„Sprungbude“-Betreiber Martin Hesse, Martin Schmidt und Oliver Lechner (von links): Viel investiert für ein trendiges Freizeitvergnügen Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Hoch hinaus geht’s in Bad Cannstatt: Mit der Sprungbude ist jetzt die erste professionelle Trampolinhalle im Großraum Stuttgart in Betrieb. Auch sonst boomt in der Region das Geschäft mit Funparks und Indoorspielplätzen.

Stuttgart - Die Eröffnungsfeier ist zwar erst an diesem Mittwoch, doch bereits seit vergangener Woche geht es in der Ziegelbrenner Straße im Cannstatter Stadtteil Muckensturm hoch her. Die Sprungbude ist fertig. Auf 82 verschiedenen Trampolinen kann gesprungen werden. „Mit 1000 Quadratmeter Sprungbereich auf 1700 Quadratmeter Nutzfläche ist unsere Anlage eine der größten ihrer Art in Deutschland“, sagt Martin Hesse, der zusammen mit Martin Schmidt (beide Heilbronn) und Oliver Lechner (Heidelberg) die Sprungbude betreibt.

Aufs Trampolinspringen spezialisierte Hallen gibt es bundesweit derzeit elf, die erste eröffnete im Sommer 2014 in Dortmund. „In Amerika sind es über 300. Dieser Trend ist jetzt über den Teich geschwappt“, sieht Hesse eine Bewegung, die sich auch hierzulande rasant ausbreiten könnte. Mindestens 19 Trampolinparks sind bundesweit in der konkreten Planung und wollen innerhalb der nächsten zwei Jahre an den Start gehen.

„Das Konzept funktioniert in den USA und in unseren größeren Städten. Es hat uns restlos überzeugt“, sagt Hesse nach einem Besuch im Jump House in Hamburg. Neben normalem Sprungvergnügen sorgen Slam- Dunk am Basketballkorb, Bungee-Jump oder Dodge-Ball (Hesse: „Eine Art Völkerball 2.0“) für zusätzlichen Kitzel. Motto: Spaß haben und dabei Kalorien verlieren. Schon längere Zeit suchte das Geschäftsführer-Trio, das seit elf Jahren Indoorspielplätze in Freiberg am Neckar und in Heidelberg betreibt, nach einer Gelegenheit, sich in neue Bereiche vorzutasten. Allein es fehlte an der nötigen Halle. Der Zufall spielte im Frühjahr 2015 mit, dass Hesse mit der Diözese Rottenburg in Verbindung kam. Die Katholische Kirche unterhält in Stuttgart das Albertus-Magnus-Gymnasium. Dessen Turnunterricht fand früher in der schuleigenen Doppelhalle an der Ziegelbrennerstraße statt. „Aber seit rund zehn Jahren war hier nichts mehr los“, erfuhr Hesse. Auch die Kirche hatte Interesse, den Leerstand zu beenden, und willigte in einen langfristigen Pachtvertrag mit den Freizeitexperten ein.

15 bis 20 Festangestellte begleiten den Betrieb

Im Juli begannen die Umbauarbeiten. Für die komplette Kernsanierung des 94 Meter langen, 17 Meter breiten und neun Meter hohen Gebäudes einschließlich der Einrichtung mit hochwertigen Sprunganlagen langten Hesse, Schmidt und Lechner (alle 45 Jahre alt) tief in die Tasche: Über 2,5 Millionen Euro pumpten sie dank eines Investors ins Projekt. Aber auch nach der Fertigstellung der Sprungbude wird eher geklotzt als gekleckert. 15 bis 20 Festangestellte, darunter auch eine qualifizierte Trampolintrainerin, sollen die Kundschaft begleiten. „Wir legen höchsten Wert auf Sicherheit und Qualität, wollen ein Premiumprodukt sein“, verkünden die Betreiber.

Fast wären Hesse und Co. mit ihrer Sprungbude zu spät dran gewesen, und ein anderer wäre jetzt Trampolin-Pionier in der Landeshauptstadt. „Wir hatten in Ostfildern schon eine Halle an der Hand“, sagt Fikret Bilgeoglu. Der Betriebsleiter des Tobidu-Kinderlandes in Fellbach hat die Pläne, ein Tobidu 2 mit Schwerpunkt Trampolin zu eröffnen, inzwischen wieder zurückgestellt und will jetzt nach anderen Freizeittrends Ausschau halten. Das im Juni 2013 eröffnete Stammhaus in Fellbach ist gut ausgelastet. „Wenn schlechtes Wetter ist oder draußen viel zu heiß, ist bei uns die Bude voll“, sieht Bilgeoglu Indoorspielplätze hoch im Kurs bei jungen Familien. Besonders häufig werden Kindergeburtstage dort gefeiert. Entsprechend hat sich innerhalb eines Jahrzehnts eine Angebotsstruktur entwickelt. Elf solcher professionell geführten Anlagen gibt es inzwischen in der Region Stuttgart. „So vielfältig wie die Möglichkeiten sind, seine Freizeit zu verbringen, so vielfältig sind auch die Angebote“, sagt Jürgen Schwarz. Der Geschäftsführer des seit 2008 existierenden Freizeitparks Sensapolis in Sindelfingen sieht den Trend „nach wie vor steigend“, was er am Besucherzuwachs im zweistelligen Prozentbereich festmacht. Die Wetterunabhängigkeit und die damit verlässlichere Planung wären die größten Vorteile im Vergleich zu Aktivitäten draußen.

Beides zu verbinden, versucht der Funpark Köngen im Kreis Esslingen. Die zum Kinderparadies umgebaute ehemalige Tennishalle klappt bei günstiger Witterung einfach ihr Cabriodach zur Seite. „Wir wollen nicht bloß ein Schlechtwetter-Paradies sein“, sagt Mitarbeiter Abdullah Kahreman. Jürgen Schwarz glaubt, dass der Markt im Freizeitbereich „noch nicht gesättigt“ ist. Fest steht für den Sensapolis-Chef aber auch: „Wer nicht in Qualität investiert, wird es über kurz oder lang schwer haben.“