Agrarminister Alexander Bonde stellt das Logo des Nationalparks Schwarzwald vor Foto: dpa

Die meisten Urlauber im Südwesten kommen aus Deutschland. Doch deren Zahl wächst kaum noch. Deswegen setzt die Branche nun auf umweltbewusste Touristen aus dem Ausland

Stuttgart - Grün, grün und nochmals grün. So sieht das neue Logo des Nationalparks Schwarzwald aus, das Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) am Montag beim Tourismustag Baden-Württemberg im Kongresszentrum auf der Messe in Stuttgart vorgestellt hat. Drei abstrahierte Hügel, die ein wenig aussehen wie Bumerangs, sollen Lust auf den ersten Nationalpark des Landes machen. Der wird als Anziehungspunkt für deutsche und vor allem ausländische Touristen sehnlich herbeigewünscht. Neben dem Artenschutz hatte die Landesregierung die Einrichtung eines Nationalparks stets mit positiven Auswirkungen auf die Tourismusbranche begründet.

Fast 300 000 Menschen arbeiten in Baden-Württemberg in Hotels, Gaststätten und anderen Berufen, die vom Tourismus abhängen. Unter den 17,5 Millionen Übernachtungsgästen, die im Jahr 2013 nach Baden-Württemberg kamen, sind die innerdeutschen Urlauber mit einem Anteil von 80 Prozent die wichtigsten Gruppe. Doch ihre Zahl stagniert. „In Deutschland findet zunehmend ein Verdrängungswettbewerb zwischen den einzelnen Urlaubsregionen statt“, sagte Bonde. Echtes Wachstum gäbe es nur noch bei den Touristen aus dem Ausland. „Wir haben im letzten Jahr sehr unter den schlechten Witterungsbedingungen gelitten“, interpretiert Andreas Braun, Geschäftsführer der Tourismus und Marketing GmbH Baden-Württemberg, die Zahlen.Viele Touristen aus dem Inland hätten wegen des verspäteten Frühlingsbeginns ihren Urlaub weiter in den Süden verlegt, sagte Braun. Die Zahl der Touristen aus dem Ausland war im vergangenen Jahr dagegen landesweit um mehr als sieben Prozent gestiegen.

Deswegen sieht Bonde im Ausland zunehmend einen Zukunftsmarkt für das Reiseland Baden-Württemberg. Er setzt dabei auf umweltbewusste Urlauber: „Für immer mehr Menschen wird der verantwortungsvolle Umgang mit den vorhandenen Ressourcen zum Entscheidungskriterium für die Reiseplanung.“

Besser vernetzte Bahn- und Buslinien sollen helfen, die Urlauber davon abzuhalten, im eigenen Auto anzureisen. „Verkehrsminister Hermann arbeitet daran, dass die Tarife für den Nahverkehr einheitlich werden, das ist aber nicht einfach, weil die Verkehrsverbünde sehr unterschiedlich organisiert sind“, sagte Bonde.

Gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga will das Landwirtschaftsministerium eine Beratungsstelle einrichten, die Unternehmer über Möglichkeiten informiert, an Fördermittel zu kommen. Ein Zertifikat mit Namen Nachhaltigkeitscheck soll künftig Reisegebieten wie dem Nördlichen Schwarzwald bestätigen, dass ein Aufenthalt dort die Umwelt nicht über die Maßen belastet und die Region auch für Urlauber geeignet ist, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Vor allem aus Nachbarländern der Bundesrepublik wie der Schweiz und den Niederlanden erhofft man, so noch mehr Touristen anzulocken. „Es gibt dort ein Bewusstsein für nachhaltigen Tourismus und die Schweizer sind schon jetzt die wichtigste Gruppe der Urlauber bei uns“, sagte Baden-Württemberg Marketing-Geschäftsführer Braun.

Die höchsten Wachstumszahlen unter den ausländischen Gästen werden bei den Chinesen, Israelis und Arabern vom Persischen Golf verzeichnet. Eine Gruppe deren Anteil in absoluten Zahlen mit etwas mehr als 200 000 Besuchern gering ist, aber deren Aufenthalt durch die weite Flugreise ökologisch nicht wieder gut zumachen sein wird. „Diese Urlauber sind natürlich trotzdem willkommen“, sagt eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums.

Im Gebiet um den neuen Nationalpark Nordschwarzwald machen etwa 190 000 Menschen jährlich Urlaub. Damit das umstrittene Projekt für Agrarminister Bonde nicht zum Bumerang wird, sollen es schnell mehr werden. Gelingen soll das durch ein Programm an Führungen, zum Beispiel auf den Spuren wilder Tiere wie dem Luchs.

Ein detailliertes Programm wird es aber erst Ende Februar geben, denn noch ist die Nationalpark-Verwaltung im Aufbau. Nur ein Teil der etwa 45 Mitarbeiter sind bisher eingestellt. Geplant sind unter anderem mehrere Wildparks in denen Wildtiere, die einst den Schwarzwald bewohnt haben, wieder angesiedelt werden können.