Nur eine Attraktion von vielen beim Kulturfest „Stadt im Überfluss“: Anna Breitenbach richtet poetische Futterspender ein. Foto: Roberto Bulgrin

Alle drei Jahre zeigt die Esslinger Kultur ihre Vielfalt und ihre Stärken – das Kulturfest „Stadt im Fluss“ macht’s möglich. Diesmal steht das dreitägige Festival vom 27. bis 29. September unter dem Motto „Stadt im Überfluss“.

Die Esslinger Kultur hat viel zu bieten: Zahlreiche Künstlerinnen, Künstler und Kultureinrichtungen prägen das Bild einer Szene, die sich in vielen Sparten facettenreich und innovativ präsentiert. Die ganze Vielfalt zeigt sich alle drei Jahre beim Kulturfest „Stadt im Fluss“. Diesmal will sich die städtische Kulturverwaltung, bei der die konzeptionellen und organisatorischen Fäden zusammenlaufen, dem Thema „Stadt im Überfluss“ widmen. Von Freitag bis Sonntag, 27. bis 29. September, fragt das Festival „nach den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten unserer Zeit – und auch nach deren Schattenseiten“. Kulturakteure und Vereine wollen künstlerische Antworten auf Fragen wie diese finden und daraus „ein vielfältiges und inspirierendes Festivalprogramm gestalten, das zum Nachdenken und Handeln anregt“. Und das Publikum ist eingeladen, beim Rundgang durch die Stadt Interessantes, Reizvolles, Innovatives und Originelles zu entdecken und zu genießen – der Eintritt zu mehr als 70 Attraktionen ist frei.

 

Tandems machen Programm

Für den Kulturbürgermeister Yalcin Bayraktar ist das Festival „jedes Mal ein außergewöhnliches Ereignis“, weil es die Strahlkraft der Esslinger Kulturlandschaft wie keine andere Veranstaltung nach außen präsentiere. Die dreitägige Veranstaltung bringe innovative Formate hervor und greife aktuelle Themen künstlerisch auf. Deshalb sei „Stadt im Fluss“ das wichtigste und anspruchsvollste kulturelle Netzwerkprojekt für Esslingen. Der Gedanke der Vernetzung zieht sich wie ein roter Faden durchs Programm. Das Kulturamt hat den beteiligten Kultureinrichtungen und -vereinen sowie Künstlerinnen und Künstlern die Aufgabe gestellt, sich mit Akteuren und Institutionen aus anderen Bereichen, mit denen sie sonst nur wenige Berührungspunkte haben, zusammenzutun. „Diese neue Erfahrung hilft, sich weiter zu öffnen und unsere diverse Stadtgesellschaft neu zu erschließen“, sagt die Kulturamtsleiterin Alexa Heyder. „Wir wollen eine aktive kulturelle Teilhabe ermöglichen.“

Bei der achten Auflage des Kulturfestivals „Stadt im Fluss“ steht der Überfluss in vielen Bereichen im Fokus: „Die scheinbar unendlichen Möglichkeiten des Handelns und der Lebensgestaltung, des Konsumierens, aber auch das Zuviel an Krisen, Kriegen und Konflikten und damit verbunden die Auswirkungen globaler Themen auf jeden Einzelnen und jede Einzelne, die Gesellschaft und die Umwelt“ sollen thematisiert werden. Mehr als 70 Programmpunkte nähern sich diesem Themenkomplex auf ganz unterschiedliche Weise. Die allermeisten Akteure kommen aus Esslingen, dazu kommen einige ausgewählte Gäste von außerhalb. Und alle machen sich ihren eigenen Reim auf das Thema „Überfluss“. Nur einige Beispiele von vielen: Der Shantychor der Marinekameradschaft Tsingtau widmet sich dem Zustand der Weltmeere. Safnama-Musik aus Gambia verbindet sich mit Texten, die zeigen, weshalb gambische Fischer das Risiko eingehen, auf der Flucht nach Europa ihr Leben zu verlieren.

