Michael Reschke, Sportchef des VfB Stuttgart, hat am Ende der Transferperiode nicht mehr zugeschlagen. Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart sieht am Ende der Wechselfrist von Notkäufen ab. Michael Reschke erklärt, warum er im Kampf gegen den Abstieg seinem jetzigen Kader vertraut.

Stuttgart - Am so genannten Deadline Day sind starke Nerven gefragt. Wenn sich am letzten Tag der Wechselfrist der Wahnsinn auf den Transfermärkten in wenigen Stunden zuspitzt. Wenn Spieler und Agenten um Prozente feilschen, Manager nervös ihre E-Mail-Eingänge prüfen und Fans die letzten Stunden bis 18 Uhr gebannt auf den Monitor starren. Um auf keinen Fall die Eilmeldung zu verpassen, welche Sturmgranate ihr Herzensclub auf den letzten Drücker noch an Land gezogen hat.

Und dann passiert: Nichts.

So geschehen am Mittwoch beim VfB Stuttgart. Viel Lärm um nichts, könnte man rückblickend sagen. Still ruhte der Cannstatter Wasen den Tag über, ehe am Abend klar war: Der Tabellen-14. der Fußball-Bundesliga hat seine Transferaktivitäten für diesen Winter abgeschlossen.

Damit bleibt es bei drei Neuzugängen: Mario Gomez (VfL Wolfsburg/ drei Millionen Euro), Jacob Bruun Larsen (Leihe von Borussia Dortmund/200 000 Euro) sowie dem früheren Augsburger Erik Thommy (300 000 Euro).

Reschke schlägt nicht mehr zu

Auf der Abgabeseite finden sich mit Simon Terodde (1. FC Köln/drei Millionen Euro), Josip Brekalo (zurück zum VfL Wolfsburg), Anto Grgic (verliehen an den FC Sion) und Ailton vier Spieler. Der Brasilianer wurde an Estoril Praia ausgeliehen. Möglicherweise verlässt auch noch Ebenezer Ofori den Club. Für den Ghanaer fand sich bis Mittwoch kein passender Verein. Da Wechsel in anderen Ligen auch über den 31. Januar hinaus noch gestattet sind, könnten sich für den Mittelfeldspieler noch Optionen ergeben. Fakt ist, dass der VfB nicht mehr mit dem 22-Jährigen plant.

Doch das sind Nebenschauplätze der Kaderplanung. Die neuralgischen Punkte liegen woanders. Allen voran in der Offensive. Der VfB-Manager Michael Reschke hat das Kernproblem der Stuttgarter auch erkannt. Dass seine Mannschaft in 20 Spielen gerade einmal 16 Tore zustande gebracht hat. Weil es meist an brauchbaren Zuspielen und zündenden Ideen aus dem Mittelfeld fehlt. An Kreativität, bisweilen aber auch an Tempo.

Dennoch will sich die sportliche Führung nun mit den vorhandenen Spielern begnügen. „Wir haben immer betont, dass wir unserem Kader vertrauen und davon überzeugt sind, mit ihm unsere Ziele zu erreichen. Wir haben auch immer betont, dass wir nur dann erneut auf dem Transfermarkt aktiv werden, wenn sich eine absolut sinnvolle Lösung für den VfB ergibt, von der wir total überzeugt sind und die uns sportlich sofort weiterhilft“, sagte Reschke am Mittwochabend. Das war in den vergangenen Tagen offenbar nicht der Fall. „Deshalb haben wir keinen weiteren Transfer mehr getätigt.“

Reicht die Qualität des Kaders?

Was die nach dem Trainerwechsel in Aufruhr begriffenen Fans nicht unbedingt beruhigte. Sie blickten zur Konkurrenz nach Bremen, wo der SV Werder 2,5 Millionen Euro für Sebastian Langkamp von Hertha BSC und 7,5 Millionen für Angreifer Milot Rashica von Vitesse Arnheim ausgab. Ein Spieler, dem auch Interesse des VfB nachgesagt wurde. Der kommende Gegner VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr) sucht seine Not im Angriff mit der Last-Minute-Verpflichtung des Leverkuseners Admir Mehmedi zu lindern. Zehn Millionen Euro ist den Niedersachsen der Offensivmann wert. Und auch die Mainzer ließen sich nicht lumpen: Anthony Ujah und Nigel de Jong sollen den Absturz verhindern.

Große Aktivitäten bei der Konkurrenz – doch was heißt das schon? Der VfB hat Gomez (plus Thommy und Bruun Larsen), hält Reschke dagegen. Der Sportchef vertritt die Überzeugung, das Team gegenüber der Vorrunde verstärkt zu haben, ohne zum Schluss in Aktionismus zu verfallen. Was der 60-Jährige vor allem an dem ehemaligen Stuttgarter Meisterspieler festmacht.

Außerdem im Video: Was sagen die Fans zum neuen Trainer?

Minimalziel Platz 15 zu schaffen

Reschkes These ist diskutabel. Schließlich hinterlässt Carlos Mané durch seine Verletzung ein weiteres Loch in der Abteilung Attacke. Daniel Ginczek ist kein Garant für eine komplette Rückrunde, genau so wenig Holger Badstuber. Vom Abwehrspieler gab es am Mittwoch immerhin gute Nachrichten: Bei ihm liegt keine schwerwiegende Verletzung vor. Der 28-Jährige soll in den kommenden Tagen das Mannschaftstraining wieder aufnehmen.

Bei Lichte betrachtet müsste mit diesem Kader das Minimalziel Platz 15 zu schaffen sein. Auch wenn dem einen oder anderen Beobachter in den vergangenen Spielen der Glaube an die Qualität ein Stück weit abhanden gekommen ist:

Die Mannschaft hat nun die Gelegenheit, ihre Kritiker Lügen zu strafen. Jetzt, wo der Kampf gegen den Abstieg so richtig beginnt.

VfB Stuttgart - Bundesliga

lade Widget...

Tabelle

lade Widget...
Komplette Tabelle