Ein Höhepunkt des Wochenendes ist der Umzug durch die Stadt. Foto: factum

Markgröningen zählt die Tage bis zum Schäferlauf, der inzwischen Unesco-Kulturerbe ist. Bewährtes, wie das Sicherheitskonzept und das Marktplatzprogramm, bleibt erhalten. Den Service hat die Stadt hingegen ausgebaut: Es gibt mehr Sonderbusse, und Eintrittskarten sind nun auch online erhältlich.

Markgröningen - Markgröningen an einem milden Sommertag. Wenige Minuten in der Fußgängerzone reichen aus, um die Bedeutung des Schäferlaufs für die Stadt im Kreis Ludwigsburg erahnen zu können. „Bald ist wieder Schäferlauf! Denken Sie an Ihre Tracht“, steht auf einem Schild. Einige Meter weiter steht eine Frau vor der Auslage eines Bekleidungsgeschäftes. Als die Verkäuferin hinzukommt – „Wir kriegen auch bald nochmal neue Ware“ – fragt sie: „Vor oder nach dem Schäferlauf?“ – und bestätigt damit eine Aussage von Bürgermeister Rudolf Kürner: Die Zeitrechnung in Markgröningen orientiert sich nicht an herkömmlichen Kalendern, sondern an ihrem bekanntesten Fest.

Neue Sonderverbindung nach Ditzingen

Wem die Markgröninger Zeitrechnung fremd ist: Bereits am 16. August stimmt sich die Stadt auf den Schäferlauf ein. Anlass ist das Internationale Musikfest, das der örtliche Musikverein mit Musikern aus Belgien, Österreich und den USA ausrichtet. Eine Woche später findet dann der traditionelle Schäferlauf statt, dieses Jahr vom 23. bis 26. August. Eine Neuheit ist der verbesserte Service: Besucher können Eintrittskarten erstmalig auch im Internet erwerben können. Außerdem hat die Stadt zusätzliche Sonderbusse organisiert. Neben den Shuttles zu den Orten Asperg, Oberriexingen, Unterriexingen, Schwieberdingen, Hemmingen, Möglingen und Münchingen gibt es nun auch eine Verbindung nach Ditzingen, die zusätzlich zu den regulären Linien- und Nachtbussen verkehrt. In diesem Jahr darf die Stadt die Veranstaltung erstmals als Unesco-Kulturerbe bewerben, zu dem der Schäferlauf Ende vergangenen Jahres erklärt wurde. Bürgermeister Kürner sagt: „Das spüren wir schon.“ Sponsorenanfragen seien häufiger geworden. „Unser Fest wird durch die Auszeichnung noch bekannter und attraktiver“, sagt Kürner, der bereits zum 30. Mal Schirmherr der Veranstaltung sein wird. Er will die zusätzliche Aufmerksamkeit nutzen, um das für Schäfer wichtige Landschaftsbild um Markgröningen in den Fokus zu stellen.

Den Veranstaltern zufolge ist der Schäferlauf der älteste Lauf seiner Art in Baden-Württemberg. Bei dem Traditionswettkampf rennen die Teilnehmer barfuß über ein Stoppelfeld. Teilnehmen dürfen nur Frauen und Männer aus Schäferfamilien. Den Lauf übers Feld umrahmen zahlreiche weitere Veranstaltungen: Unter anderem treten professionelle Schäfer beim Leistungshüten gegeneinander an. Eine Jury bewertet neben der Leistung des Schäfers auch die seines Hütehunds. Viele Markgröninger lieben ihren Schäferlauf und sind selbst engagiert. Immer wieder werden neue Gruppen und Vereine gegründet, die sich einbringen wollen, sagt Kürner. Dieses Jahr kommen als Neulinge die Gruppe Schäfergericht der Markgröninger Schäferlauffreunde und Der reiche Phillip und der Arme Konrad des lokalen Geschichtsvereins hinzu.

Schäferlauf wird live im SWR übertragen

Seit einigen Jahren gibt es aufgrund wachsender Sicherheitsbedenken zahlreiche Auflagen. Im vergangenen Jahr liefen die Festumzüge zum ersten Mal nicht durch die Ostergasse. Da hier der nötige Abstand zwischen Umzügen und Ständen nicht gegeben ist, bleibt es auch in diesem Jahr bei der neuen Route – was so manchem Markgröninger missfällt, wie Bürgermeister Rudolf Kürner augenzwinkernd berichtet. „Viele stellen sich bei den Umzügen jedes Jahr an denselben Platz. Jetzt müssen sich manche neue Stammplätze suchen.“

Ebenfalls bewährt hat sich das Programm auf dem Marktplatz, das im vergangenen Jahr Premiere hatte. Die Konzerte dort seien so gut angekommen, dass es auch dieses Mal wieder eine Marktbühne geben werde, sagt Rudolf Kürner. Nur einmal soll das Programm auf dem Marktplatz unterbrochen werden: für eine Live-Schaltung des SWR, der den Markgröninger Schäferlauf in der Sendung „SWR Aktuell Baden-Württemberg“ übertragen wird.

Prominente Gäste haben sich angekündigt

Wie Kürner verrät, haben bereits einige prominente Gäste ihr Kommen angekündigt: Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium in Stuttgart, Steffen Bilger, CDU-Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, und CDU-Landtagsmitglied Konrad Epple. Auch der EU-Kommissar Günther Oettinger wird in der Kutsche des Bürgermeisters sitzen. Da der gebürtige Ditzinger während der Fahrt gerne Rosen verteilt, wird das Gespann vorher mit besonders vielen Blumen ausgestattet, wie Bürgermeister Kürner verrät. Der Ludwigsburger Landrat Rainer Haas kann sich dem Schäferlauf ohnehin nicht entziehen. Er wird als Nachfolger der Vögte jedes Jahr an der Stadtgrenze empfangen.