Ralf Bader und seine früheren Bietigheimer Spieler: Redete der Trainer zu wenig mit der Mannschaft? Foto: Baumann

Der Nachfolger von Ralf Bader steht noch nicht fest, das Anforderungsprofil an den neuen Trainer der SG BBM Bietigheim dagegen schon: Er soll erfahren, offen, kommunikativ sein – und beim Handball-Bundesligisten neues Feuer entfachen. Ob das für den Klasseverbleib reicht?

Bietigheim-Bissingen - Ist er krank? Ist er aus irgendwelchen anderen Gründen verhindert? Die Zuschauer beim Hohenlohe-Cup in Öhringen fahndeten am Samstagabend vergeblich nach Ralf Bader. Doch der war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Amt: Unter Interimscoach Christian Hörner gewann die SG BBM Bietigheim ihre beiden Spiele gegen Zweitligist Rimpar Wölfe (31:29) und Ligarivale Eulen Ludwigshafen (23:20). Erst am Sonntag gab der Handball-Bundesligist dann offiziell den Trainerwechsel bekannt, der schon seit Donnerstag feststand: „Nach intensiver Analyse sind wir zum Entschluss gekommen, dass wir zur Erreichung der kurz- und mittelfristigen Ziele eine Veränderung vornehmen müssen“, teilte Sportdirektor Jochen Zürn mit.

Greve keine wahrscheinliche Variante

Wobei die Nachfolge noch nicht geklärt ist. Einer der Kandidaten ist Torge Greve vom VfL Lübeck-Schwartau. Der 42-Jährige wird am Saisonende beim Zweitligaclub von Piotr Przybecki abgelöst. Bekommt der polnische Nationaltrainer von seinem Verband die sofortige Freigabe, wäre der Weg für Greve nach Bietigheim frei. Doch wahrscheinlich ist diese Variante nicht, eine Absage Greves wollte Zürn am Sonntag aber nicht bestätigen. „Wir haben drei heiße Kandidaten und hoffen, dass der Neue am Dienstag seine Arbeit aufnehmen kann“, sagte Zürn. Außer Greve wollte er keinen Namen nennen, nur das Anforderungsprofi umriss Zürn: „Wir wollen einen erfahrenen, kommunikativen, offenen Trainer, der schon in der ersten oder zweiten Liga nachhaltig Ergebnisse abgeliefert hat.“ Auch Namen wie Markus Baur, Markus Gaugisch, Dirk Beuchler, Stephan Krebietke, Jens Häußler oder Michael Biegler werden an der Gerüchteküche gehandelt. Sie seien aber kein Thema laut Zürn, der klarstellt: „Das Ganze muss auch finanziell zu stemmen sein.“

Vertrag bis 2020 plus Option

Ralf Bader hatte erst vor der Saison als Nachfolger von Aufstiegs-Trainer Hartmut Mayerhoffer (zu Frisch Auf Göppingen) einen Vertrag bis 2020 unterschrieben, mit der Option auf ein weiteres Jahr. Bei der Trennung vom früheren Bundesligaspieler des VfL Pfullingen und des TV Neuhausen/Erms überraschte vor allem der Zeitpunkt: Denn schon am kommenden Sonntag (16 Uhr/EgeTrans-Arena) geht es für die SG BBM (6:32 Punkte) in der Bundesliga gegen den Tabellenviertletzten SC DHfK Leipzig (10:28 Punkte) weiter.

Mehr Kommunikation erwünscht

Dass es zwischen Trainer und Mannschaft nicht optimal passte, war seit Wochen ein offenes Geheimnis. Auf der einen Seite der noch recht junge, unerfahrene Coach, der vor seinem Engagement in Bietigheim als höchstklassigen Club den Drittligisten TSV Neuhausen/Filder trainierte und der in der Branche nicht gerade als harter Hund gilt. Auf der anderen Seite eine gewachsene Mannschaft mit vielen Routiniers, die in der zweiten Liga von Erfolg zu Erfolg eilte. Sie forderten vom Trainer, dessen fachliche Kompetenz außer Frage steht, eine stärkere Kommunikation ein, dem kam der eher ruhige, introvertierte 38-Jährige offenbar nicht ausreichend nach. Zu einer Stellungnahme war Bader über Wochenende nicht zu erreichen.

Kein Stimmungswandel im Allgäu

Bleibt die Frage, warum der Verein nicht schon vor der WM-Pause reagierte, damit einem neuen Trainer genügend Zeit geblieben wäre, die Mannschaft auf den Kampf gegen den Abstieg vorzubereiten. Zürn erklärt dies wie folgt: „Wir haben schon an Weihnachten lange diskutiert und analysiert, doch wir wollten Ralf die Chance geben, im Januar die Kurve zu bekommen.“ Doch auch in der Vorbereitung, mit einem dreitägigen Trainingslager in Fischen/Allgäu mit vielen Teambuildingmaßnahmen, stellte sich keine Besserung der Stimmungslage ein. Jetzt sucht die SG BBM einen Mann, der neues Feuer entfacht – und keinen Feuerwehrman: „Uns schwebt eine Lösung für eineinhalb Jahre vor“, stellt Zürn klar.

Spielplan spricht für SG BBM

Vom Klassenverbleib ist der hauptberufliche Leiter des Sportinternats am Olympiastützpunkt Heidelberg überzeugt. Warum? „Weil ich sehe, welche Qualität in der Mannschaft steckt und auch der Spielplan für uns spricht.“ In den acht Heimspielen geht es gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Zehn Punkte will die SG noch holen, um drin zu bleiben. Entscheidend befeuern soll das der neue Trainer.