Der „Front Lever“ geht Nikolay Yevgiyev leicht von der Hand. Foto: Bauer

Im Mai wurde im Zuffenhäuser Stadtteil Rot ein sogenannter Calisthenics-Park eröffnet. Nikolay Yevgiyev trainiert dort regelmäßig. Der 18-Jährige Cannstatter ist im Juni in Bremen deutscher Meister geworden.

Bad Cannstatt - Im Mai wurde an der Rotweganlage im Zuffenhäuser Stadtteil Rot ein sogenannter Calisthenics-Park eröffnet. Nach den Worten von Dennis Ratano ist Calisthenics – auch Street Workout genannt – die derzeit angesagteste Trendsportart. Und der 28-Jährige muss es wissen. Schließlich ist seine Firma Baristi Workout in Deutschland federführend, was Calisthenics-Parks angeht. Die Anlage in Rot sollte dem aktuellen Andrang auf den neuartigen Sport Rechnung tragen. Und der ist groß, wie Dennis Ratano erzählt: „Die Facebook-Gruppe ‚Street Workout Stuttgart’ hat schon mehr als 800 Mitglieder.“

Ein Mitglied dieser Gruppe trainiert regelmäßig am Rotweg: Nikolay Yevgiyev. Der 18-Jährige Cannstatter ist im Juni in Bremen deutscher Meister geworden und hat sich in zwei Runden à zwei Minuten gegen zwölf Konkurrenten durchgesetzt. „Da musste ich alles zeigen, was ich kann.“ Der durchtrainierte junge Mann geht beim Calisthenics voll auf – seinen kompletten Lebensstil hat er dem Sport angepasst: „Ich esse keine Chips, kein Fastfood, trinke kaum Alkohol. Man könnte schon sagen, ich habe einen Fitness-Lifestyle.“

Arbeit mit dem eigenen Körpergewicht

Das Wort Calisthenics klingen zwar modern, es kommt aber aus dem Griechischen: kalos steht für schön und sthenos für Kraft. „Im Grunde arbeitet man nur mit dem eigenen Körpergewicht“, erklärt Dennis Ratano von Baristi Workout. „Aber heute denken viele, man könne nur mit dem Einsatz von Geräten Kraft und Muskeln aufbauen. Da sind die Übungen etwas in Vergessenheit geraten.“ Dabei hat Calisthenics gegenüber dem konventionellen Training im Fitnessstudio nach den Worten von Ratano viele Vorteile: „Man ist an der frischen Luft, und es kostet nichts. Dazu kommt die soziale Komponente, denn man ist mit Gleichgesinnten unterwegs. Und egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, es gibt für jeden eine Übung.“

Nikolay Yevgiyev betreibt den Sport seit drei Jahren. Er weiß genau, wie Anfänger an den Street Workout herangehen sollten. „Zunächst mal sollte man die Basics können, wie etwa Push Ups (Liegestütze) oder Klimmzüge.“ Nikolay schafft davon 32. Am Anfang jedes Trainings steht das Aufwärmen und das Dehnen. Dabei legt er besonderes Augenmerk auf die Arm-, Schulter-, Hals-, Rücken- und allgemein die Rumpfmuskulatur. Nach diversen Dehnungen reibt er sich die Hände mit Magnesium ein, um an den Stangen den Halt nicht zu verlieren. Dann geht es los.

Hohe Körperspannung gefordert

Eine gute Anfängerübung, um Kraft aufzubauen, ist der sogenannte Muscle Up. Dabei zieht Nicolay sich zunächst wie bei einem Klimmzug an der Reckstange in die Höhe. Wenn die Schultern dann etwa auf Höhe der Stange sind, wuchtet er sich in den Stütz hoch und hält mit der Hüfte an der Stange inne. Dann das Ganze zurück und wiederholen. Der sogenannte Front Lever ist schon etwas schwieriger. Dazu greift der Sportler mit beiden Händen die Reckstange und schwingt ein Stück auf. Allerdings bleiben die Beine danach waagrecht in der Luft ausgestreckt. Diese Übung erfordert eine besonders hohe Körperspannung.

Der sogenannte One-Armed Back Lever , den Nikolay noch zeigt, ist nur etwas für Fortgeschrittene. Der 18-Jährige schwingt hierzu mit dem Rücken zur Reckstange auf, dann werden die Beine in die Horizontale gebracht und so gehalten, während das Gesicht auf den Boden zeigt.