Menschen mit und ohne Fluchterfahrung verwandeln das Komma in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino in einen „Club Mondän“, wo die Gegensätze zwischen Luxus und existenzieller Not deutlich werden. Und die Galgenstricke laden zusammen mit der Bergwacht zur „Zukunftsübung für den Klimawandel“ ein.

Ein ganzer Strauß an Ideen

In der Stadtkirche führen fünf Chöre, begleitet von der Bogenabteilung der Schützengesellschaft, Wolfgang Layers Komposition „Alles fließt und nichts bleibt“ auf. Gregory Darcys Tanzkompanie junior tritt mit Schülerinnen und Schülern der Rohräckerschule auf. Die Parents for Future machen mit dem Obertonvokalensemble „Beyond Vowels“ gemeinsame Sache und, und, und ... Und für alle, die ein Stück Kultur mit nach Hause nehmen wollen, hängt die Lyrikerin Anna Breitenbach in der Altstadt „poetische Futterspender“ auf, in denen sie Fotos und Karten mit Gedichten zum Mitnehmen anbietet. Für alle, die Breitenbachs Poesie lieber live genießen, wird die Lyrikerin auf der Agnesbrücke und dem Hafenmarkt lesen.

Und die städtische Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimaschutz lädt am Sonntag von 12 bis 17 Uhr zum Esslinger Klimafest und Umwelttag in die Ritterstraße ein. So soll das Thema des Festivals auf unterschiedlichste Weise beleuchtet werden. „Durch die Zusammenarbeit beispielsweise von Chören mit Sportvereinen, Sängerinnen und Sängern mit Aktivistinnen und Aktivisten oder Künstlerinnen und Künstlern mit Gewerbetreibenden sind ungewöhnliche Projekte entstanden, die neue Perspektiven zulassen“, verspricht das Organisationsteam.

OB Matthias Klopfer eröffnet das Kulturfestival „Stadt im Überfluss“ am Freitag, 27. September, um 18 Uhr auf dem Rathausplatz.

Das Festival und seine Geschichte

Rückblick
 „Stadt im Fluss“ wird seit 2005 von der Esslinger Kulturverwaltung veranstaltet. Entstanden ist das Festival aus den Kulturnächten, die der Gesprächskreis Kultur, der Vorgänger des heutigen Netzwerks Kultur, 1992 initiiert hatte. Die Idee hatte der damalige WLB-Intendant Jürgen Flügge aus der schwedischen Partnerstadt Norrköping mitgebracht. Die Esslinger Kulturszene wollte mit dieser Veranstaltung einem breiten Publikum die Vielfalt und Qualität der örtlichen Kulturszene zeigen. Der damalige Kulturreferent Peter Kastner hat aus dieser Idee später das dreitägige Festival „Stadt im Fluss“ entwickelt, das anfangs alle zwei, heute alle drei Jahre stattfindet. Jedes Festival steht unter einem eigenen Motto – mal war es Susanne Hinkelbeins legendäre Stadtoper, vor sechs Jahren war es eine „Stadt der Frauen“, zuletzt stand der Mythos der sagenumwobenen Stadt Atlantis im Fokus. Diesmal heißt das Motto „Stadt im Überfluss“.

Ausblick
 Von Freitag bis Sonntag, 27. bis 29. September, werden in der Esslinger Innenstadt unterschiedlichste kulturelle Angebote präsentiert. Tagsüber wird der Innenstadtraum bespielt, abends geht es in Kultureinrichtungen weiter. Während man die Stadt erkundet, hört man Konzerte, sieht Theateraufführungen und künstlerische Performances, kann an Workshops teilnehmen oder an reizvollen Orten verweilen und die Festivalstimmung genießen. Freitags ist von 16 bis 22 Uhr Programm, samstags von 12 bis 22 Uhr und sonntags von 11 bis 20 Uhr. Alle Angebote finden sich im Internet unter www.esslingen.de/stadtimfluss.