Das Schillerdenkmal in Marbach am Neckar. Obwohl der große Dichter dort geboren wurde, wird Friedrich Schiller in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem mit Weimar in Verbindung gebracht. Foto: imago/Arnulf Hettrich

Der Landkreis Ludwigsburg hat touristisch einiges zu bieten. Doch ein großer Player in der Branche wird er nie werden – und das ist auch gut so.

Ludwigsburg ist bekannt – und zwar wegen seines Barockschlosses, wegen der prunkvollen Gemächer, wegen des Märchengartens und wegen der Kürbisausstellung. Nicht umsonst erlebte die Stadt am verlängerten Wochenende mit dem Tag der Deutschen Einheit ein totales Verkehrschaos. Die Stadt Ludwigsburg ist eine Tourismus-Marke. Aber der Rest des Landkreises? Gibt’s da noch was?

 

Es bedarf schon einer aufwendigen Recherche, um die – durchaus vorhandenen – Highlights dieser Region zu finden. Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Der Landkreis Ludwigsburg wird wohl nie zu einem wichtigen Reiseziel werden. Das hat mehrere Gründe – und vielleicht ist es auch gar nicht mal so schlimm.

Zahl der Ankünfte und Übernachtungen dramatisch eingebrochen

Schon allein aus den Zahlen lässt sich herauslesen, dass Ludwigsburg Probleme hat: Die Zahlen der Ankünfte und Übernachtungen sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres stark zurückgegangen. Spricht man mit den zuständigen Tourismusstellen, wird immer wieder auf die schwächelnde Wirtschaft hingewiesen.

Weinberge wie hier in Großbottwar prägen vielerorts im Landkreis das Landschaftsbild. Foto: imago/Arnulf Hettrich

Das mag stimmen, offenbart aber auch ganz deutlich die Schwächen des Landkreises. Denn wenn rund 70 Prozent der Übernachtungen Geschäftsreisende ausmachen, wird die Branche immer von der wirtschaftlichen Lage abhängig sein. Für eine starke Urlaubsbranche fehlen dagegen die strukturellen Voraussetzungen.

Es fehlt eine starke Tourismusbehörde für den Landkreis

Das fängt schon damit an, dass es keine starke, zentrale Tourismusbehörde gibt, wie dies etwa bei der Schwarzwald Tourismus GmbH oder der Touristikgemeinschaft HeilbronnerLand der Fall ist. Stattdessen gibt es ein Nebeneinander von kleinen Organisationen wie dem 3B-Tourismus oder der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal – die viel zu klein sind, um im Kampf um die Aufmerksamkeit der Reisenden punkten zu können.

Dafür ist der Landkreis ja Teil der viel größeren Erlebnisregion Stuttgart, könnte man entgegnen. Was praktisch Vorteile hat und aufgrund der Nähe sinnvoll erscheint, hat aber eben auch zur Folge, dass man immer im Schatten der Landeshauptstadt stehen wird.

Fehlende digitale Vermarktung

Wer in der aufgeblähten Tourismusbranche heutzutage bestehen will, braucht eine laute, teure Vermarktung – die in finanziell schwierigen Zeiten im Kreis Ludwigsburg undenkbar erscheint. Ein Beispiel: Mittlerweile setzen zahlreiche Städte auf Tourismus-Apps, in denen man bequem alle Sehenswürdigkeiten angezeigt bekommt. Gibt man im Play Store „Stuttgart“ ein, erscheint als eines der ersten Suchergebnisse die App „Stuttgart Tourist Guide“. Ähnliches gilt für Heidelberg oder Freiburg.

Sucht man hingegen nach „Ludwigsburg“, kommt alles Mögliche – nur nichts, was im Entferntesten mit Tourismus zu tun hätte. Die App „Echt.Schön.Schräg“, die vor drei Jahren der Start einer Tourismus-Offensive sein sollte, findet kein Mensch. Kein Wunder, dass im Play Store die Anzahl der Downloads mit gerade einmal mehr als 500 angegeben ist. Zum Vergleich: Der „Stuttgart Tourist Guide“ hat mehr als 5000. Um mehr öffentliche Gelder in das Tourismus-Marketing zu pumpen, fehlen zudem die politischen Mehrheiten.

Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen

Doch dass die Menschen lieber nach Mallorca statt Marbach fahren, ist nicht nur ein Problem, mit dem der Kreis Ludwigsburg zu kämpfen hat. Wenn sich die Deutschen eines nicht nehmen lassen, dann ist es ihre Reiselust. Die Reiseausgaben erreichen jedes Jahr neue Höchstwerte, 2024 lagen sie bei 83,4 Milliarden Euro.

Doch während gerade in Zeiten der Corona-Pandemie das Inland einen enormen Attraktivitätsschub erhielt, zieht es die Deutschen jetzt wieder vermehrt ins Ausland. Da scheinen all die finanziellen Sorgen in Zeiten von Stellenabbau bei Bosch, Porsche und Mercedes plötzlich keine Rolle mehr zu spielen. Selbst hohe Flugpreise werden bereitwillig in Kauf genommen. Das Geld lassen sie damit aber auch in Spanien und Italien statt in der Heimat. Am Ende lohnt sich für den Landkreis die Anstrengung, eine Tourismusregion zu werden, einfach auch gar nicht.