Schon am Morgen nach dem schrecklichen Unfall hatten trauernde Menschen Blumen für die Tote abgelegt. Foto: dpa

Zertrümmerte Autos, Rettungswagen und ein Polizeiauto säumen eine Straße im Westen Berlins - es ist das tragische Ende einer Verfolgungsjagd. Eine völlig unbeteiligte junge Frau stirbt.

Berlin - Bei einer wilden Flucht mutmaßlicher Diebe vor der Polizei ist in Berlin eine junge Frau getötet worden. Die 22-jährige Fußgängerin schob ihr Fahrrad am Mittwochabend auf dem Bürgersteig und wurde von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Helfer versuchten noch, sie wiederzubeleben, konnten sie aber nicht retten. Zwei Autofahrerinnen sowie der Fahrer des Fluchtautos und seine beiden Komplizen wurden bei der Verfolgungsjagd in Charlottenburg zum Teil schwer verletzt, wie die Polizei am Donnerstag berichtete.

Schon am Morgen nach dem schrecklichen Unfall hatten trauernde Menschen Blumen für die Tote abgelegt. Die Initiative Volksentscheid Fahrrad rief für den Nachmittag zu einer Mahnwache auf. Die drei Männer im Alter von 27, 18 und 14 Jahren sollen gegen 21.30 Uhr einen Kleintransporter im benachbarten Bezirk Wilmersdorf aufgebrochen haben. Zivilpolizisten beobachteten laut Polizei, wie die Männer gestohlene Werkzeuge in einen Wagen luden. Sie folgten einige Kilometer den mit dem Auto wegfahrenden mutmaßlichen Dieben.

Trauer um getötete Radfahrerin

In Charlottenburg blockierten die Polizisten zusammen mit alarmierten Kollegen und deren Autos schließlich den Fluchtwagen. Ein Fahnder stieg aus und ging auf die Männer zu. Dann geriet die Lage außer Kontrolle: Der 27-jährige Fahrer des Fluchtwagens gab plötzlich Gas, fuhr vor und zurück, klemmte dabei den Polizisten mit der Stoßstange ein und rammte die Polizeiautos, bis er frei kam.

Die Tatverdächtigen rasten davon. Nach Zeugenaussagen verfolgten mehrere zivile Polizeiautos den Fluchtwagen. Dabei hätten die Polizisten weder Blaulicht noch Sirenen eingeschaltet, sagte der Zeuge am Mittwochabend. Eine Polizeisprecherin sagte, dazu werde noch ermittelt. An der Kreuzung missachtete der Fahrer eine rote Ampel und stieß mit zwei anderen Wagen zusammen. Eine 55-jährige und eine 62-jährige Autofahrerin wurden dabei verletzt.

Fluchtwagen gerät ins Schleudern

Durch die Wucht der Zusammenstöße geriet der Fluchtwagen ins Schleudern. Dabei überfuhr oder erfasste er die junge Frau, die laut Augenzeugen gerade ihr Rad an der grünen Fußgängerampel über die Straße schob. Die Frau starb an ihren Verletzungen. Der angetrunkene Fahrer gab der Polizei zufolge ungerührt weiter Gas und schleuderte über die Straße. Der Fluchtwagen kam später nach einigen weiteren Kollisionen zum Stehen. Der Fahrer versuchte daraufhin, zu Fuß zu entkommen, wurde aber schnell von Polizisten gefasst. Die beiden anderen Diebe waren schwer verletzt und wurden im Wagen festgenommen.

Ebenso wie die beiden Autofahrerinnen und der verletzte Polizist kamen die drei mutmaßlichen Diebe ins Krankenhaus. Der Beamte konnte in der Nacht wieder entlassen werden. Zwei der drei Verdächtigen haben die serbische Staatsangehörigkeit, der jüngste die serbisch-montenegrische. Der 18-Jährige und der 14-Jährige sind der Polizei bereits wegen früherer Taten bekannt.

Die Initiative Volksentscheid twitterte zu dem tragischen Tod der Frau: „Infrastruktur die zum Rasen einlädt führt zu Leid und Tod.“