Mark Cavendish gewann 10. Etappe. Foto: AFP/PHILIPPE LOPEZ

Mark Cavendish hat seinen dritten Etappensieg bei der 108. Tour de France gefeiert und ist nur noch einen Erfolg vom Rekord von Eddy Merckx entfernt. Der Brite gewann am Dienstag die 190,7 Kilometer lange zehnte Etappe in Valence.

Valence - Unter den dunklen Gewitterwolken von Valence herzte Mark Cavendish Weltmeister Julian Alaphilippe, setzte sein breitestes Grinsen auf - und redete kurz vor der Einstellung des Uralt-Rekords von Eddy Merckx seine eigene Leistung klein. „Ich habe fast nix gemacht, außer die letzten paar Meter schnell zu fahren“, sagte der 36 Jahre Altstar nach seinem dritten Etappensieg bei der diesjährigen Tour de France. Mit seinem insgesamt 33. Triumph rückt er der belgischen Rad-Legende Merckx (34) immer näher - und in Abwesenheit mehrerer Top-Sprinter scheint der Brite in diesem Jahr einfach nicht zu überwinden.

„Das war die alte Schule, das war eine perfekte Anfahrt meines Teams - es war so, wie du es im Lehrbuch erwarten würdest“, hob Cavendish nach dem dritten Erfolg im dritten Massensprint dieser Tour hervor. Sein Rennstall Deceuninck-Quick-Step hatte das Finale nach 190,7 Kilometern vom Olympia-Ort Albertville nach Valence am Dienstag ideal vorbereitet. Cavendish selbst vollendete dann, indem er vor den beiden Belgiern Wout van Aert und Jasper Philipsen siegte. „Ich gehe nicht auf das Grüne Trikot, ich gehe auf Etappensiege. Und so sammle ich die Punkte für das Trikot“, schilderte Cavendish.

Viel Lob für Helfer

Unter anderem Alaphilippe hatte für den Routinier gearbeitet. Cavendish präsentierte beim ersten Siegerinterview stolz und verschwitzt das Grüne Trikot und hörte gar nicht mehr damit auf, seinen Mitstreitern zu danken. „Ich bin so demütig. Der Sieger der Flandern-Rundfahrt fährt für mich, der Weltmeister fährt für mich - und ich muss es dann zu Ende bringen“, sagte Cavendish - es gelang ihm wie schon in Fougères und Châteauroux famos. Im Kampf ums Grüne Trikot ist er mit 218 Zählern schon weit voraus, 59 Punkte liegt er vor Michael Matthews.

Auch der geschlagene Van Aert musste zugeben: „Ich war sehr gut positioniert und am Hinterrad von Cavendish. Aber am Ende hat der beste Mann gewonnen.“ Weltmeister Alaphilippe freute sich, dass seine Vorarbeit belohnt wurde. „Wir wollten heute etwas zeigen und wussten, dass Mark in großartiger Form ist“, sagte der 29-Jährige, der selbst schon eine Etappe bei dieser Tour für sich entschieden hat.

Greipel hofft auf Schlussphase

Bis Paris gibt es vier weitere Sprintchancen. Dann will auch der deutsche Routinier André Greipel besser abschneiden. Am Dienstag schaffte er es auf Rang sieben. Es war sein bislang stärkstes Resultat, doch für einen Podestplatz scheint die Endgeschwindigkeit des 38-Jährigen nicht mehr zu reichen. „Der Körper ist nach dem Ruhetag ein bisschen eingeschlafen. Es wird ein paar Kilometer brauchen, ihn wieder aufzuwecken“, hatte Greipel am Start gesagt.

Nach der perfekt vorbereiteten Sprint-Show von Routinier Cavendish, der ein nervöser Etappenverlauf vorausging, dürfte sich der Fokus schon am Mittwoch wieder komplett auf den neuen Tour-Dominator Tadej Pogacar richten. Der Slowene hatte in den Alpen am vergangenen Wochenende die komplette Konkurrenzdüpiert und gilt bei der schweren Etappe, bei der am Mittwoch der legendäre Mont Ventoux in der Provence erstmals gleich doppelt überquert wird, als heißester Anwärter auf den nächsten großen Coup.

Corona-Testreihen ohne Folgen

Im Gegensatz zu den harten und kalten Alpen-Etappen am Wochenende hat die nächste Corona-Testreihe keine Folgen für das Feld ergeben. 164 von 165 Fahrern konnten das Rennen zum Start der zweiten Tour-Woche fortsetzen, nur der Deutsche Jonas Koch konnte wegen einer nicht näher genannten Krankheit nicht mehr an den Start gehen.

Schon seit dem Wochenende nicht mehr dabei ist der von einem Sturz geplagte Primoz Roglic. Der Jumbo-Visma-Profi galt als einer der Topfavoriten auf Gelb, nachdem er sich 2020 nur knapp Landsmann Tadej Pogacar geschlagen geben musste. Wenn es nach Sportdirektor Merijn Zeeman geht, wird Roglic im nächsten Jahr einen weiteren Anlauf wagen. „Er wird nächstes Jahr zur Tour zurückkehren. Das ist das Rennen, bei dem er zeigen möchte, dass er die Nummer eins der Welt ist. Er wird zurückkommen“, sagte Zeeman dem Fachportal „Cyclingnews“.