Da es mit Jürgen Kramny kaum weitergeht, sucht der VfB nach Ersatz. Im Augenblick prüft der Club gleich mehrere Traineroptionen.
Stuttgart - An diesem Freitag wird Jürgen Kramny seinen Koffer packen, um sich auf den Weg zur Partie beim VfL Wolfsburg zu machen. Dort kämpft der Trainer des VfB mit seiner Mannschaft am Samstag um die allerletzte Chance, doch noch den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga zu schaffen. Um die Relegation gegen den Zweitligisten aus Nürnberg zu erreichen, sind sowohl ein Stuttgarter Sieg als auch eine Bremer Niederlage gegen Eintracht Frankfurt notwendig. Weil dieses Szenario unwahrscheinlich ist, dürfte sich Kramny jetzt gerade auf seine finale Dienstfahrt vorbereiten. Danach kann er seinen Koffer wohl endgültig packen.
Der VfB sucht auf jeden Fall schon intensiv nach einem Ersatz. Dass Kramny, wie vom Sportvorstand Robin Dutt vor gerade mal zwei Wochen angekündigt, selbst beim Abstieg bleiben würde, gilt als ausgeschlossen – und sogar wenn dieser Worst Case doch noch abgewendet werden sollte, wäre seine Weiterbeschäftigung mehr als ungewiss. Zu leblos hat sich das Team zuletzt präsentiert, als dass es Argumente dafür geben würde, mit Kramny eine Aufbruchstimmung erzeugen zu können.
Als Erstes will der VfB die Trainerfrage beantworten
So steht der Fahrplan. Demnach wird der VfB bald nach dem letzten Saisonspiel (sei es nach Wolfsburg oder nach der Relegation) sagen, mit welchem Trainer er in die neue Runde geht. Das hat Priorität. Dazu soll zumindest im Groben klar sein, wie der Spielerkader aufgestellt wird. Nicht mehr dabei sein wird dann aller Voraussicht nach Timo Werner (20). Den Stürmer zieht es zu Borussia Dortmund oder zu RB Leipzig.
Erst nach der Trainerentscheidung gibt es laut VfB-Strategie die Antwort auf die Managerfrage – wobei der Druck auf Dutt immer größer wird. Nach Informationen unserer Zeitung sind auch wichtige Sponsoren von ihm abgerückt – und sie werden dies intern gegenüber der Vereinsführung mit dem Aufsichtsrat ansprechen. Das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hat bei den Partnern die jüngste Offensive von Dutt, weil beispielsweise seine Ansage, in der zweiten Liga auf die Hälfte seines Gehalts verzichten zu wollen, als populistisch empfunden wird. Das diene nur dazu, die eigene Haut zu retten, heißt es.
Das Problem besteht allerdings darin, dass der VfB noch keinen Nachfolger für Dutt an der Angel hat und dass es vermutlich auch nicht so schnell gelingt, einen geeigneten Mann loszueisen. Karl Allgöwer müsste man nicht abwerben, aber er soll in den Aufsichtsrat. Externe Kandidaten wie Jens Todt (Karlsruher SC) sind vertraglich gebunden. Leichter ist es da in den Augen des VfB, einen Trainer zu finden – und die Herangehensweise an die Gesamtlösung sieht so aus, dass die Chemie mit dem künftigen Manager dann eben stimmen muss.
Das Anforderungsprofil für die zweite Liga
Dabei prüft der Club im Augenblick mehrere Traineroptionen. Der frühere Hoffenheimer Markus Gisdol (46) befindet sich nicht darunter – im Gegensatz zu Alois Schwartz (49) und Frank Schmidt (42), die weit oben auf der Liste geführt werden. Sie passen in das Anforderungsprofil, das der VfB definiert hat. So muss sich der Trainer nicht in der Champions League auskennen, sondern in der zweiten Liga, wo er über Erfahrung verfügen sollte. Weiter wäre ein regionaler Bezug zu Stuttgart von Vorteil, damit sich auch die Fans leichter mit dem Neuanfang identifizieren können. Und zudem wäre es wünschenswert, wenn er schon nachgewiesen hätte, dass er in der Lage ist, eine Mannschaft zu entwickeln.
Diese drei zentralen Punkte erfüllen Schwartz und Schmidt. Der gebürtige Nürtinger Schwartz spielte zwischen 1987 und 1993 für die Stuttgarter Kickers, zeitweise in der Bundesliga. Seit drei Jahren betreut er den SV Sandhausen, den er mit dem kleinsten Etat aller 18 Clubs in der zweiten Liga etabliert hat. Daneben fungiert er beim SV als Teammanager und könnte dieses Vakuum beim VfB übergangsweise füllen. Sein Vertrag läuft bis 2018, aber ein Wechsel wäre wohl Verhandlungssache. Schwartz ist prinzipiell gesprächsbereit.
Ob das auch auf Schmidt zutreffen würde, ist nicht sicher. Er ist ein Heidenheimer Urgestein, dort geboren und mit dem Verein verwachsen, den er 2014 in die zweite Liga geführt hat. Sein Vertrag endet erst in vier Jahren – und Heidenheim würde ihn kaum freiwillig ziehen lassen.
Der Favorit heißt also Alois Schwartz.