oder wie wichtig es für die Gemeinde wäre, an das mögliche Stadtbahnnetz angeschlossen zu werden, dazu äußert er sich nicht.

Arbeitsplätze als Argument

Argumente für eine Trasse über Abstatt und Untergruppenbach, also den alternativen potenziellen Ast, hat dafür sein Amtskollege in Untergruppenbach in petto. Für diese Variante spreche „sicher das Fahrgastpotenzial“, das die großen Arbeitgeber Magna und Bosch mitbrächten, konstatiert Andreas Vierling. In eine ähnliche Richtung denkt Klaus Zenth, der in Abstatt am Ruder sitzt. „Neben der Mobilität für unsere Bevölkerung sehen wir Vorteile mit der Anbindung der Firmen Magna und Bosch mit den nahezu 7000 Arbeitsplätzen bei den Varianten über Abstatt/Untergruppenbach“, erläutert Zenth. Charmant fände auch Bosch selbst eine Lösung, bei der die Mitarbeiter per Zug direkt zu dem Werk in Abstatt pendeln könnten. „Wir begrüßen im Sinne einer nachhaltigen Mobilität den Ausbau des Schienenverkehrs. Einer Anbindung des Bahnverkehrs an den Standort Abstatt stehen wir deshalb grundsätzlich positiv gegenüber“, erklärt die Pressesprecherin Cornelia Kueppers.

Unabhängig von der endgültigen Route stehen die Sterne für eine Bahnstrecke von Marbach nach Heilbronn so gut wie seit einer halben Dekade nicht mehr, betont Christian Schäuffele, parlamentarischer Referent des CDU-Landtagsabgeordneten Tobias Vogt, der mit Bürgermeistern, Gemeinderäten sowie seinem Parteifreund und Bundestagsabgeordneten Fabian Gramling am Samstag, 29. April, von 10 Uhr an ein Teilstück der alten Trasse zwischen Steinheim-Kleinbottwar und Großbottwar begehen wird. „Ich bin überzeugt davon, dass richtig Schwung reingekommen ist durch die neuen Kriterien für die Standardisierte Bewertung“, sagt Schäuffele und spielt damit darauf an, dass das Bewertungsverfahren vom Bund schienenfreundlicher gestaltet wurde.

Höhe Fördermittel prognostiziert

Der Marbacher Rathauschef Jan Trost geht zudem davon aus, dass „im Optimalfall sehr hohe Fördermittel“ fließen, die Umsetzung auch Jahre dauere, sodass die Haushalte nicht auf einen Schlag mit einer riesigen Summe belastet würden. Aus seiner Sicht wäre es sogar „fatal“, die Chance jetzt verstreichen zu lassen. Sein Abstätter Kollege Klaus Zenth sieht ebenfalls „eine historische Chance, die Mobilität über Generationen hinaus positiv zu gestalten“. Ein Bahnanschluss sei zudem „eine echte Alternative zum Individualverkehr und würde zu einer deutlichen Entlastung der Straßen beitragen“, betont Andreas Vierling, Bürgermeister in Untergruppenbach, der freilich nicht verhehlt, dass es bezüglich einer möglichen Trassenführung innerhalb des Landkreises „zu gegebener Zeit noch Gesprächsbedarf“ und es für die jeweiligen Optionen ein Für und Wider gebe.

Wirtschaftlicher Betrieb in Sicht

Nachweis
Die Machbarkeitsstudie ist der erste große Schritt hin zu einer Wiederbelebung einer Schienenverbindung zwischen Marbach und Heilbronn. Es müsste nun jedoch noch eine Standardisierte Bewertung angeschlossen werden, als formaler Nachweis, dass die Bottwartalbahn wirklich wirtschaftlich betrieben werden kann – wie es die Machbarkeitsstudie in Aussicht stellt.

Information
Entscheidend ist zugleich, dass die Kommunen im Landkreis Heilbronn sich über eine favorisierte Trasse einigen. Vier Optionen standen zuletzt zur Auswahl, eine über Talheim wie vor der Stilllegung der Route vor Jahrzehnten, drei über den Ast Abstatt/Untergruppenbach. Über den aktuellen Stand der Untersuchung will das Landratsamt Ludwigsburg im Mai die zuständigen politischen Gremien informieren.