Wohin geht die Reise 2017? Die meisten Urlauber wollen einfach nur Sonne, Strand und Meer. Foto: Jeanette Dietl/Fotolia

Regionale Reisebüros haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Für 2017 sieht es besser aus. Wohin die Reise geht, das machen viele Reisende von der Sicherheit des Urlaubslandes abhängig.

Stuttgart - Ob Kanaren, Namibia, Türkei oder Deutschland – wohin die Reise 2017 geht, das machen viele Reisende von der Sicherheit des Urlaubslandes abhängig, sagt Ulrich Reinhardt von der Stiftung für Zukunftsfragen. „Dieses Bedürfnis wird sich noch verschärfen“, ist der Tourismusexperte überzeugt. Anschläge in beliebten Tourismusregionen und die Krise am Bosporus haben das Reiseverhalten der Bundesbürger verändert. Da sich Tourismusdestinationen immer ähnlicher würden, sei es dem Urlauber gleichgültig, ob er seine Wünsche nach Sonne, Strand und Meer auf den Kanaren oder in der Türkei erfüllt bekäme. Eine Einschätzung, die Paco Buerbaum, Chef des Forschungsinstituts IPK International teilt: „Die Menschen fahren an Orte, die sie als sicher wahrnehmen.“

Dazu zählten in diesem Jahr auch Besuche bei Verwandten und Freunden – ein Geschäft, das an den Urlaubsprofis vorbeigeht. Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) stieg die Zahl dieser Besuche um zwei Prozent. Reisende in Europa hätten die Sicherheit einer privaten Unterkunft einer gewerblichen Unterkunftsart vorgezogen, vermutet Buerbaum

Stark nachgefragt sind Namibia, Asien und Südafrika

Dass die Bundesbürger in diesem Jahr die Türkei, Ägypten und Tunesien mieden hinterließ Spuren. Erstmals seit sieben Jahren sank der Umsatz der Reiseveranstalter in Deutschland. Auch regionale Reisebüros spürten die schwierige Lage. So verzeichnet der Stuttgarter Reiseveranstalter Biblische Reisen für das laufende Jahr einen Umsatzrückgang von etwa zehn Prozent. „Der Ausfall der Türkei konnte nicht ganz kompensiert werden“, heißt es bei dem auf Studienreisen spezialisierten Anbieter, der diesen Sommer statt 30 nur eine Gruppenreise in die Türkei organisierte. Auch beim Stuttgarter Reisebüro Explorer und den Euro Llyod Büros war die Saison schwieriger als sonst.

Die aktuellen Buchungen geben aber Anlass zur Hoffnung. Die Konsumforscher von der Nürnberger GfK sehen in den aktuellen Zahlen für das Sommergeschäft eine „vielversprechende Tendenz“. Bis einschließlich November verzeichnen die Reisebüros ein Plus von neun Prozent. Vor einem Jahr lagen die Buchungen für die Sommersaison noch fünf Prozent im Minus, wie aus der monatlichen Auswertung der GfK für die Fachzeitschrift „fvw“ hervorgeht. Als wachsendes Segment erweisen sich Fernreisen. „Stark nachgefragt werden Namibia, Asien und Südafrika“, sagt Explorer-Büroleiterin Gaby Sautter. Auch der Iran ist nach wie vor ein beliebtes Ziel. Der Reiseveranstalter Biblische Reisen setzt 2017 auf Irland und den Deutschland-Tourismus, der durch das 500-Jahr-Reformationsjubiläum befeuert wird. Ungebrochen ist der Boom bei Kreuzfahrten. „Wir haben bereits Buchungen für den Sommer 2018“, freut sich Anja Dörfler vom Sindelfinger Euro Lloyd Reisebüro.

Trotz Umsatzrückgangs stieg die Zahl der Flugreisen. Von April bis Oktober flogen 58,9 Millionen Gäste von Deutschland ins Ausland, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 2,3 Prozent mehr als während des Sommerflugplans 2015.