Wo sind die besten Pisten? Der Feldberg zählt zu den beliebtesten Zielen im Land. Foto: dpa

46 Millionen, 48 Millionen, demnächst wohl 50 Millionen Übernachtungen: Der Südwesten eilt von Rekord zu Rekord. Wo ist das Problem?, fragt deshalb Tourismusminister Bonde. Ein paar Dinge fallen der Opposition schon ein.

46 Millionen, 48 Millionen, demnächst wohl 50 Millionen Übernachtungen: Der Südwesten eilt von Rekord zu Rekord. Wo ist das Problem?, fragt deshalb Tourismusminister Bonde. Ein paar Dinge fallen der Opposition schon ein.

Stuttgart - Baden-Württemberg muss als Tourismusland kinder- und familienfreundlicher werden, meinen CDU und FDP im Landtag. Auch Messe- und Geschäftsreisen sowie die Themen Genuss, Kultur und Gesundheit sollten besser beworben werden, forderte der FDP-Abgeordnete Friedrich Bullinger, dessen Fraktion die Debatte beantragt hatte. Dabei fasst er vor allem Gäste aus der Schweiz, aus Frankreich und aus Holland ins Auge: „Die Konkurrenz schläft nicht, sie ist ganz nah bei uns.“

Dass Baden-Württemberg so gut dasteht – seit 2009 steigen die Übernachtungszahlen jedes Jahr an –, führt der Liberale auch auf die Senkung der Mehrwertsteuer im Beherbergungsgewerbe von 19 auf sieben Prozent zurück. Die Wirte hätten das gesparte Geld nicht in der Schweiz gebunkert, sondern damit Arbeitsplätze geschaffen. Auch die SPD in Berlin habe das kapiert, denn im Koalitionsvertrag sei „keine Rolle rückwärts“ vorgesehen.

Auch Patrick Rapp (CDU) vermisst familientouristische Aktivitäten der Landesregierung und hält ihr andererseits vor, den Naturtourismus höher einzuschätzen, als er in Wirklichkeit sei: „Er beträgt gerade mal 2,8 Prozent.“ Außerdem erinnerte er daran, dass Grün-Rot den Bau eines Parkhauses am Feldberg blockiert habe – das kürzlich von Gemeinderat und Behörden schließlich doch genehmigt wurde. Auf vielen touristischen Feldern verhielten sich vor allem die Grünen widersprüchlich, so Rapps Vorwurf.

Das konnte Reinhold Pix, Abgeordneter und Winzer vom Kaiserstuhl, nicht nachvollziehen. 50 Jahre lang sei am Feldberg verkehrspolitisch gar nichts passiert, jetzt werde dort nicht nur ein Parkhaus gebaut, es gebe auch ein umfassendes Verkehrskonzept. Überhaupt gelangten die Übernachtungszahlen im Land demnächst (die Zahlen für 2013 liegen noch nicht vor) an die 50-Millionen-Grenze. Pix: „Ich weiß gar nicht, wo das Problem liegt.“ Der Tourismus im Land sei grün, deshalb floriere er.

So sieht es auch Alexander Bonde, der als Minister nicht nur für Landwirtschaft, Verbraucher- und Naturschutz, sondern auch für den Tourismus zuständig ist. „Es gibt wenig Anlass zu Kritik“, befand der Grünen-Politiker und verwies auf die Rekordzahlen der vergangenen Jahre. Die Strategie sei, das Marketing zu verstärken, wobei es vor allem im Ausland noch Potenzial gebe – während innerhalb Deutschlands eher ein Verdrängungswettbewerb herrsche.

Bonde sprach sich auch für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus aus – wobei er dies nicht nur ökologisch verstanden wissen will, sondern auch ökonomisch und sozial. Nur mit guten Arbeitsbedingungen gelinge es der Gastronomie, Personal zu gewinnen. In der Branche ist der Fachkräftemangel eines der größten Probleme.

Zehn Prozent der Beschäftigten im Gastgewerbe müssten ihren Lebensunterhalt mit Nebenverdiensten aufstocken, verwies der SPD-Abgeordnete Hans-Peter Storz auf wirtschaftliche Studien. Die Branche werde das Problem nur lösen, wenn sie die Arbeitsbedingungen verbessere.

Die Unternehmen wüssten auch, dass es vor allem auf die Qualität der Angebote ankomme, um die Zahlen hochzuhalten. Storz: „Es gibt also keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.“