Daniel Bierofka gibt das Traineramt bei 1860 München auf. Foto: dpa/Matthias Balk

Daniel Bierofka will nicht mehr. Die Vereinsikone verlässt den TSV 1860 München nach zwölf Jahren. Den „Löwen“ bleibt als Konstante wieder einmal nur die Krise. Investor Hasan Ismaik schimpft.

München - Der Krisenclub TSV 1860 München hat seine Vereinsikone Daniel Bierofka zermürbt. Zerrieben von Machtkämpfen ergriff das „Löwen“-Idol die Flucht und hinterlässt einen irrlichternden Fußball-Drittligisten. „Das Ausscheiden von Bierofka müssen die Menschen verantworten, die ihn seit dem Aufstieg in die Dritte Liga ohne Rücksicht auf Verluste hinterhältig bekämpft haben. Für mich aber geht Daniel Bierofka als großer Held“, schrieb Investor Hasan Ismaik in sozialen Netzwerken nach dem Abschied des Trainers und attackierte Intriganten: „Seit Monaten wird unser Trainer gemobbt. Für mich ist das eine Schande, die ich nicht in Worte fassen kann.“

Bierofka zog schweren Herzens die Reißleine. Trotz Fast-Insolvenz, Konsolidierungskurs und Dauerstreit unter den Gesellschaftern hatte der ehemalige Nationalspieler den schwer abgestürzten Traditionsverein auf Kurs gehalten. Indiskretionen und fehlender Rückhalt raubten dem 40-Jährigen nach eigener Einschätzung die Energie zum Weitermachen. Aus „persönlichen Gründen“ habe er daher um die Auflösung seines eigentlich noch bis zum Sommer 2022 gültigen Vertrags gebeten.

In die 3. Liga geführt

„Die letzten zweieinhalb Jahre waren sehr kräfteaufreibend. Für mich gilt es jetzt erst einmal, die Tanks wieder aufzufüllen“, erklärte Bierofka, der die „Löwen“ im Sommer 2017 nach dem Absturz in die Viertklassigkeit übernommen und gleich hoch in die 3. Liga geführt hatte. „Mit etwas Abstand werde ich mich dann aber sicher wieder dem Fußball zuwenden.“

Nicht zuletzt Ismaik trifft der Abgang des loyalen wie fordernden Bierofka, der seit 2007 in verschiedenen Funktionen bei den Münchnern angestellt war. Der selbst umstrittene Jordanier hatte am Dienstag in einem Nobelhotel noch persönlich versucht, den früheren Offensivspieler von seinem Wunsch abzubringen. „Leider war er in seiner Entscheidung nicht mehr umzustimmen. Ich habe aber Verständnis und Respekt für seinen rigorosen Entschluss, zumal die Familie über allem steht“, erklärte Ismaik. „Bei unserem ausführlichen und intensiven Gespräch habe ich feststellen müssen, dass sich Daniel bei seinem Verein nicht mehr willkommen fühlt.“

Interna aus der Kabine

Für Ismaik seien Bierofkas Verdienste rund um den TSV 1860 „nicht in Worte zu fassen und bleiben unvergessen.“ Vereinspräsident Robert Reisinger erklärte: „Für 1860 ist dies eine sehr traurige Nachricht. Daniel ist das Gesicht des Vereins. Sein Kampfgeist, sein Siegeswille verkörpern die Werte des Vereins.“ Das Durchsickern von Interna aus der Kabine oder der Verweis des Präsidiums auf seinen angeblich gut dotierten Vertrag wollte Bierofka nun nicht mehr hinnehmen.

Die „Löwen“ werden vorerst vom bisherigen Co-Trainer Oliver Beer betreut. Der 40-Jährige muss den abstiegsgefährdeten TSV nun auf das schwere Gastspiel am Samstag (14.00 Uhr) beim Tabellendritten Hallescher FC vorbereiten. „Wir werden nun in den nächsten Tagen akribisch den Markt sondieren. Eine Lösung mit mir an der Seitenlinie wird es nicht geben, das gebührt der Respekt vor Daniel“, sagte Geschäftsführer Günther Gorenzel zur Nachfolgesuche. „Daher hoffen wir, schon bald eine Lösung vorstellen zu können.“