Immer mit Zug zum Korb: Dennis Schröder Foto: dpa/Bob Leverone

Die Trade-Deadline in der nordamerikanischen NBA war aufgeregt wie lange nicht. Mittendrin: Deutschlands bester Basketballer Dennis Schröder, den ein Meisterschaftsanwärter haben wollte.

Stuttgart - Die Trade-Deadline in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA ist vergleichbar mit dem Transferschluss im Fußball. Auf den letzten Metern schauen die Manager der Spitzenteams, wie sie ihre Mannschaft in Richtung der Play-offs verstärken können – auf der anderen Seite sind Clubs aus den unteren Tabellenregionen darauf bedacht, Gehälter zu sparen und schicken deshalb den einen oder anderen Spieler im Tausch (Trade) gegen Talente und zukünftige Draft-Rechte an College-Spielern zu einem Titelanwärter.

Die Clubs entscheiden in der Regel, wer wohin transferiert wird

Die Profis selbst haben dabei, bis auf einzelne Ausnahmen, nichts oder nur wenig mitzureden. Welcher Akteur wohin transferiert wird, entscheiden allein die Clubs. Die Spieler müssen sich fügen. Nicht selten kommt es vor, dass NBA-Profis aus den Nachrichten oder via Twitter erfahren, wohin sie getraded wurden. Traditionell nimmt das Transferkarussel auf den letzten Metern vor der Deadline immer mehr Fahrt auf. Bis 21 Uhr (MEZ) am gestrigen Donnerstag hatten die Clubs Zeit, zu verhandeln, zu überzeugen und Deals einzutüten. Mittendrin in der Gerüchteküche: Deutschlands bester Basketballer Dennis Schröder.

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Niemand geringeres als die Los Angeles Lakers um Superstar LeBron James wollten sich die Dienste des 26-jährigen Spielmachers sichern. Angesichts der Statistiken Schröders ist der Wunsch des Tabellenführers in der Western Conference nicht verwunderlich: 19,1 Punkte und 4,1 Vorlagen liefert der Nationalspieler im Schnitt und schraubte seine Quoten bei Zwei- und Dreipunktwürfen verglichen zu den Vorjahren in die Höhe. Zwar kommt Schröder bei den Oklahoma City Thunder in dieser Saison in der Regel nur von der Bank – mit 31,1 Minuten pro Spiel steht aber länger auf dem Feld als in seiner bis dato letzten Saison als Starter bei den Atlanta Hawks vor zwei Jahren (31,0).

Die Lakers wollten Schröder

Thunder-Manager Sam Presti schlug die Anfrage der Lakers aus. Grund: Man habe in Oklahoma City noch viel vor mit Schröder. An der Seite des zukünftigen Hall-of-Famers Chris Paul überzeugt Schröder (Vertrag bis 2021) als Punktelieferant und übernimmt die Spielmacherrolle, wenn der 34-jährige Paul auf der Bank Platz nimmt. Mit 31 Siegen und 20 Niederlagen rangieren die Thunder aktuell auf Platz sechs der Tabelle und liegen damit beispielsweise vor den weltweit gehypten Dallas Mavericks um den aktuell verletzten slowenischen Jungstar Luka Doncic. Viele Experten sprachen nach dem Abgang vom langjährigen OKC-Superstar Russell Westbrook im Sommer 2019 von einer Übergangssaison. Paul, Schröder und der aufstrebende Shai Gilgeous-Alexander (21) sorgen allerdings dafür, dass Platz acht am Saisonende und die damit verbundenen Play-off-Qualifikation reine Formsache scheint.

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Paul, der erst im Sommer von den Houston Rockets nach Oklahoma kam, unterstreicht, wie wichtig Schröder für die Play-off-Ambitoinen des Clubs ist: „Dennis ist eine Pest. Er ist einer der Jungs, gegen die du es hasst zu spielen, aber bei denen du es liebst, wenn sie in deinem Team sind.“ Schröder, für den Trade-Gerüchte zum NBA-Business schlicht dazugehören, will sich mittelfristig nicht mit der Bankrolle begnügen, betont aber: „Die Situation ist, wie sie ist. Ich bin zu allem bereit, was der Organisation und dem Team hilft. Aber natürlich weiß jeder hier, dass ich starten kann. Aber ich bin ein Mannschaftsspieler.“

Erst 2021 darf Schröder entscheiden, wo er spielen möchte

Es ist anzunehmen, dass er auch in der Stadt der Engel nur von der Bank gekommen wäre. Aber dort hätte er eben für einen echten Meisterschaftsanwärter gespielt. Ein Ziel, das bei aller positiven Überraschungen in Oklahoma City mit den Thunder auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird. „Jede Nacht versuche ich einfach, der beste Spieler zu sein, der ich sein kann und auch abseits des Feldes professionell zu sein. Alles weitere wird sich ergeben“, sagt Schröder.

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In der kommenden Runde steht er nochmals bei den OKC Thunder unter Vertrag, 14,08 Millionen Euro verdient er in der Saison 2020/21. Erst danach hat er die Möglichkeit, sich seinen Arbeitgeber in der NBA frei auszusuchen. Und wer weiß? Vielleicht wird ja dann der Traum des Nationalspielers wahr, als zweiter deutscher NBA-Profi nach Dirk Nowitzki die Meisterschaft in der stärksten Liga der Welt zu gewinnen. Dass ihn Thunder-Manager Presti trotz lukrativem Angebot aus L. A. nicht hat ziehen lassen, darf Schröder als Vertrauensbeweis werten. Auch wenn er vielleicht lieber an der Seite des großen LeBron James gespielt hätte.