Die Natur vertrocknet, während ein Pool Tausende Liter Wasser verschluckt. Foto: dpa/Patrick Pleul

Wälder brennen, Wasser ist knapp – und Touristen werden mit Badelandschaften angelockt. Das passt nicht zusammen. Weil Verbote nur Neiddebatten erzeugen, braucht es höhere Preise, findet unsere Autorin Julia Bosch.

Irgendwo am Meer in Südeuropa ein Hotel mit Pool, oder noch besser: mit mehreren Pools. Tagsüber Golf spielen oder im weitläufigen Garten der Hotelanlage ein Buch lesen. Abends ein vielfältiges Essen am Buffet – und täglich frische Handtücher. So verbringen viele Deutsche derzeit ihren Urlaub. Den größten Umsatz am Mittelmeer erzeugen Urlauber aus Deutschland.

 

So sehr Hotelbesitzer und Restaurantchefinnen in Griechenland, Spanien oder Frankreich vom Tourismus profitieren: Für die Umwelt ist er ein Problem. Nicht nur wegen der oft klimaschädlichen Anreise per Flugzeug, sondern auch wegen der Ansprüche von Touristen auf maximale Erholung – was jede Menge Wasser bedeutet.

Im Urlaub verbrauchen Deutsche viel mehr Wasser

Für Pools, Strandduschen, Golfplätze und die Pflege von Gärten reicht das Regenwasser in warmen Ländern längst nicht mehr aus. Und der Wasserverbrauch von Urlaubern wird um teils mehr als das Dreifache höher angegeben als dieser zu Hause wäre (121 Liter pro Person pro Tag in Deutschland). In einer WDR-Doku sieht man, wie auf der portugiesischen Halbinsel Comporta Luxusurlauber in ihren privaten Hotelpool springen – während der benachbarte Süßwassersee seit 2018 komplett ausgetrocknet ist. Einheimische können ihre Gemüsegärten nicht mehr bewässern, Bäume sterben.

Wenn die Außentemperatur bei mehr als 30 Grad liegt und die Freibäder in der Heimat überfüllt sind, hat eine Abkühlung direkt vor der Tür seinen Reiz. Doch schon für einen kleinen Pool mit acht Metern Länge, vier Metern Breite und 1,35 bis 1,50 Meter Tiefe sind zum einmaligen Befüllen 30 000 bis 48 000 Liter Wasser notwendig. Ist es heiß, verdunstet mehr Wasser – und muss nachgefüllt werden.

Durch Verbote entsteht Neid

Zugleich sinkt fast überall der Grundwasserspiegel. Und laut des Senckenberg-Forschungszentrums für Biodiversität und Klima sowie Partnerorganisationen erhöht sich selbst im Szenario mit dem geringsten Anstieg der CO2-Emissionen die mittlere sommerliche wetterbedingte Waldbrandgefahr bis 2050 um 24 Prozent gegenüber dem historischen Mittelwert. Aufgrund der Klimaerwärmung wird immer mehr Wasser benötigt. Was also tun?

2023 wurden an den Stränden in Frankreich die Duschen abgestellt. Zudem durften mancherorts Gärten nicht mehr bewässert und Autos nicht mehr gewaschen werden. Die Gemeinde Callian nahe Nizza hat für die kommenden Jahre den Bau neuer Pools wegen Wassermangels verboten. Aber Verbote erzeugen oft Neiddebatten. Es folgt die übliche Argumentation: Es bringt nichts, was wir tun oder lassen, solange „alle anderen“ noch dies oder jenes dürfen.

Urlauber müssen ihre Ansprüche hinterfragen

Hilft Technik? Im spanischen Torrevieja steht die größte Entsalzungsanlage Europas. Weil für den Anbau von Früchten (die vor allem in Nordeuropa verkauft werden), die Touristen und die heimische Bevölkerung das Wasser nicht ausreicht, entnimmt die Anlage dem Meer Wasser, entfernt das Salz und erzeugt so mehr als 60 Millionen Liter Süßwasser pro Tag. Das klingt zunächst gut – doch das Ganze ist enorm energieaufwendig.

Bisher spiegeln Wasserkosten nicht die Umweltkosten wieder. Deshalb müsste, wer viel Wasser verbraucht, dafür auch proportional mehr bezahlen. Dabei geht es nicht um die Einzelperson, die duscht, trinkt oder kocht. Sondern es geht um Anlagen mit Pools und All-inclusive-Buffets, denn auch die Erzeugung von (zu vielen) Lebensmitteln braucht viel Wasser. Möglich wäre dies durch eine Abgabe ähnlich wie die CO2-Steuer: Dieses Geld, das somit zwangsläufig auch Touristen bezahlen würden, könnte vor Ort für ökologische Projekte genutzt werden.

Zudem müssten Reisende ihren eigenen Anspruch überdenken. Denn wer braucht so viele Pools, wenn das Meer nicht fern ist?