Ohne Türmer keinen Zugang: Hans-Christian Wieder sucht neue Ehrenamtliche, die das Team bei der Betreuung des imposanten Bauwerks unterstützen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Erbaut zur Erinnerung an den Reichskanzler, ist der Bismarckturm ein beliebtes Ausflugsziel. Jetzt braucht das 112 Jahre alte Bauwerk ambitionierte neue Wächter.

Stuttgart - Wer den Bismarckturm von der Stuttgarter Talsohle aus erwandert, weiß zum Schluss, was er geleistet hat. Und die Mühe wird belohnt – mit einem grandiosen Blick über die Stadt. Die Aussicht ist einer der Gründe dafür, dass das Denkmal immer wieder Touristen auf den Gähkopf zwischen Feuerbach und Stuttgart Nord lockt. Doch beim Bürgerverein Killesberg und Umgebung, der den Turm betreut, werden langsam die ehrenamtlichen Türmer knapp.

„Wir hatten mal 18, jetzt sind es nur noch 14“, sagt Türmerobmann Hans-Christian Wieder. Weitere würden demnächst wohl noch wegen Krankheit ausfallen. Viele Ehernamtliche seien bereits über 70 Jahre alt. Er hofft nun auf ein paar 55- bis 65-Jährige, die frischen Wind in die Reihen bringen. „Sie dürfen natürlich auch älter oder jünger sein. Wichtig ist, dass sie ein bisschen Herzblut haben und sich für die Geschichte interessieren.“

Drei Schichten von rund vier Stunden

Geöffnet ist der 20 Meter hohe Aussichtsturm von Ostern bis Oktober samstags ab 15 Uhr und sonntags ab 11 Uhr, jeweils bis zum Einbruch der Dunkelheit. Bislang teilen sich drei ehrenamtliche Türmer das Wochenende in Schichten von rund vier Stunden. Die Helfer halten Wache und sammeln Eintrittsgelder ein. Das Publikum ist international. Neben Stuttgartern kommen etwa Menschen aus dem Irak, Syrien, Dubai, Griechenland, Türkei, selbst Amerika und China zum Bauwerk.

Die Türmer schauen auch sonst ein wenig nach dem Rechten. So greift Wieder schon mal zu Handfeger und Kehrschaufel, um Scherben eines nächtlichen Gelages zusammen zu fegen. Auch verwaltet er den Schlüssel, um ganz sicher zu gehen, dass der Turm an Wochenenden auch wirklich geöffnet ist. Und er meldet notwendige Reparaturen ans zuständige Gartenamt.

Feuersäule und Wasserturm

Studenten der Technischen Hochschule hatten den Bau des 112 Jahre alten Denkmals einst initiiert – zu Ehren des Reichkanzlers Otto von Bismark. Gebaut wurde es nach dem Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis. Anfangs brannte auf der Spitze ein Feuer, Aussichtspunkt war das Bauwerk damals auch bereits. 1928 bauten die damaligen Technischen Werke Stuttgarts in den Turm noch einen Wasserspeicher ein.

Doch die Zeit hinterließ ihre Spuren, und 1960 musste die Sehenswürdigkeit aus Stubensandstein wegen Baumängeln geschlossen werden. Erst nach der Sanierung 2002 wurde der Turm wieder für Besucher geöffnet, und seitdem halten die ehrenamtlichen Türmer hier Wache. Wer das Team unterstützen möchte, kann sich bei Dirk Karge (0711-62 19 61) oder bei Hans-Christian Wieder (0711-2 56 02 37) melden.