Identitätsstiftend, aber trotzdem kein Kulturerbe: der Maientag in Nürtingen. Das Bild stammt vom vergangenen Jahr. Foto: Ines Rudel

Die Kultusministerkonferenz sieht in der Tradition von Nürtingen, Owen und anderen Städten kein Immaterielles Kulturerbe. Es fehle das „spezifisch definierbare Wissen und Können“, lautet die Begründung.

Der Maientag in Nürtingen und Owen sowie in mehreren Städten außerhalb des Landkreises Esslingen wird vorerst kein Immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Das hat die Kultusministerkonferenz der Bundesländer am Mittwoch auf ihrer Sitzung in Berlin beschlossen. „Das Fachkomitee konnte anhand der vorgelegten Bewerbungsunterlagen kein spezifisch definierbares Wissen und Können ausmachen, das während der Maientage generationsübergreifend weitergegeben wird, was jedoch ausschlaggebend für die Definition von Immateriellem Kulturerbe wäre“, heißt es umständlich in der Begründung. Neben der Brettspielkultur und den Rotwelsch-Dialekten wurde in diesem Jahr unter anderem das Gold- und Silberschmiedehandwerk in die Kulturerbe-Liste eingeschrieben.

 

Auch Göppingen und Vaihingen an der Enz gehen leer aus

Nürtingen und Owen hatten sich gemeinsam mit den Städten Göppingen, Owen und Vaihingen an der Enz, die ebenfalls einen Maientag feiern, im Oktober 2023 darum beworben, dieses Brauchtum in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO eintragen zu lassen. Im April 2024 nahm die Bewerbung erfolgreich die erste Hürde. Eine unabhängige Landesjury bewertete sie positiv und leitete sie an die Kultusministerkonferenz weiter. Von dort gingen 64 Bewerbungen aus allen Bundesländern an das Expertenkomitee der Deutschen UNESCO-Kommission. Deren Empfehlung fiel nicht zugunsten der Maientag-Traditionen aus.

Fachkomitee: Maientage zu wenig charakteristisch

Das Fachkomitee würdigt zwar, dass die Maientage als regionale Kulturform in der Gesellschaft verankert seien und eine identitätsstiftende Funktion vor allem auch für junge Menschen erfüllen. Es scheine sich aber um eine Vielzahl von Praktiken und Bräuchen zu handeln, die zelebriert würden. Eine charakteristische Praxis sei nicht eindeutig erkennbar.

Will sich die Vorfreude auch ohne Kulturerbe-Titel nicht schmälern lassen: Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich. Foto: C/aroline Holowiecki

„Wir bedauern es sehr, dass diese seit Jahrhunderten geliebte und von vielen Generationen auch gelebte Tradition nicht in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde“, sagt der Nürtinger Oberbürgermeister Johannes Fridrich. Die Entscheidung werde aber die Vorfreude auf die künftigen Maientage nicht schmälern. Der Nürtinger Maientag wird in diesem Jahr vom 16. bis 19. Mai gefeiert. Informationen zum Rahmenprogramm unter: www.nuertingen.de/maientag