Kapstadt und sein WM-Stadion sind immer ein reizvolles Ziel – für den VfB Stuttgart ist das geplante Trainingslager im Januar in Südafrika auch finanziell eine lukrative Sache Foto: EPA

Der VfB Stuttgart plant im Januar sein Trainingslager in Südafrika. Dafür kassiert er 250 000 Euro von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) – und hofft auf weitere Marketingeffekte.

Stuttgart - Seine letzte große Dienstreise hat Ralph Herkommer nach Südafrika geführt. Was der Mannschaftsbetreuer des VfB dort zu sehen bekam, hat ihm durchweg gut gefallen. Seit das Land die WM 2010 ausgerichtet hat, ist es ein Paradies für Fußballer. Hotels, Trainingsplätze und Stadien verfügen über moderne Standards, die Infrastruktur stimmt. „Das sind Topbedingungen“, sagt Herkommer. Das hat den VfB in seinen Planungen bestärkt. Statt wie üblich in Spanien oder der Türkei wird sich die Mannschaft wohl in der ersten Januar-Hälfte rund zehn Tage lang in Kapstadt auf die Bundesliga-Rückrunde vorbereiten. „Wir stecken noch mitten in den Planungen“, sagt Sportdirektor Fredi Bobic, der weitere Vorteile sieht: Der längeren Flugdauer steht eine Zeitverschiebung von nur einer Stunde entgegen. Außerdem erwarten den VfB in Kapstadt Temperaturen um 25 Grad. Und finanziell lohnt sich die Sache allemal.

Um die Auslandsvermarktung anzukurbeln, um die Bundesliga vor allem in Übersee nachhaltiger zu präsentieren und gegenüber den Ligen in England, Spanien und Italien aufzuholen, macht die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in der laufenden Saison 1,5 Millionen Euro für Auslandsreisen der Clubs locker. Der Bewertungsschlüssel basiert auf der Fünfjahreswertung der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Zudem hat die DFL Zielmärkte festgelegt. Vereine, die zum Trainingslager nach Übersee reisen, kassieren zusätzlich 100 000 Euro – doppelt so viel wie Clubs, die in Europa bleiben.

Trainingslager wird mit 250.000 Euro von der DFL finanziert

Der VfB kommt mit dem Reiseziel Südafrika auf einen Zuschuss von 250 000 Euro. Damit ist das Trainingslager nicht nur finanziert – es bleibt auch Geld übrig. „Ich habe schon vor zwei Jahren bei der DFL hinterlegt, dass wir an so etwas Interesse haben“, sagt Manager Fredi Bobic, „jetzt liegt endlich ein schlüssiges Konzept vor.“ Der Hamburger SV plant für Januar ein Trainingslager in Abu Dhabi, bei der Mitgliederversammlung im Dezember wird der Liga-Verband um weitere Interessenten werben.

Mit der ausgelobten Summe von 1,5 Millionen Euro will die DFL die Bundesligavereine zu Trainingslagern außerhalb Europas animieren, wie sie in anderen Top-Ligen gang und gäbe sind. Deshalb ist der Nachholbedarf immens. 70 Millionen Euro nimmt die Liga pro Saison aus der Auslandsvermarktung ein – ein Klacks im Vergleich zu England (560 Millionen Euro), Spanien (150 Millionen) und Italien (117 Millionen). Das wurmt Christian Seifert. „Die Vereine sollen erkennen, dass es in ihrem eigenen Interesse sein muss, sich in Asien oder Amerika zu zeigen. Doch da setzt erst langsam ein Umdenken ein“, sagt der DFL-Geschäftsführer.

Im Auftrag der DFL haben der FC Bayern und Schalke 04 ihre Trainingslager schon in Katar abgehalten, die Münchner waren auch schon in China und Indien. Borussia Mönchengladbach weilte in Dubai, Eintracht Frankfurt in Abu Dhabi. Dabei geht es nicht nur um optimale Trainingsbedingungen, sondern auch um Faktoren wie Bekanntheit, Beliebtheit und emotionale Bindung, die kurz- und mittelfristig weitere Marketingeffekte mit sich bringen – um handfeste kommerzielle Interessen also.

Davon wollen die Clubs ebenso profitieren wie die Liga. Wenn 2015 die Auslandsrechte neu vergeben werden, hofft die DFL auf eine Verdoppelung ihrer Erträge. „Die Einflugschneise, die wir anstreben, liegt zwischen 100 und 150 Millionen Euro“, sagt Seifert. Der VfB will seinen Teil dazu beitragen.