Trägt vorübergehend die Verantwortung bei den Profis und hält den Platz auf der Trainerbank warm, bis die Kickers einen neuen Cheftrainer gefunden haben: U-23-Coach Jürgen Hartmann. Foto: Pressefoto Baumann

Die Kickers stehen nach acht Drittliga-Spieltagen auf einem Abstiegsplatz – doch das ist nur einer der Gründe, warum Trainer Massimo Morales gehen musste. Nun soll ein neuer Mann die Blauen aus dem Tal führen; diese Personalie ist jedoch nicht die einzige, die abgearbeitet werden muss.

Stuttgart - Die Trennung ist perfekt. Und sie war keine Überraschung mehr. Am Montag entbanden die Kickers Cheftrainer Massimo Morales von seinen Aufgaben – zuvor hatten sich die Granden der Blauen intensiv ausgesprochen, noch am Sonntagabend hörten sie den Mannschaftsrat an, dem Enzo Marchese, Julian Leist, Marc Stein und Patrick Milchraum angehören. Über die Erkenntnisse der Unterredung schliefen die Beteiligten eine Nacht, dann folgte das, was erwartet wurde: die Trennung von Morales.

„Wir sind Morales für seine Arbeit in der vergangenen Saison sehr dankbar“, sagte Rainer Lorz, „leider haben sich die Dinge in eine Richtung entwickelt, die wir nicht akzeptieren können.“ Der Präsident umschrieb damit die fragwürdige Menschenführung des Italieners, die bei den Profis für fortwährende Verunsicherung und bisweilen für Demotivation sorgte. Diesen Aspekt unterstrich Guido Buchwald. „Unabhängig von unserer sportlichen Situation gaben verschiedene Vorkommnisse, die wir so nicht hinnehmen konnten, den Anlass für die Trennung“, sagte das Präsidiumsmitglied. Eine Stellungnahme von Morales war nicht zu erhalten. Zunächst wird Jürgen Hartmann, Trainer der U 23 in der Oberliga, die Verantwortung übernehmen. Er holte die zuletzt verbannten Marcel Ivanusa, Patrick Auracher und Julian Leist zurück in den Profikader. Der bisherige Co-Trainer Ciro Zampella kann weiter für die Kickers arbeiten. Ob der enge Vertraute von Morales seinen Vertrag erfüllen wird, scheint fraglich.

Die Kickers befinden sich wieder auf Trainersuche, die vorige liegt kein halbes Jahr zurück, die vorvorige ist kaum zehn Monate her. Der nächste Schuss muss sitzen. Zum einen, weil die Blauen noch immer keine Goldader im ADM-Sportpark entdeckt haben und die Abfindung für Morales einiges kosten dürfte. Zum anderen, weil wieder Kontinuität und Ruhe unterm Fernsehturm einkehren sollen. Lorz und Buchwald sind gut beraten, jede Option erschöpfend auf Für und Wider abzuklopfen; einen Überraschungskandidaten aus dem Hut zu zaubern – wie es Morales war – dürfte ausscheiden.

Integrator mit viel Gespür für die Psyche eines Fußballers gesucht

Dem nächsten Trainer muss es gelingen, die aufgerissenen Gräben innerhalb der Mannschaft wieder zuzuschütten; wieder eine verschworene Einheit zu formen aus Spielern, die das Kickers-Emblem im Herzen tragen, und Profis, die in Degerloch (noch) nicht tief verwurzelt sind. Gesucht wird ein Integrator mit viel Gespür für die Psyche eines Fußballers, und gleichzeitig ein echter Fachmann für das Spiel Fußball sowie ein Kenner der dritten Liga. Viel davon trifft auf Jürgen Luginger zu, der vergangene Woche beim Liga-Konkurrenten 1. FC Saarbrücken seine Kabine räumen musste – doch der beurlaubte Ex-Profi besitzt noch einen gut dotierten Vertrag im Saarland, den er zuvor auflösen müsste. Im Gespräch sind auch Xaver Zembrod (SC Freiburg II) und Ralf Loose (früher Dynamo Dresden).

Doch diese Personalie ist nicht die einzige, die Präsident Lorz auf seinem Schreibtisch liegen hat. Nach wie vor steht die Umstrukturierung der Profi-Abteilung an, in die ein Sportlicher Leiter fürs operative Geschäft eingebaut werden soll. Dabei wird seit Wochen der Name Michael Zeyer gehandelt. Da diese noch zu installierende Führungskraft auch Vorgesetzter des künftigen Kickers-Trainers sein wird, liegt es nahe, zunächst den Sportlichen Leiter in Amt und Würden zu setzen – und erst im Anschluss daran intensivieren Clubchef Lorz, Präsidiumsmitglied Buchwald und der neue Sportdirektor gemeinsam die Suche nach dem Chefcoach. Es wäre eine Lösung aus einem Guss – verbunden mit der Hoffnung, dass die Stuttgarter Kickers auch in der kommenden Saison weiter drittklassig sind und die nächste Trainersuche auf Degerlochs Höhen noch lange Zeit auf sich warten lässt.