Nun ist es amtlich! Das war es schon wieder für Jens Keller: Der 40-Jährige hatte nur kurz das Vergnügen, den VfB Stuttgart zu trainieren. Die Bildergalerie zeigt Stationen seiner Karriere. Foto: Baumann

Trainerjob war für Keller kurzes Vergnügen - künftig scoutet der Glücklose Spieler.

Stuttgart - Am Tag danach machte Jens Keller (40) das, was am vernünftigsten ist in seiner Situation: Der entlassene Cheftrainer des VfB Stuttgart ging am Sonntag auf Tauchstation. Sein Handy klingelte durch, Keller genoss den Tag bei seiner Familie in Köln, soweit das die Umstände zuließen.

Bobic würdigt Keller und Kramny

Abschalten, durchpusten, die Gedanken ordnen. Tags zuvor hatte Manager Fredi Bobic ihm die Entscheidung der roten Führungsriege mitgeteilt. Dazu gehörten auch die Freistellungen des Fitness- und Konditionstrainers Christian Kolodziej sowie der Teambetreuer Jochen Rücker und Ralph Herkommer vom Profikader.

Bei der Präsentation des neuen Trainers Bruno Labbadia vergaß Sportdirektor Bobic nicht, Keller und dessen Assistenten Jürgen Kramny zu würdigen: „Wir danken beiden, dass sie sich in einer schwierigen Situation zur Verfügung gestellt haben. Beide haben stets volles Engagement gezeigt.“

Dennoch war aller Eifer am Ende zu wenig. Nach 60 Tagen im Amt, neun Punkten aus neun Ligaspielen und zuletzt sechs sieglosen Spielen in Folge, darunter fünf Niederlagen, kam der Schlusspfiff für das glücklose Duo. Keller und Kramny war es nicht gelungen, einer uninspirierten Mannschaft jene Selbstsicherheit und Leidenschaft einzuflößen, die notwendig sind, um den harten Aufstieg aus dem Tabellenkeller zu bewältigen. Die vermisste Hierarchie bildete sich nur in zaghaften Ansätzen heraus. So spielte die Mannschaft nach einem kurzen Aufschwung, der Hoffnung machte, zuletzt wie gehabt. Am Freitag, nach dem 1:2 bei Hannover 96, wandte sich Jens Keller mit Grausen ab. Er fühlte sich von den Spielern ein Stück weit im Stich gelassen.

Für Keller gilt: Einmal Roter, immer Roter

Den VfB wird der Stuttgarter, der in Wangen aufgewachsen ist, dennoch nicht verlassen. Für den Ex-VfB-Profi (bis 1992, 1998– 2000) gilt: einmal Roter, immer Roter. Sein Herz schlägt weiter für den VfB. Keller, dessen Vertrag bis Saisonende läuft, wird in der Rückrunde Spiele beobachten und Spieler scouten. „Das war sein Vorschlag, und wir haben ihn angenommen“, sagte Bobic. Auch Jürgen Kramny (39) bleibt in Diensten des Vereins. Der Ex-Profi trug in 14 Ligaspielen das Trikot der Roten und war mit ihnen wie Keller 1992 deutscher Meister. Seit Juli trainierte er die U-19-Junioren, in dieser Funktion kehrt er nun zurück. Christian Kolodziej (41) war seit 2004 für die Fitness und Kondition der Profis verantwortlich. Im Zuge der Neuordnung muss er gehen. Der Wittener wird sein Fachwissen künftig im VfB-Jugendbereich anwenden.

Auch die Teambetreuer müssen sich neu orientieren. Jochen Rücker (65), der seit 1987 zunächst als Amateurtrainer, später als Co-Trainer und Betreuer der Profimannschaft im Amt war, beendet seine Tätigkeit. „Goalie ist ein Urgestein des Vereins und wird dem VfB auch in Zukunft erhalten bleiben“, sagte Fredi Bobic – allerdings ohne Funktion. Ralph Herkommer (43) muss sich aus der ersten Reihe zurückziehen. Der Reisefachmann, der bei den Spielen die Ein- und Auswechslungen anzeigte, wirkt künftig mehr im organisatorischen Bereich.