Stuttgart wird bei Gästen aus dem Ausland immer beliebter. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Touristik- und Marketing-Chef Armin Dellnitz legt zum sechsten Mal in Folge eine blitzsaubere Bilanz vor. Wieder meldet er einen Rekord bei den Gästezahlen. Aber er warnt auch: „Wir müssen investieren, um weiter mithalten zu können.“

Stuttgart - Erfolg ist gut. Aber wenn die Erfolgsmeldungen gar nicht mehr aufhören, könnte das auch Skepsis wecken. Daher lässt sich Stuttgarts Torismus- und Marketing-Chef Armin Dellnitz („Ich will keine Schönfärberei“) seine Bilanzen stets durch Thomas Schwarz bestätigen und vortragen. Auch in diesem Jahr.

Sechstes Rekordjahr

Zum sechsten Mal in Folge verlas der Chef des Statischen Amts der Stadt sein Mantra: Der Tourismus in Stuttgart und der Region wächst unaufhörlich. „Mit 3,6 Millionen Übernachtungen in Stuttgart und 8,4 Millionen in der Region im Jahr 2015 ist die bislang beste Bilanz erreicht“, sagt Schwarz, „insgesamt waren 1 896 259 Gäste in Stuttgart.“ Das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. „Mit diesem Zuwachs lassen wir das Land und den Bund deutlich hinter uns“, ergänzt Dellnitz stolz.

Die Top-Monate

Der Juni und der Februar waren 2015 die Spitzenmonate. Mit 310 702 Übernachtungen legte der Juni ein Plus von 16,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr hin. Die Ursache ist schnell geklärt: der Kirchentag. Den zweitbesten Zuwachswert hatte der Februar. Wegen der Rollladen- und Tore-Messe kamen angeblich acht Prozent mehr Gäste.

Die Auslastung

172 Übernachtungsbetriebe mit 19 080 Schlafgelegenheiten stehen in Stuttgart zur Verfügung. Hier gilt die traditionelle Ansage der Wurstverkäuferinnen: „Darf’s ein bisschen mehr sein?“Dellnitz meint Ja. Denn im vergangenen Jahr habe sich das Hotelangebot nur minimal um drei Hotels erhöht. So kommt es zu einer Zimmerauslastung von rund 75 Prozent. Hotels, die 60 Prozent erreichen, stehen wirtschaftlich gut da.

Wo kommen die Gäste her?

Die meisten Stuttgart-Besucher kommen nach wie vor aus dem Inland. Hier liegt die Quote bei 69 zu 31. Allerdings: Im Auslandsmarkt liegt die Zukunft. Im Gegensatz zu den Inlandszahlen, „wo nicht mehr viel zu holen ist“ (Dellnitz), ist der Ausländeranteil 2015 gewachsen. Auch dank dreier neuer direkter Flugverbindungen aus England nach Stuttgart. Bemerkenswert: Früher kamen viele ausländische Touristen auch im Zuge der Europapokalspiele des VfB Stuttgart. Doch dort ist der Fußball-Bundesligist schon lange nicht mehr vertreten – dennoch steigen die Werte bei den internationalen Besuchern. Dellnitz erklärt den Trend mit dem guten Klang der Wirtschaftsregion Stuttgart: „Wenn Ausländer hören, dass Stuttgart die Geburtsstätte des Automobils ist, werden die Augen groß.“ Im Verbund mit Frankfurt als Tor zum märchenhaften Heidelberg, dem berühmten Schwarzwald und dem technisierten Stuttgart böte man den ausländischen Gästen eine hochkarätige Perlenkette an.

Hopp Schwizz

„Wenn die Schweizer so weitermachen“, ahnt Armin Dellnitz, „dann werden sie die USA bald als Spitzenreiter bei den Besucherzahlen ablösen.“ Auf Platz drei in der Besucherstatistik liegen die Briten, gefolgt von den Chinesen und den Italienern.

Das Erfolgsrezept

Die Gründe des sechsten Rekordergebnisses in Folge liegen nach Einschätzung von Fachleuten in der guten Vermarktungsstrategie, die Armin Dellnitz seit 2009 vorgibt. Er nennt sein Erfolgsrezept „Marketing von innen nach außen“. Bedeutet: Aus dem Sechs-Millionen-Euro-Etat fließt nur ein kleiner Anteil in direkte Werbung. Stattdessen versuchen die Touristiker der Stadt den Gast von der Ankunft bis zur Abreise zu begleiten. Dellnitz: „Wir wollen ihn ständig mit Informationen erreichen, dass er möglichst viele Angebote nutzt, um die Stadt schließlich als Botschafter verlässt.“

Wohin geht die Reise?

„Unser Ziel für 2016 heißt, den positiven Aufwärtstrend zu bestätigen. Bis Jahresende prognostiziere ich einen Zuwachs des Übernachtungsaufkommens von etwa zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr“, sagt Dellnitz. Weiter sagt er: „Stuttgart hat eine tolle Zukunft vor sich, wenn . . .“ An diesem Punkt stockt der Marketing- und Touristik-Chef der Stadt ein wenig. Denn um langfristiges Wachstum zu gewährleisten, müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden: „Wir müssen uns noch besser inszenieren.“ Als Eckpunkte nennt Dellnitz die Sauberkeit in der Stadt, das Erscheinungsbild des Einzelhandels oder die Freundlichkeit der Stuttgarter. Noch mehr am Herzen liegt ihm jedoch das Thema Tagungs- und Kongressstätte. Weil die Liederhalle ausgelastet sei, brauche die Stadt neue Räume. Zum Beispiel am Hauptbahnhof oder auf dem A1-Gelände. „Wir müssen investieren“, fordert Dellnitz, „um im Wettbewerb mithalten zu können.“