Der Trevi-Brunnen ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen Roms. Foto: IMAGO/NurPhoto/IMAGO/Mairo Cinquetti

Roms Bürgermeister will für den Besuch des Trevi-Brunnens Eintrittsgeld verlangen, weil die Besuchermassen sonst jedes erträgliche Maß überschreiten.

Der spätbarocke Monumentalbrunnen in Roms verwinkelter Altstadt ist für Besucher ein Muss. Daher drängen sich gewaltige Menschenmassen jeden Tag um die Fontana di Trevi und träumen von der „Dolce Vita“ wie Anita Ekberg, die in Fellinis gleichnamigem Film von 1960 im Brunnen ein nächtliches Bad nimmt. Rund vier Millionen Besucher schieben sich jedes Jahr durch die engen Gassen, die zum Brunnen führen, um vor dem hellblauen Wasser und den emporragenden Skulpturen Ellbogen an Ellbogen und Rucksack an Rucksack ein Selfie zu machen. Bis 12 000 Personen am Tag: Das sind für Roberto Gualtieri, den Bürgermeister Roms, definitiv zu viele.

Das Heilige Jahr 2025 bringt noch mehr Besucher

Der Sozialdemokrat hatte sich schon länger darüber Gedanken gemacht, wie das Getümmel in geordnetere Bahnen gelenkt werden könnte. Das bevorstehende Heilige Jahr 2025, an dem die Zahl der Touristen und Pilger noch einmal in die Höhe schießen wird, liefert den Stadtbehörden nun einen Anlass, Zutrittsbeschränkungen zu erlassen. Der Brunnen wird in den nächsten zweieinhalb Monaten gereinigt und ist deshalb am Montag bereits abgesperrt worden. In den nächsten Wochen soll eine Art Laufsteg aus Plexiglas gebaut werden, von dem aus die Touristen den Brunnen dann bewundern können - aber nur in beschränkter Zahl. Weil die Fußgängerbrücke teilweise direkt über das Wasserbecken führen wird, werden sich den Besuchern ganz neue Perspektiven auf das Wasserspiel ergeben, verspricht Gualtieri.

Bis zur feierlichen Eröffnung des Heiligen Jahres durch Papst Franziskus am 24. Dezember sollen die Reinigungsarbeiten abgeschlossen sein. Die Zutrittsbeschränkungen aber sollen bleiben. Zudem wird für die Touristen - nicht für die Römer - im nächsten Jahr voraussichtlich ein Eintrittsgeld eingeführt, dessen Erlös für den Unterhalt des Brunnens und für die Überwachung der Zugänge verwendet werden soll. Laut der Römer Lokalpresse dürfte es wohl 2 Euro betragen. Gualtieri verspricht immerhin, dass es an der Fontana di Trevi keine Drehkreuze geben wird. Stadthostessen sollen den Zustrom kontrollieren und einschreiten, sobald die Besucher eine bestimmte Anzahl überschreiten. Wann diese erreicht ist, will man in der Pilotphase während der Reinigung evaluieren.

Nachhaltigkeit statt Leichtigkeit

Die Zugangsbeschränkungen zu dem Monumentalbrunnen, der bis heute durch das 2000 Jahre alte antike Aquädukt Acqua Vergine mit Wasser versorgt wird, und natürlich vor allem das geplante Eintrittsticket hat in der Ewigen Stadt für nicht geringe Aufregung gesorgt. „Das Eintrittsgeld ist ein schrecklicher Schlag für das Ansehen Roms in der Welt. Der Symbol-Ort des Dolce Vita kann nicht einfach geschlossen werden“, argumentiert der Vizepräsident der Abgeordnetenkammer, Fabio Rampelli von Giorgia Melonis Rechtspartei Fratelli d’Italia. Ins gleiche Horn blies auch die linke Römer Tageszeitung „La Repubblica“, die ihren Bericht über Gualtieris Pläne mit „Addio Dolce Vita“ übertitelte.

Gualtieris Tourismus-Assessor Alessandro Onorato verteidigt die Maßnahme tapfer: „Wir wollen einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus. Und wir wollen, dass die Besucherinnen und Besucher Roms mit schönen Erinnerungen nach Hause zurückkehren - und nicht mit der Erinnerung daran, wie ihm ein anderer Tourist beim Selfie bei der Fontana di Trevi den Kragen mit geschmolzenem Gelato vollgetropft hat.“

Es ist keineswegs das erste Mal, dass der Massentourismus die Behörden der Ewigen Stadt zu Zugangsbeschränkungen und Eintrittstickets bewegt hat. Seit Juli 2023 kostet beispielsweise auch die Besichtigung des antiken Pantheon fünf Euro, und für einen Besuch des Kolosseums oder des Forum Romanum muss schon seit Jahrzehnten Eintritt bezahlt werden.