Einladende Städte, reiche Natur, pure Erholung: Der Bodensee, hier die Uferpromenade von Überlingen, zählt zu den beliebtesten Reisezielen in Baden-Württemberg. Foto: Mende

Der Südwesten wird bei Touristen aus Fernost ein zunehmend gefragtes Reiseziel: Urlauber aus Asien haben in diesem Sommer erstmals mehr als eine Million Übernachtungen in Baden-Württemberg gebucht.

Stuttgart - Hoteliers, Vermieter von Ferienwohnungen und Campingplatzbetreiber können frohlocken: Die Tourismusbranche im Land vermeldet im sechsten Jahr in Folge Rekordzahlen bei den Übernachtungen – 31,1 Millionen waren es in dieser Sommersaison von Mai bis Oktober und damit knapp eine Million mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Entscheidend für den neuen Spitzenwert ist vor allem die stark gestiegene Zahl der Gäste aus dem Ausland.

Insgesamt reisten in diesem Sommer 3,1 Millionen ausländische Besucher nach Baden-Württemberg (plus 7,7 Prozent) und buchten 7,1 Millionen Übernachtungen (plus 7,3 Prozent). Auch 9,2 Millionen Deutsche verbrachten ihren Urlaub zwischen Odenwald und Bodensee, Rheinebene und Schwäbischer Alb. Entsprechend zufrieden äußerte sich der für den Tourismus zuständige Minister Alexander Bonde: „Ein Plus von 4,2 Prozent bei den Gästeankünften und 3,2 Prozent bei den Übernachtungen bedeuteten eine Fortsetzung des seit Jahren beobachtbaren Aufwärtstrends im heimischen Tourismus“, sagte der Grünen-Politiker unserer Zeitung. „Wir sind damit unserem Ziel, auch 2015 neue absolute Rekordzahlen im Tourismus des Landes zu schreiben, ein schönes Stück näher gerückt“, erklärte Bonde.

Chinesen strömen

Das mit Abstand größte Wachstum verbucht der baden-württembergische Tourismus im asiatischen Markt und hier besonders in China. Nie zuvor kamen mehr Urlauber aus dem Reich der Mitte in den Südwesten. In diesem Sommer waren es 135 442 – das sind fast doppelt so viele wie ein Jahr zuvor (plus 48,2 Prozent). Auf ihren Europareisen verweilen sie durchschnittlich knapp zwei Tage in Baden-Württemberg, sie buchten 245 122 Übernachtungen. Zu ihren liebsten Zielen gehörten Heidelberg und Hohenzollern sowie die Einkaufsstadt Metzingen mit ihrem Fabrikverkauf. Insgesamt legte der asiatische Markt bei den Gästeankünften um 24,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu: 375 715 Reisende buchten gut eine Million Übernachtungen.

Zwar betreibt die Tourismus-Marketing GmbH des Landes (TMBW) seit einigen Jahren intensive Werbung auf dem chinesischen Markt, was sich bereits in den vergangenen beiden Jahren in zweistelligen Wachtsumsraten niedergeschlagen hat. „Für die krasse Steigerung in diesem Jahr habe ich aber keine richtige Erklärung“, gesteht selbst TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun ein. Es zeige aber, dass es die richtige Entscheidung sei, noch mehr in diese neuen Märkte zu investieren. „Hier ist eine deutlich größere Wachstumsdynamik als im Inland zu erwarten“, sagt Braun. Erst im Frühjahr hatte die Landesregierung angekündigt, die Mittel für die Auslandswerbung in den Jahren 2015 und 2016 noch einmal um jeweils 300 000 Euro aufzustocken.

Treue Schweizer

Die wichtigsten Auslandsmärkte bleiben aber nach wie vor die direkten Nachbarländer. Allen voran die Schweizer, die mit knapp 1,5 Millionen Übernachtungen (plus 10,8 Prozent) die klare Nummer eins unter den ausländischen Gästen sind, gefolgt von den Niederlanden (908 301, plus 4,3 Prozent) und Frankreich (508 751, plus 5,6 Prozent).

Boomende Städte

Neben den klassischen Reisezielen wie dem Schwarzwald und dem Bodensee haben vor allem die Großstädte wieder ein deutliches Übernachtungsplus erzielt. Die Landeshauptstadt Stuttgart verzeichnete laut Statistischem Landesamt zwischen Mai und Oktober 1,91 Millionen Übernachtungen, rund 43 000 Mehr als im Vorjahreszeitraum. Freiburg kam auf 898 000 Übernachtungen (plus acht Prozent), Mannheim zählte 674 000 Buchungen (plus 5,8 Prozent), Karlsruhe legte um 3,4 Prozent zu auf 601 000 Übernachtungen.

Den größten Zuwachs verbuchte Heidelberg mit einem zweistelligen Plus von 14,6 Prozent auf 821 000 Übernachtungen. „Diese starken Zuwächse haben uns selbst erstaunt“, sagt Stadtmarketingleiter Steffen Schmid. „Es sind ein paar neue Hotels und betten hinzugekommen in diesem Jahr, aber nicht in diesem prozentualen Anteil.“ Auch die Universitätsstadt verdankt ihre guten Zahlen vor allem den Besucher aus China. „Das gleicht den Rückgang bei den Japanern wieder aus“, sagt Schmid. Hinzu kommen zahlreiche Gäste aus den arabischen Ländern , die als Medizintouristen die gute Klinik-Infrastruktur hierzulande nutzen.